Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
enden wie er. Aber schauen wir mal. Daigh …« Wieder tippte sie sich mit dem Finger an die Lippe. »Daigh … Daigh MacLir.«
    Diesmal war er es, der ihr ein Lächeln schenkte, auch wenn es sich lahm und unnatürlich auf seinem Gesicht anfühlte. »Sohn der See. Wie poetisch, Schwester!«
    Sie straffte sich, nahm die Schultern zurück und hob den Kopf. »Ich bin Ard-siúr und Priorin dieses Konvents.«
    »Wo bin ich? Was ist das für ein Ort?«
    Ihre Augenbrauen verschwanden fast unter ihrem Kopftuch. »Sie befinden sich in Glenlorgan bei den Schwestern des Hohen Danu . Wir sind ein Orden von bandraoi -Priesterinnen, die sich einem spirituellen Leben verschrieben haben. Einem Leben, in dem wir fern des Misstrauens unserer Duinedon -Nachbarn unserem Anderen -Erbe treu bleiben können.«
    Er kannte diese Begriffe. Andere waren halb Mensch und halb Magier. Duinedon waren Sterbliche ohne die Kräfte, die ihre magisch begabten menschlichen Nachbarn kennzeichneten. Wieso wusste er das? Was für eine Bedeutung hatten Andere und Duinedon für ihn? Was für eine Rolle spielten sie in seinem Leben?
    »Sie riskieren viel, indem Sie mir das sagen. Mal angenommen, ich würde Sie verraten?«
    »Das ist eine Möglichkeit. Aber meine Knochen sagen mir, dass Sie es nicht tun werden.«
    »Ihre Knochen?«
    »Ich spüre großen Stolz in Ihnen. Manche könnten ihn sogar als Arroganz empfinden. Aber es ist auch sehr viel Ehre in Ihnen.«
    »Wenn Sie so viel über mich wissen, warum dann all die Fragen?« Erneut erwachte Zorn in ihm. Seine Hand schloss sich um eine unsichtbare Waffe – und registrierte ihr Nichtvorhandensein mit einem eigenartigen Anflug von Bedauern.
    Diese Priesterin hatte Unergründlichkeit zu einer Kunst erhoben. Sie musterte ihn mit einem ruhigen Blick, der durch Decken, Fleisch und Knochen bis in seine Seele vorzudringen schien. Aber ihr Blick löste sich schnell wieder von ihm, da eine Frau, die an Sicherheit gewöhnt war, wie er annahm, Verwirrung als etwas Störendes zu empfinden schien.
    »Der Dinge wegen, die ich nicht spüre, Mr. MacLir. Die sind es, die mir Sorgen bereiten.«
    »Hier kommt das Essen.« Sabrina öffnete mit dem Ellbogen die Tür und trat rückwärts in das Krankenzimmer ein. Auf den Armen balancierte sie ein Tablett. Das Mittagessen verspätete sich heute, was das Werk zu vieler bandraoi am Herd war, die den sprichwörtlichen Brei verdarben. Haushaltsmagie war gut und schön, aber ein Übermaß an Magie in einem geschlossenen Raum konnte auch zu Chaos führen – wie die der Küche zugeteilten Schwestern und Novizinnen herausgefunden hatten, als der Herd schwarzen Rauch ausgestoßen und sich aus den Becken ganze Ströme schmutzigen Spülwassers über den Fußboden ergossen hatten. »Ich muss mich für die Verspätung entschuldigen, doch …«
    Sie schnappte nach Luft, als sie sich umdrehte, und ihr Tablett geriet ins Schwanken. Der Patient lag nicht mehr im Bett. Und er war auch nicht nur unter Bergen von Decken verborgen, sondern ragte vor ihr auf wie ein Riese aus einer Legende. Sein Kopf berührte die niedrige Decke, und sein Körper nahm beinahe jeden freien Zentimeter Raum in Anspruch. Selbst die Luft schien knapp zu sein. Sabrina konnte nicht einmal genug bekommen, um tief einzuatmen.
    Sie blinzelte, als ihr Blick über einen muskulösen nackten Oberkörper glitt, der wie aus Stein gemeißelt war, und sie die unzähligen Narben sah, die wie irgendeine fremde Kriegersprache in Blut auf seinem Körper geschrieben standen. Doch statt einer kampferprobten Klinge oder Infanteriemuskete hielt er nur ein Hemd in der Hand.
    »Hier oben«, hörte sie ein amüsiertes Brummen.
    Hitze schoss in ihre Wangen, und sie erhob den Blick zu seinem Gesicht, dessen Anblick ihr nur erneut den Atem stocken ließ. Er war nicht gut aussehend im klassischen Sinne, weil sein Gesicht zu hart war, um als männlich schön zu gelten. Aber er hatte starke, markante Gesichtszüge, ein Kinn, das wie aus Stein gemeißelt wirkte, und einen schönen, festen Mund. Sein Haar war kurz geschnitten, höchstens zwei Zentimeter lang, und entsprach damit gar nicht der gängigen Mode. Und wie immer hatten seine schwarzen Augen diesen durchdringenden Blick, der sie auf ein unbeholfenes kleines Mädchen reduzierte.
    »Oh, entschuldigen Sie«, sagte sie stockend. »Ich wusste nicht … niemand hatte mich darauf vorbereitet …« Sie schluckte ein paar Mal und bemühte sich, ihre Selbstsicherheit wiederzufinden. »Ich meine, ich bin

Weitere Kostenlose Bücher