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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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sich, still liegen zu bleiben. Selbst wenn er nicht in der Nähe war, brachte Daigh MacLir ihre Sinne durcheinander. Was geschah mit ihr? Warum empfand sie so? Und warum erschien ihr eine Rückkehr zur Normalität jetzt wie das Allerletzte, was sie wollte?

Kapitel Fünf
    S abrina raffte die Röcke, zog die Tasche noch ein wenig höher auf die Schulter und stellte einen bestiefelten Fuß auf den umgestürzten Baumstamm. Schwankend und mit ausgestreckten Armen, um die Balance zu halten, betrat sie vorsichtig den Stamm.
    Unter ihr schlug das schmutzige, aufgewühlte Wasser gegen die Ufer und schoss mit erstaunlicher Geschwindigkeit unter dem Baumstamm hindurch. Flussaufwärts verfingen sich abgebrochene Äste an einer freigelegten Wurzel und bildeten einen immer größer werdenden Damm aus Astwerk.
    »Sind wir nicht über diese kindischen Spiele hinaus?«, fragte Jane.
    »Lassen Sie es gut sein, Schwester Brigh«, scherzte Sabrina. »Eine erwachsene Frau zu sein ist nicht unbedingt damit gleichzusetzen, auch eine muffige alte Langweilerin zu sein.«
    »Na schön! Aber dein erwachsenes Ich wird bis auf die Haut durchnässt werden, wenn du nicht vorsichtig bist«, warnte Jane.
    »Ich bin ja vorsichtig. Und du auch.« Sie blickte sich über die Schulter zu ihrer Freundin um, die mit verschränkten Armen und missbilligender Miene noch auf der anderen Seite stand. »Komm! Du bist noch keine zur vollen Würde erhobene Priesterin.«
    Jane wippte mit dem Fuß und verzog zweifelnd das Gesicht.
    »Einfach …« Trittsicher und behände überschritt Sabrina den glatten Stamm. »… so!«, sagte sie, als sie auf der anderen Seite ans Ufer sprang und eine tiefe Verbeugung vor ihrer Freundin machte. »Das war’s auch schon.«
    Mit einem leidgeprüften Seufzer trat Jane auf den Baumstamm. »Du bist einfach unverbesserlich.«
    Sabrina grinste sie an. »Das ist das Netteste, was mir je gesagt wurde.«
    Jane verdrehte nur die Augen, als sie mit unsicheren Schritten zu Sabrina auf der anderen Seite des Baches hinüberging. »Es wird spät«, sagte sie dann und warf einen furchtsamen Blick auf den Wald um sich herum. »Ich wünschte, du hättest bei Mrs. O’Brian nicht so lange gebraucht. Wir müssten längst zu Hause sein.«
    Durch die Baumkronen fiel das letzte graue und violette Licht der Abenddämmerung und warf lange Schatten in die Zwischenräume. Äste bewegten sich im auffrischenden Wind, und Wolken zogen tief und Unheil verkündend über den Himmel. Die Luft roch nach Regen und feuchter, schimmeliger Erde.
    »Babys tragen für gewöhnlich keine Uhren«, erwiderte Sabrina. »Unter den gegebenen Umständen war es eine relativ kurze Geburt, also sei dankbar auch für kleine Gaben! Wir hatten Glück, dass wir nicht die ganze Nacht dortbleiben mussten.«
    »Zumindest hätten wir dann am Morgen den Heimweg angetreten. Es ist schrecklich dunkel hier im Wald.«
    »Na komm schon! Wenn wir uns beeilen, sind wir vielleicht noch gerade rechtzeitig zum Abendessen da.« Sabrina nahm Jane an der Hand, und die beiden Frauen eilten über den schmalen, gewundenen Pfad. Keine bemerkte die Fremden, bis sie ihnen den Weg verstellten. Andere bauten sich hinter ihnen auf wie Schreckgespenster.
    »Sabrina?« Janes Stimme zitterte vor Furcht.
    »Schon gut!« Sabrina musterte die schmutzigen Gesichter und verfilzten Haare der verwilderten, landlosen Gesellen. »Sie würden es nicht wagen, uns anzurühren.«
    Hocherhobenen Hauptes ertrug sie die schmierigen, hohläugigen Blicke der Männer, die über das schneeweiße Tuch glitten, das ihr Haar bedeckte, und über die dunkle Ordenstracht. Sie schwieg und überließ es den Kerlen, von allein zu dem Schluss zu kommen, dass sie nicht verzweifelt genug waren, um zwei fromme Frauen zu belästigen.
    Ein knochendürrer Mann in zerrissener Hose und einem Hemd, das so aussah, als wäre es für eine viel stämmigere Figur gemacht, trat vor. Sabrina wurde die Kehle eng, als sie das Messer in seiner Faust aufblitzen sah.
    Auf dem Land wimmelte es nur so von Banden mittelloser Bauern, die von ihrem Land vertrieben worden waren. Gerüchte über die von diesen Banditen begangenen Verbrechen waren das zentrale Thema des täglichen Klostertratschs. Ard-siúr warnte alle, auf den Straßen achtzugeben und nie allein den Schutz des Klostergeländes zu verlassen. Aber Sabrina und Jane befanden sich ja auf dem Land der bandraoi . Das Dorf lag nur eine halbe Meile hinter der Grenze des letzten Feldes. Sie hätten also in

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