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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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noch etwas Neues aufhängen musste, befand sich an der ansonsten dicht bedeckten Wand.
    »Ich war überrascht, als man mir sagte, Sie seien allein gekommen.« Ard-siúrs erhobene Brauen verschwanden fast unter ihrem Haaransatz. »Ich hatte angenommen, Sie würden mindestens bis Anfang Sommer in Dublin bleiben. Ist irgendetwas vorgefallen, das Ihren Besuch verkürzt hat?« Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie schon über sämtliche Vergehen Bescheid wusste und nur darauf wartete, dass Sabrina sie gestand.
    »Nein. Ich habe mich nur entschlossen, früher als vorgesehen zurückzukehren.« Hitze stieg in Sabrinas Wangen, doch ihre Stimme klang erstaunlich ruhig, als sie weitersprach. »Sie hatten mir geraten, das Leben außerhalb der Klostermauern zu erproben, bevor ich die endgültige Bindung an die bandraoi einginge. Diesen Rat habe ich befolgt. Aber mein Platz ist hier. Der Orden ist mein Zuhause, und Sie alle sind meine Familie.«
    »Schön, dass Sie so denken. Doch hatten Sie es so eilig, uns diese Erkenntnis mitzuteilen, dass Sie nicht auf angemessene Begleitung warten konnten? Nicht einmal auf die Janes?«
    Ard-siúrs Worte flößten Sabrina Gewissensbisse ein. War ihre Flucht bekannt geworden? Hatte sie die arme Jane dem nicht unerwarteten Zorn ihres Bruders ausgeliefert?
    »Es tut mir leid, Ard-siúr. Wirklich. Aber ich musste zurückkommen. Ich konnte nicht bleiben. Nicht, nachdem …« Es waren diese scharfsichtigen Augen, die sie wünschen ließen, alles zu gestehen. Doch es war noch zu frisch, zu schmerzlich, um darüber zu sprechen. »Ich musste einfach zurückkommen.«
    »Ist irgendetwas in Dublin geschehen, Kind?«
    Sabrina tat die Frage mit einem nervösen Kopfschütteln ab. »Nein, nichts. Ich bin nur bereit, die letzten Riten zu zelebrieren.«
    Ard-siúr schenkte ihr ein weiteres undurchsichtiges Lächeln. »Ihre Hingabe an uns ist bewundernswert. Wie auch Ihre Selbstständigkeit. Nicht viele junge Frauen würden eine so gefährliche Reise allein antreten.«
    Waren das lobende oder tadelnde Worte? Schwer zu sagen bei Ard-siúr.
    »Sie müssen sich wirklich danach gesehnt haben, wieder hier zu sein.«
    »Oh ja, das habe ich!«
    »Oder basiert Ihre Sehnsucht mehr auf dem Verlangen, nicht dort zu sein?«
    Sabrina erwiderte Ard-siúrs Blick mit einem, wie sie hoffte, unergründlichen Gesichtsausdruck.
    »Kind, Sie haben großartige Gaben. Ihre Heilkräfte sind ungeschult, aber machtvoll. Schwester Ainnir hat sich sehr auf Sie verlassen, vielleicht mehr, als sie es hätte tun sollen. Und die anderen bandraoi haben angefangen, sie als eine der ihren zu betrachten, obwohl Sie die Gelübde noch nicht abgelegt haben. Wir haben Sie von dem schüchternen, unsicheren jungen Mädchen, das sich vor seinem eigenen Schatten fürchtete, zu einer schönen, tüchtigen jungen Frau heranwachsen sehen. Sie werden immer ein Zuhause bei uns haben, falls Sie es brauchen sollten.«
    Sabrina spürte, dass ein großes »aber« kam.
    »Aber ich bin immer noch nicht überzeugt, dass Sie mit einem Leben unter uns zufrieden sein könnten.«
    »Ard-siúr, wenn Sie mir nur zuhören würden …«
    Eine gebieterisch erhobene Hand ließ sie verstummen. »Lassen Sie mich ausreden! Vielleicht hätte ich besser sagen sollen, dass ich bezweifle , ob Sie sich damit zufriedengeben könnten. Sie würden alles richtig machen. Niemand würde etwas auszusetzen haben an Ihrem Einsatz. Doch würden Sie Ihre Pflichten mit einem Herzen voller Freude über die Richtigkeit Ihrer Entscheidung erfüllen, oder würden Sie ruhelos und unzufrieden werden? Das wissen nur die Götter. Sie sehen sogar noch mehr als ich. Und was ich sehe, ist so offensichtlich wie die Gespenster in Ihrem Blick.«
    Sabrina senkte den Kopf. Es würde kein zeitloses, uraltes Ritual geben, um den Aufruhr in ihrem Herzen zu beruhigen, keinen sicheren Hafen, in den sie passte, keinen Ort, an den sie gehörte. Sie war wirklich ganz allein.
    »Werden Sie meinen Bruder kommen lassen?« Als wäre er nicht schon wütend genug auf sie.
    »Ich werde ihm Nachricht von Ihrer sicheren Ankunft senden. Und ich werde ihm schreiben, wie ich über die Sache denke. Aber wie ich schon sagte, steht es Ihnen frei, vorläufig bei uns zu bleiben. Wir sind ein Zufluchtsort, Sabrina. Nicht nur für Sie, sondern für alle, die uns brauchen.«
    »Ich danke Ihnen, Ard-siúr.« Sabrina zitterte trotz der Wärme des Zimmers.
    »Das werden wir bald sehen«, entgegnete Ard-siúr kryptisch, erhob sich und nickte

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