Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Kilronans Hand. »Mich anzuschießen wird langsam für Sie zur Angewohnheit, Mylord.«
»Zu einer, die ich nur zu gern fortsetze«, sagte Aidan und zog eine zweite Pistole aus dem Rock. »Soll ich Ihnen den Gefallen noch einmal erweisen?«
»Nicht, wenn Sie erfahren wollen, wozu Sie hergekommen sind.« Daigh griff sich an die Seite. Sie war klebrig von Blut, verheilte aber schon. Wie immer. Langsam rappelte er sich auf und straffte sich trotz der nachhallenden Schmerzen unter den wachsamen, erbosten Augen von Sabrinas Bruder. »St. John ist weg. Andernfalls hätte ich ihn schon erledigt.«
Das war anscheinend nicht das, was Kilronan erwartet hatte. Seine dunklen Brauen zogen sich zusammen. »Um niemanden zurückzulassen, der uns zu Ihrem Herrn führen könnte?«
»Meine Feindschaft ist allein die meine, nicht Máelodors.«
Kilronan fluchte und begann, mit nervösen, wütenden Schritten im Zimmer hin und her zu humpeln.
»Ich muss Sie warnen«, sagte Daigh. »Máelodor ist hinter Brendan Douglas her.«
»Aus welchem Grund?«
»Wegen des Steins, des Sh’vad Tual. Brendan Douglas hat ihn versteckt, und Máelodor will ihn haben. Er ist das letzte noch fehlende Element in seinem Bestreben, Artus wiederzuerwecken. Der Großartige wird Ihren Bruder mit Folter zerbrechen, und Douglas wird das Versteck des Sh’vad Tual preisgeben. Er wird keine andere Wahl haben. Und dann, wenn er Glück hat, werden sie ihn sterben lassen.« Daigh biss die Zähne zusammen, als die Erinnerungen auf ihn einstürmten. An die Folter, die Brutalität, die niemals endete, egal, wie sehr er schrie. »Wenn er sehr viel Glück hat.«
Kilronan verengte argwöhnisch die Augen. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
Daigh breitete in einer Geste der Resignation die Arme aus. »Aus persönlichen Gründen.« Auf Kilronans ungläubiges Schnauben hin verzog er spöttisch die Mundwinkel. »Ob Sie mir glauben oder nicht, spielt keine Rolle.«
Kilronans Antwort war leise und bissig. »Die Amhas-draoi halten Máelodor für eine Erfindung. Für einen Versuch von mir, sie von Brendans Plänen abzulenken.«
»Máelodor hat sich gut zu verbergen gewusst und Scathachs Armee von seiner Fährte abgebracht. Wenn Douglas stirbt, werden die Amhas-draoi glauben, die Gefahr sei vorüber. Keiner wird hinterfragen, wie er starb oder welche Informationen er preisgab, bevor er getötet wurde.«
Lange standen die beiden Männer nur schweigend da und starrten einander an. Keiner von beiden rührte sich oder machte Anstalten, anzugreifen oder nachzugeben. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen in der Kälte. Regen trommelte gegen die Fenster, und Schatten zogen sich über den Boden.
Kilronan ergriff als Erster wieder das Wort. »Sie haben versucht, mich zu ermorden. Und Sie haben meinen Cousin getötet.«
Der Hass eines Mannes. Die flehentlichen Bitten einer Frau …
Jack O’Gara verdiente es nicht, so zu sterben. Er hätte nicht versuchen sollen, den Helden zu spielen.
Daighs Hände zitterten, als das Blut in seinen Ohren zu dröhnen begann und die Erinnerung an seine Verbrechen übertönte. »Ich hatte nicht die Freiheit, mich zu weigern. Doch das kann Sie wohl kaum über Ihren Verlust hinwegtrösten.«
»Und Sie und Sabrina …« Die Worte blieben mit einem erstickten Fluch in Aidans Kehle stecken. »Allein dafür sollte ich Sie …« Sein Finger um den Abzug der Pistole zuckte, und sein ganzer Körper zitterte vor Angriffslust.
»Wenn es Ihnen Ihren Schmerz erleichtert.« In Erwartung einer weiteren Demonstration von Kilronans Hass schloss Daigh die Augen und beschwor das Bild von Sabrina herauf, wie sie strahlend schön und lächelnd an der Küste stand. Stattdessen aber sah er sie in sinnlicher Verzückung, ihr Gesicht zu seinem erhoben, und spürte die seidige Glätte ihrer Haut, die Süße ihrer Lippen und die Schönheit ihrer Vereinigung. Der heftige Schmerz, der folgte, durchzuckte ihn mit der gleichen Schärfe wie vorher der Pistolenschuss.
»Es ist mir egal, wie stur Sabrina Sie verteidigt. Ich traue weder Ihnen noch Ihren Motiven.«
Sabrina verteidigte ihn? Was war los mit ihr? Er hatte sich alle Mühe gegeben, ihren Hass auf sich zu ziehen. Warum benahm sie sich dann nicht so, wie sie es sollte? Sie konnte einen zur Raserei bringen, diese verdammte, dickschädelige, tapfere, unerschrockene Frau!
»Worüber grinsen Sie, verdammt noch mal?«
Daigh öffnete die Augen bei Kilronans erboster Frage. »Weil mir wieder mal das Paradies versagt
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