Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Tribut«, sagte sie und bemühte sich, entsprechend müde auszusehen.
Tante Delia schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Du hattest schon immer die zarte körperliche Verfassung deiner Mutter. Kein Wunder, dass sie so verkümmerte, nachdem dein Vater starb. Sie hatte keinen Elan, die Arme.« Sie stieß einen Seufzer aus, der ihre ausladende Brust zum Wackeln brachte. »Aber wenn du erschöpft bist, rufe ich ein Mädchen, das dich zu deinem Zimmer begleiten wird. Und was deine Begleiterin betrifft, so hoffe ich doch, dass sie sich zu benehmen weiß.«
»Miss Fletcher ist die Tochter eines sehr angesehenen Rechtsanwalts, Tante Delia.«
»Nun ja, dann wird sie schon in Ordnung sein. Zwar nicht gerade die passende Gesellschaft für die Tochter eines Earls, doch wahrscheinlich bist du ohnehin daran gewöhnt, in diesem Orden mit allem möglichen Gesindel zu verkehren.«
Sabrina konnte es kaum erwarten, Jane zu sagen, dass sie Gesindel war.
»Ich hätte dich selbst abholen sollen, aber ich musste ja die Einrichtung vervollständigen, Personal einstellen und Vorräte einlagern, und abgesehen davon fand ein wichtiges Dinner in Dublin Castle statt, an dem ich einfach teilnehmen musste. Ich war sicher, dass du Verständnis dafür haben würdest.«
»Mr. Dixon hat sich sehr gut um mich gekümmert. Und sobald es ihm möglich war, ist er vorausgeeilt, um dir meine bevorstehende Ankunft zu melden.«
»Hmmpff! Dieser Zwerg! Eine weitere Laune dieser Frau, der Kilronan nachgegeben hat. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat. Die Geschichten, die ich gehört habe …« Und während Tante Delia die gleiche Klage wie schon zu Beginn der Unterhaltung anstimmte, verabschiedete sich Sabrina, um sich auf die Suche nach Jane zu machen.
»Bloom ist soeben eingetroffen, Sir. Er sagt, er habe gute Neuigkeiten.«
»Bringen Sie ihn sofort zu mir!« Máelodor schloss die zerfallenden Pergamentseiten, die Artus’ letzte Schlacht veranschaulichten, und bemühte sich, seine Erregung hinter halb geschlossenen Lidern zu verbergen. Die letzten, von der Kunst mittelalterlicher Mönche festgehaltenen Momente eines durch Abtrünnigkeit und Verrat zu Fall gebrachten Königs. Das durch das Verschwörertum eines verräterischen Sohnes zerstörte goldene Zeitalter der Anderen .
Eine Geschichte, die sich vor sieben Jahren in allen blutigen Einzelheiten wiederholt hatte. Brendan Douglas’ Falschheit und Intrige, die mit der Ermordung seines Vaters durch die Amhas-draoi , der Vernichtung der Neun und allem, wonach sie gestrebt hatten, geendet hatte.
Aber bald würde der ganze Douglas’sche Verrat umsonst gewesen sein.
Lazarus hatte das Kilronan-Tagebuch an sich gebracht, dessen Geheimnisse sich nun jemandem offenbarten, der die Schutzzauber brechen und die geheimnisvolle Sprache übersetzen konnte.
Und nun kam Bloom mit dem Rywlkoth-Wandbehang, der den Plan zu Artus’ geheimer Grabstätte enthielt.
Jetzt fehlte nur noch der als Sh’vad Tual bekannte Stein. Der Schlüssel, um die Grabstätte zu öffnen und die Gebeine des geheiligten Königs der Anderen zu bergen.
Der Stein, den Brendan Douglas in den letzten Wochen vor dem Angriff der Amhas-draoi versteckt hatte, würde sich jedoch nur mit seiner Hilfe finden lassen – ob freiwillig oder unfreiwillig.
Und wenn alles wie geplant lief, würde der Stein sich – wie das Tagebuch und der Wandbehang – schon bald in Máelodors Besitz befinden.
Eine heftige körperliche Erregung erfasste ihn, als er sich vorstellte, wie er Brendan Douglas brechen würde. Er hoffte nur, dass der Verräter betteln würde, dass er weinen, ihn um Gnade und schließlich sogar um den Tod anflehen würde.
Denn Verzweiflung weckte Máelodors sexuellen Appetit, wie keine Frau es je vermocht hatte.
Und es war lange her, seit er das eine oder andere genossen hatte.
Er konnte es kaum erwarten.
Ein kurzes Anklopfen, und sein Butler betrat den Raum. »Mr. Bloom, Sir«, sagte er und winkte einen Herrn in Hut und Mantel herein, die noch ganz verstaubt waren von der Reise, und schloss leise die Tür hinter sich, als er sich wieder zurückzog.
Máelodor blickte mit strenger Miene auf und hob in einem zeremoniellen Gruß die Hand. »Ich nehme an, Ihre Rückkehr bedeutet, dass Sie erfolgreich waren.«
»Das war ich, o Großartiger!« Der Besucher schob eine Hand in das Futter seines Mantels und zog ein zusammengerolltes Stück Stoff heraus. Er gab sich keine Mühe, ein selbstgefälliges Grinsen zu verbergen, als er
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