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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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überrascht, Sie auf den Beinen und angezogen anzutreffen.«
    » Beim Anziehen, wie Sie sehen.« Er spreizte die Hände, sodass das Hemd an einem seiner Finger hing.
    »Ja, gut …« Sie versuchte, überallhin zu sehen, nur möglichst nicht zu ihm. »Zumindest tragen Sie schon eine Hose.«
    Wieder dieses etwas schroffe Lachen. »Zumindest.«
    Hatte sie das wirklich gesagt? Hatte sie wirklich dorthin geschaut … Oh, würde sich doch nur der Boden unter ihren Füßen auftun und sie verschlucken! Ihr ganzer Körper brannte vor Verlegenheit. Eine bandraoi begaffte keine Männer. Nicht einmal, wenn der Mann hervorragendes Material für interessierte Blicke war.
    Er nahm ihr das Tablett ab, bevor sie es fallen ließ, und stellte es auf die Bank. Dann zog er das Hemd über den Kopf und half ihr damit aus ihrer Verwirrung.
    Schnell wischte sie die feuchten Hände an der Schürze ab und verlagerte die Haltung unter seinem rätselhaften Blick. »Ich gehe jetzt besser wieder. Schwester Ainnir wird …«
    »Bleiben Sie!«, sagte er, und irgendwie klang es mehr nach einem Befehl als einer Bitte.
    »Pardon?«
    »Bleiben Sie bei mir! Bitte!« Seine Augen flehten sie an, als wäre er kurz vor dem Ertrinken und sie seine einzige Rettungsleine. »Sabrina.«
    Mit seinem singenden Tonfall ließ er das »r« in ihrem Namen von seiner Zunge rollen wie kleine Wellen über warmen Sand … und löste ein wohliges Erschauern tief in ihrem Innern aus.
    »Ihre Schwester Ainnir redet nicht, sie blickt nur finster drein. Ard-siúr stellt Fragen, gibt mir aber keine Antworten.« Er fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar und stieß einen tief empfundenen Seufzer aus. »Ich muss erfahren, was mich hierhergebracht hat. Wer ich bin. Das ist unmöglich, solange ich in dieser Mönchszelle eingeschlossen bin.«
    Er hielt seine Furcht bedeckt, doch der eine oder andere Funke drang in Sabrinas Bewusstsein ein, durchstieß ihre stärksten Barrieren, bis sie seinen Schrecken spürte, seine Panik verstand und ihr der Kopf schwirrte von wilden, ungebändigten Empfindungen. Sie hämmerten hinter ihren Augen und verkrampften ihr die Nackenmuskeln. Noch nie hatte jemand sie derart bewegt, sie so aufgewühlt und war auf ihr Bewusstsein eingestürmt wie eine Flutwelle.
    Wusste er, was er bei ihr bewirkte? Oder war sein geistiger Ansturm unbeabsichtigt?
    Sabrina verschränkte geduldig die Hände und zwang sich, tief einzuatmen und sich zu entspannen, bevor sie sich darauf konzentrierte, ihren Geist noch fester vor ihm zu verschließen. Es wirkte. Einigermaßen. Zumindest konnte sie wieder atmen. Aber das Gefühl, in das Gewirr seiner Gedanken und Gefühle hineingestoßen worden zu sein und sich dort verfangen zu haben, ließ nicht nach.
    »Ich werde helfen, so gut ich kann, doch es gibt nicht viel zu sagen. Eines der Kinder aus dem Dorf fand Sie halb tot im Flachwasser am Strand.« Na also! Sie hatte zwei zusammenhängende Sätze zustande gebracht, ohne sich zu verhaspeln. »Es ist eine etwas merkwürdige Bucht. Die Strömung schwemmt dort alles Mögliche an. Treibholz, zerbrochene Fässer, die von Schiffen heruntergespült wurden, aber auch Leichen oder was von ihnen noch übrig ist.« Als sie sich bei ihrem Fauxpas ertappte, verstummte sie erschrocken. Kaum begann sie, zu ihrem normalen Auftreten zurückzufinden, musste sie schon wieder ins Fettnäpfchen treten!
    Sein Blick flackerte und beruhigte sich wieder. Eine seiner Hände ballte sich zur Faust.
    »Ich kann Sie hinführen, wenn Sie möchten.« Sabrina hörte die Worte und blickte sich so verwundert um, als hätte jemand anders gerade einen Ausflug zu der Bucht vorgeschlagen. War sie verrückt? Das fehlte ihr gerade noch, mit diesem Mann allein zu sein, der ihr das Gefühl gab, gleichsam von innen nach außen gekehrt zu sein, auf den Kopf gestellt und dann wieder von außen nach innen gekehrt.
    Er antwortete nicht, bis sie sich fragte, ob er ihren Vorschlag überhaupt gehört hatte. Vielleicht hatte sie ja gar nicht laut gesprochen und war vor ihren eigenen törichten Impulsen bewahrt worden? Da sein fortgesetztes grüblerisches Schweigen sie mit Unbehagen erfüllte, brach sie es mit dem nächstbesten Gedanken, der ihr kam. »Sie sprechen Walisisch.«
    »Tatsächlich?« Ein erwartungsvolles Funkeln erschien in seinen dunklen Augen.
    Sabrinas Puls beschleunigte sich, und sie erwiderte seinen Blick mit einem verlegenen Lächeln. »Ja, Sie sprachen gestern Nacht im Schlaf. Nur ein paar Worte. Nichts,

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