Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
zusammenbrauenden Sturm noch schlimmer machte.
»Aber die Amhas-draoi kennen die Wahrheit auch nicht«, fuhr Aidan fort.
Die Nachricht. Das offene Fenster in ihrem Zimmer.
»Bist du deshalb nach Dublin gekommen?«, fragte Sabrina.
»Die Amhas-draoi suchen Brendan. Sie glauben, dass nicht Máelodor, sondern er hinter dieser neuen Bedrohung steckt.«
»Máelodor hat einen üblen Amhas-draoi namens St. John entsandt, um Brendan zu fassen.«
Aidan beugte sich in seinem Sessel vor und umklammerte in jäher Aufregung die Lehnen. »Gervase St. John? Ist er es, den du meinst? Und woher weißt du das?«
»Daigh hat gesagt, ich solle mich von ihm fernhalten und Brendan vor ihm warnen.«
»Warum sollte diesen Teufel kümmern, was mit Brendan ist?«
Sabrina schluckte den plötzlichen Kloß in ihrer Kehle hinunter, der ihr die Luft abschnürte, und erwiderte Aidans kritischen Blick so ruhig, wie sie konnte. »Weil er selbst am besten weiß, wie schmerzvoll es ist, Máelodor ausgeliefert zu sein.«
Kapitel Zwanzig
D er Amhas-draoi kniete vor ihm, den blonden Kopf gesenkt und die Rechte an seinem Herzen. »Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich für diese Aufgabe ausgewählt habt, o Großartiger. Ich werde mein Bestes tun, um Euer Vertrauen zu rechtfertigen.«
Máelodor legte eine Hand auf St. Johns Schulter. »Wenn Sie wirklich einen Platz an Artus’ Seite wünschen, erwarte ich mehr als nur Ihr Bestes. Der Hochkönig wird vertrauenswürdige Gefährten und Berater brauchen, wenn er seine Armee versammelt und den Aufstand vorbereitet. Bringen Sie mir den Rywlkoth-Wandbehang, und Sie werden bei der entscheidenden Schlacht an seiner Seite reiten. Eine höhere Belohnung gibt es nicht.«
»Wie werde ich den Wandbehang erkennen?«
»Seine misstrauische Natur hat Kilronan veranlasst, ihn zu tarnen, und obwohl ich sein Tagebuch gründlich studiert habe, konnte ich keine Beschreibung seiner Veränderungen finden. Wir können uns daher nur von den ursprünglichen Beschreibungen leiten lassen, und die haben Sie ja schon.«
»Ein Rätsel in einem Rätsel.«
»Irgendwo in dem kaschierenden Muster sind die Hinweise versteckt, die uns zu Artus’ Grab führen werden.«
»Der Wandteppich könnte sich überall innerhalb der Einfriedungen der bandraoi befinden. Und diese verhutzelten alten Besen werden mich gewiss nicht einladen, mich bei ihnen umzusehen«, bemerkte St. John.
»Fühlen Sie sich der Aufgabe nicht gewachsen? Einer von Scathachs viel gepriesenen Kriegern?«
»Es wird schwierig und zeitaufwendig sein.«
»Alle lohnenswerten Ziele bringen einen gewissen Grad an Schwierigkeit mit sich. Ein wahrer Freund des Hochkönigs würde davor nicht zurückschrecken. Und auch nicht jammern wie ein Feigling.«
Wie erwartet versteifte sich St. John beleidigt. Wie schnell er sich doch angegriffen fühlte und wie sehr er danach lechzte, sich als würdig zu erweisen! Máelodor lächelte im Stillen. Die Kontrolle über andere lag darin zu wissen, welche Fäden man ziehen musste, um die Marionetten tanzen zu lassen. Der Amhas-draoi mit seinen so dicht an der Oberfläche liegenden Unzulänglichkeiten war von Anfang an wie ein offenes Buch gewesen.
»Ich finde einen Weg, o Großartiger«, erwiderte St. John knapp.
Máelodor nickte. »Es gibt immer einen Weg.«
Erschöpfung und spröde Knochen schwächten ihn, und er lehnte sich im Sessel zurück, um Atem zu schöpfen und die Schmerzen in seinen Hüften und seinem Rücken ein wenig zu mildern. Die Reise von Holyhead nach Dublin war für seinen alten Körper strapaziöser gewesen, als er zugegeben hätte. Er musste seine Kräfte schonen. Es wäre nicht gut, wenn er ausgerechnet dann ausfallen würde, wenn er sie am meisten brauchte.
St. John hob den Kopf. »Und was ist mit Douglas? Ist er noch immer vorrangig?«
»Oh ja! Brendan Douglas muss gefunden werden. Er ist der Einzige, der weiß, wo der Sh’vad Tual versteckt ist. Er muss dazu gezwungen werden, die Information preiszugeben.«
»Und danach?«
Máelodor spürte die pulsierende Erregung des Mannes, die auch tief in ihm eine Saite anrührte. Einen schleichenden Eifer, der die körperliche Verschmelzung von Tier und Mensch, auch als »Heller-Wandel«, bekannt, bewirkte. Er hatte es seit Jahren nicht mehr zugelassen, aber hier und da brachte ein Moment der Stimulation Spuren der Schlange an die Oberfläche, eine berechnende, von schwächeren menschlichen Emotionen unbeeinträchtigte Rücksichtslosigkeit. Und jetzt war nicht die
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