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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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wegdiskutieren und ihr versichern würde, alles würde wieder gut? Dass es nicht so war, wie es sich anhörte, und die Amhas-draoi sich irrten?
    Weil er schuldlos war.
    Was für eine Närrin sie doch war! Zweimal schon war sie von einem Mann getäuscht worden, dem sie dummerweise vertraut hatte und der so falsch gewesen war wie seine Worte.
    Anscheinend hatte sie ein Talent dafür, einen Gott in jemandem zu sehen, der alles andere war als das.
    Sie riss sich zusammen und schüttelte die Träumereien von ihrem verlorenen Zuhause ab.
    Auf gar keinen Fall würde sie nach Belfoyle zurückkehren. Ungeachtet Aidans Bitten blieb sie den bandraoi verpflichtet. Selbst wenn dieses Leben ihr jetzt leer erschien nach den Aufregungen der letzten Tage.
    Und was Daighs Verrat anging, so würde sie ihn überwinden. Die Gedanken an ihn würden mit der Zeit verblassen und ihre Schwärmerei nichts als Anlass für zukünftige Neckereien sein.
    »Sabrina? Hast du das ernst gemeint, was du neulich abends sagtest? Über Daigh MacLir, meine ich?«
    Wie kam Jane ausgerechnet jetzt auf diese Frage? Sabrina blickte sich genauer im Spiegel an. Ihr musste eine Botschaft auf die Stirn geschrieben sein: Verliebt. Nur mit Vorsicht zu genießen . Oder verfügten alle Priesterinnen auf einmal über hellseherische Kräfte?
    Sie gab sich alle Mühe, Unwissenheit vorzutäuschen. »Du wirst schon ein bisschen genauer werden müssen, Jane. Wann neulich abends? Und vor allem – was habe ich denn gesagt?«
    Jane fuhr fort, die unbenutzten Haarnadeln zu ordentlichen Häufchen zusammenzuschieben, als hätte sie Angst, die Freundin anzusehen. »Du sagtest, du hättest das Gefühl, als würdet Daigh und du euch schon sehr lange kennen. Und dass du Visionen hast.«
    Du liebe Güte, das hörte sich tatsächlich wie etwas aus dem Munde eines brabbelnden Idioten an! Sie legte letzte Hand an den sorgfältig wieder aufgesteckten Knoten und versuchte, möglichst unbeteiligt und desinteressiert zu wirken. »Es klingt lächerlich, wenn man es laut ausspricht, nicht?«
    Jane schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln. »Beim ersten Hören vielleicht ja. Aber glaubst du es immer noch?«
    Die Erinnerung an den Abschied im Wald. Der bohrende Schmerz einer längst vergangenen Trennung, der ihr selbst jetzt noch das Herz schwer machte. Daighs unerschütterliche Überzeugung, dass sie einander kannten. Seine Behauptung, er käme zurück zu ihr. Doch zurück von wo? Und warum zu ihr?
    Sabrina erkaufte sich Zeit, indem sie zurücktrat und ihr Werk begutachtete, hier ein Härchen zurechtzog und dort eine Nadel umsteckte. Nicht schlecht. Wenn sie als Priesterin des Hohen Danu scheiterte, könnte sie vielleicht immer noch eine Stelle als Kammerzofe bekommen.
    »Du weichst mir aus, Sabrina.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Oh doch! Du hast jetzt schon dreimal dieselbe Locke festgesteckt. Wenn du nicht reden willst …«
    »Ich weiß einfach nicht, was ich noch glauben soll«, unterbrach Sabrina sie schnell. »Aber Schwester Ainnir hat recht. Der Orden – und ich – muss vergessen, dass Daigh jemals hier war. Sein Erscheinen hat uns nichts als Ärger eingebracht.«
    Sie beugte sich über Janes Schulter, um das weiße Tuch zu nehmen, breitete es behutsam über das jetzt wieder glänzende dunkelrote Haar und steckte es ordentlich fest. Dann seufzte sie, als sie ihr Werk betrachtete. So viel Arbeit, und niemand würde das Ergebnis bewundern können.
    »Ich habe gesehen, wie er dich beobachtete, Sabrina.« Janes Lächeln war wehmütig, neidisch und verträumt zugleich, als sie sich zu ihrer Freundin umwandte, aber im Moment zumindest nicht gequält. »Und du hast ihn genauso aufmerksam beobachtet. Viel Glück, wenn du das alles vergessen willst!«
    Sabrina betrachtete sich im Spiegel. Ihr Gesicht war schmal und spitz, mit dunklen Schatten unter den Augen und einem unzufriedenen Zug um den Mund.
    Und sie sorgte sich um Jane? Kehr erst mal vor deiner eigenen Haustür, Mädchen!, sagte sie sich.
    Ein scharfes Anklopfen ließ sie herumfahren. Es war Schwester Brigh, die mit finsterer Miene in der Tür stand – doch es war nicht ihre übliche »Alles geht den Bach hinunter«-Miene, sondern ein Ausdruck, in dem ein Anflug unterdrückter Aufregung mitschwang. Und Triumph. Das war kein gutes Zeichen, weil jeder Triumph Schwester Brighs für gewöhnlich neue Qualen für irgendeine nichts ahnende Novizin bedeutete.
    »Sabrina. Sie werden in Ard-siúrs Arbeitszimmer erwartet. Sofort.« Und

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