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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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habe ich zerstört. Oder es auf Verlangen meines Herrn versucht. Ich bin eine Kreatur, die wie ein Sklave an einen Wahnsinnigen gebunden ist.«
    Aidans Verletzungen im Frühjahr. Sie hatten Sabrina gesagt, er habe einen Unfall beim Klettern in den Klippen unterhalb Belfoyles gehabt. Jack, der angeblich von Straßenräubern ermordet worden war. Kilronan House, das durch eine umgefallene Kerze in Schutt und Asche gelegt worden war. Und all das war in Wirklichkeit von Daigh verursacht worden? Nein. Das konnte nicht sein. Sie hätte es gewusst, es gesehen und gespürt.
    Aber das hatte sie. Und sie spürte es immer noch. Nur hatte sie ihren Sorgen keinen Glauben schenken wollen, weil sie zu verfangen war in ihrer mädchenhaften Fantasie von Daigh, der ihr zu Hilfe eilte. Daigh, ihr schwarzäugiger Held und Retter in der Not. Leider war es jedoch nur das gewesen – eine Fantasie.
    Sabrina wurde erst kalt, dann heiß, und sie schlang die Arme um ihren Körper gegen die Schauer, die sie schüttelten.
    Aidan griff nach ihrem Arm. »Komm, Sabrina!«
    »Ich glaube dir nicht, Daigh«, flüsterte sie und hoffte verzweifelt auf ein Dementi.
    »Glaub mir! Es ist so«, antwortete Daigh.
    Aidans Griff verstärkte sich, als er sie wegzog.
    »Du würdest mir nicht wehtun. Das könntest du gar nicht.« Bittend streckte sie die Hand nach Daigh aus, doch er schüttelte sie mit einer schnellen, wütenden Bewegung ab.
    »Du bist ein dummes Kind«, knurrte er mit abgewandtem Kopf. »Eine kleine Närrin.«
    Seine Beleidigungen trafen sie mit der Wucht von Schlägen. Da sie aber ohnehin schon wie betäubt war, schwankte sie nicht einmal unter ihnen. »Und was ich von uns gesehen habe? Die Bilder von dir und mir?«
    Er hob den Kopf und maß sie mit einem hässlichen, anzüglichen Blick. »Die Schwärmereien einer Jungfrau.« Seine Lippen verzogen sich zu einem perfiden Lächeln. »Aber das haben wir ja erledigt, Schätzchen, nicht?«
    Aidan versteifte sich und wurde puterrot vor Wut. »Lazarus, du Sohn einer räudigen Hündin …« Er riss die Hand hoch und gab einen Schuss ab.
    »Nein!«, schrie Sabrina.
    Die Fenster klirrten, Rauch stach ihr in die Nase und trieb ihr Tränen in die Augen.
    Sabrina ließ sich neben dem Mann auf die Knie fallen, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag und sich die blutigen Hände auf den Magen presste.
    »Daigh! Um Himmels willen, Aidan – warum hast du das getan?«
    Er stand kreidebleich und zitternd über ihnen. »Es mag ihn zwar nicht umbringen, wie er es verdient, doch mir geht es jetzt besser.«
    Daighs Brust hob und senkte sich von flachen, angestrengten Atemzügen. Jedes Einatmen ließ frisches Blut zwischen seinen Fingern hervorquellen. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Grinsen. »Freut mich, Ihnen dienlich sein zu können, Mylord.«
    »Komm, Sabrina!« Aidan zog sie auf die Beine. »Sollte ich noch einmal auch nur einen Hauch von deinem Gestank wahrnehmen, Lazarus, werde ich gern die ewige Verdammnis riskieren, um dich leiden zu sehen.«
    Sabrina schüttelte den Kopf. Sie war noch immer starr vor Schreck und außerstande, auch nur einen der wirren Gedanken zu äußern, die sie bestürmten, außer dem etwas einfältigen »Sein Name ist Daigh, nicht Lazarus«.
    Ein entrückter Ausdruck trat auf Daighs Gesicht, das plötzlich wie versteinert war, als wäre ihm jede Menschlichkeit genommen worden. Und Sabrina wusste endlich, wie und warum er in der See gelandet war. Wie weit er gehen würde, um zu erreichen, was er für seine einzige Möglichkeit hielt, Frieden zu erlangen.
    »Nein, Sabrina. Ich bin weder Daigh noch Lazarus. Mein wahrer Name ist verloren, so wie ich es bin.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    Sabrina blickte vom Kamin auf, wo sie vor einem nach Blumen duftenden Feuer ihrer Tante kniete und die dunkelroten Flammen mit Seiten aus ihrem Tagebuch fütterte. Lady Kilronans koboldhaftes Gesicht lugte um die Ecke der Schlafzimmertür. Sie war Sabrinas erster Besuch, seit Jane gerade lange genug hereingeschlüpft war, um sie furchtsam und leicht bestürzt zu betrachten, ihre Hände zu ergreifen und zu flüstern: »Mach dir keine Vorwürfe … du konntest es ja nicht wissen, Sabrina. Und falls er dir je wieder zu nahe kommt …« Sie hatte sich aufgerichtet wie Jeanne d’Arc vor der englischen Armee, bevor sie angesichts des neuen Geschreis unten schnell wieder hinausgeeilt war.
    Das war gegen Mittag gewesen. Jetzt war es acht Uhr abends, was Sabrina ein schneller Blick zur Uhr verriet.

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