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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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sollte. »Und Tante Delia glaubt, ich wäre plötzlich krank geworden und müsste hierbleiben. Sie fährt nach Bray, um eine Freundin zu besuchen.«
    »Diese Idee hast du ihr in den Kopf gesetzt, nicht wahr?«
    »Mag sein, dass ich so etwas angedeutet habe, aber sie war mehr als froh, fahren zu können. Ich glaube, sie hat die Nase gestrichen voll von den finsteren Blicken, die Aidan ihr bei jeder Begegnung zuwirft. Sie hat ihm nie verziehen, dass er die Statue des Zeus im Salon zerbrochen hat. Sie schwört, dass es Absicht war. Ich glaube, sie hat sogar die Scherben aufbewahrt.«
    Jane kicherte, bevor sie ihre Belustigung hinter einem angemessen ernsten Gesichtsausdruck verbarg. »Ich bin immer noch der Meinung, dass es keine gute Idee ist. Wie willst du reisen? Wo willst du unterwegs die Nacht verbringen? Was werden die Leute sagen? Lord und Lady Kilronan werden mich umbringen, wenn sie es herausfinden. Und ich bin zu jung zum Sterben.«
    Sabrina zählte ihre Antworten an den Fingern ab. »Erstens werde ich die Postkutsche nehmen. Sie fährt jeden Morgen von der Sackville Street aus ab. Zweitens habe ich genug Geld für den Fahrpreis, Essen und Unterbringung. Drittens werden die Leute ohnehin denken, was sie denken wollen. Und viertens werde ich Aidan schreiben, sobald ich in Glenlorgan bin.« Sie blies sich eine Haarsträhne aus den Augen, trat zurück und betrachtete die kleine Reisetasche. Hatte sie genug Gepäck? Zu viel?
    »Lass mich wenigstens mitkommen! Ich kann in einer halben Stunde fertig sein.«
    »Nein, ich brauche dich hier, um jeden Verdacht zu zerstreuen. Sag ihnen, ich fühlte mich nicht wohl und wolle in Ruhe gelassen werden!«
    »Und wenn sie merken, dass du nicht mehr da bist?«
    »Dann behauptest du, du wüsstest nichts darüber. Oder ich hätte dir Prügel angedroht, falls du etwas sagtest.«
    Jane verdrehte ihr Taschentuch in den Händen, als erwürgte sie jemanden. Wahrscheinlich mich, dachte Sabrina. »Kannst du Aidan nicht einfach bitten, uns selbst zurückzubringen, und dir all dieses Theater sparen?«
    »Das habe ich schon versucht, aber er hat sich geweigert. Mehr als einmal, Jane. Er sagte, eine Rückkehr zu den bandraoi käme nicht infrage. Er will mich auf Belfoyle haben, wo angemessen für mich gesorgt werden kann. Wobei seine Vorstellung von ›angemessen‹ eine Wache vor meiner Tür bedeutet, Wasser und Brot zum Trinken und Essen und Aidan selbst, der wie eine Feuer speiende Gor …, wie ein Drache durch das Haus marschiert.«
    Drachen speien Feuer. Gorgonen verwandeln dich in Stein.
    Sabrina blinzelte, um das jähe Brennen in ihren Augen zu verdrängen. Ard-siúr hatte Daigh als verwundetes Tier bezeichnet und sie gewarnt, was geschehen würde, wenn sie ihrem Herzen folge und versuche, einen Mann zu retten, der nicht mehr zu retten war. Sabrina konnte niemand anderem als sich selbst die Schuld daran geben, dass ihr Leben jetzt in Scherben lag.
    Sie vermisste Ard-siúr, Schwester Ainnir, ja sogar Schwester Brigh. Ihr voll gestopftes kleines Zimmer. Die langen Nächte auf der Krankenstation und die anstrengenden Tage beim Studium oder bei der Arbeit. Ihre Freundinnen. Ihr Leben.
    Sabrina war nicht tapfer oder unabhängig, reif und welterfahren. Sie hatte alles gründlich verpfuscht, und jetzt wollte sie nur noch heimkehren.
    »Er sollte froh sein, dass ich ins Kloster zurückkehre. Ich habe hier nur für Ärger gesorgt. Warum schreibt er mich nicht einfach als weiteres verschwundenes Familienmitglied ab?«
    »Du kannst nicht länger vor deiner Familie und deiner Vergangenheit davonlaufen, Sabrina. Sie leben in dir weiter. Sie sind es, die dich zu der machen, die du bist.«
    »Falls du damit sagen willst, ich benutzte die bandraoi als Möglichkeit, mich vor mir selbst zu verstecken, bist du nicht die Einzige, die das denkt. Warum glaubt mir niemand, dass es das Leben einer Priesterin des Hohen Danu ist, was ich will? Ist das so schwer zu glauben?«
    Jane verzog das Gesicht. »Um es kurz zu machen – ja.«
    Daigh schob sein Messer wieder in die Scheide und hielt inne, um zu verschnaufen und sich vom Schwanken am Rand des Wahnsinns zu erholen. Er war hierhergekommen, um sich ein für alle Mal von der Bedrohung durch St. John zu befreien. Nachdem er von Raum zu Raum gestürmt war, musste er jedoch erkennen, dass er zu spät gekommen war. Die Möbel waren abgedeckt, die Betten abgezogen, und der Kamin war leer und kalt. Der Amhas-draoi war geflohen. Nur sein Duft hing noch in der Luft.

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