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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Stimme, der ihr verriet, dass er nicht die Wahrheit sagte. »Was machst du hier, Daigh? Verfolgst du mich?«
    »Nicht dich. Den Mann, der bei dir war. Was wollte er? Was hat er dich gefragt?«
    »Mr. St. John …« Sie unterbrach sich stirnrunzelnd. »Du kennst ihn?«
    »Wir sind uns schon begegnet.« Er erschauderte sichtlich und wandte sich wieder halb ab. »Und wenn ich ihn nicht lebend bräuchte, würde ich ihm auf der Stelle eine Kugel in den Kopf jagen.«
    Sabrina griff nach seiner Hand. »Daigh, was geht hier vor? Warum bist du in jener Nacht davongelaufen? Und warum benimmst du dich, als wäre Mr. St. John der Handlanger des Teufels?«
    »Als wäre er es? Der Mann könnte Satan noch den einen oder anderen Trick beibringen.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Wie haben die Schwestern sich mein Verschwinden erklärt?«
    »Sie nannten dich einen Dieb. Sie sagten, du wärst in Ard-siúrs Arbeitszimmer eingebrochen und hättest Gegenstände mitgehen lassen.«
    »Und das Blut?«, hakte er so beiläufig nach, als wäre sein Leben nicht von Wand zu Wand verspritzt worden. Und dennoch stand er hier. Unverletzt und aufreizend verschlossen.
    »Ein Streit zwischen Dieben«, antwortete sie.
    Einer seiner Mundwinkel zuckte, und sein Gesicht verhärtete sich. »Was gar nicht mal so falsch ist.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Seine Züge wurden wieder kühl und undurchdringlich, als er die Frage mit einer Gegenfrage beantwortete. »Jetzt bin ich dran. Was tust du hier in Dublin? Verdammt noch mal, Sabrina! Du müsstest in Glenlorgan sein, wo du sicher bist. Nicht hier. Und schon gar nicht in Gesellschaft dieses Schurken.«
    »Mein Bruder ließ mich abholen.«
    Daigh versteifte sich und schien seine ganze Kraft zusammenzunehmen. Dann baute er sich vor ihr auf wie eine kurz vor der Entladung stehende Gewitterwolke, drohend, mächtig und gefährlich. »Der Earl of Kilronan? Hat er gesagt, warum, Sabrina? Oder dich nach einem Wandbehang gefragt? Er befand sich bei den bandraoi zur Aufbewahrung.«
    Die leere Wand. Die Stofffetzen an dem Nagel. »Du hast ihn gestohlen. Schwester Ainnir hatte recht.«
    Darauf ging er gar nicht ein. »Hör mir zu, Sabrina! Hat Kilronan einen Wandbehang erwähnt? Oder jemanden namens Máelodor? Oder deinen Bruder Brendan?«
    »Wie konntest du den Wand …« Sie brach abrupt ab. »Was hast du gesagt?«
    »Hat Kilronan deinen Bruder Brendan erwähnt? Dass er ihn gesehen hat? Mit ihm in Verbindung stand?«
    Wieso führte dies alles zu Brendan zurück? Es war, als hätte sie durch ihr Schreiben über jenen lang zurückliegenden, furchtbaren Tag irgendein dunkles, drohendes Übel aus der Vergangenheit heraufbeschworen. Sie starrte Daigh mit ausdrucksloser Miene an. »Was hast du gehört? Was weißt du von Brendan?«
    Schritte und Stimmen näherten sich. Tante Delia sprach so laut, als befände sie sich auf der Jagd. »Sabrina! Liebes! Wo steckst du nur?«
    Sabrina sprang auf. »Ich muss gehen.«
    Daigh ergriff ihre Hand und zog sie so dicht an sich heran, dass sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. »Halte dich von St. John fern! Sprich nicht mit ihm und vertrau ihm nicht!«
    Sie nickte stumm. Seine schwarzen Augen fesselten sie und schienen sie in sich hineinzuziehen, bis die Hitze eines Feuers, das Lied eines Harfenisten und das Kratzen eines Wetzsteins wieder ihren Kopf erfüllten. Sie brauchte sich nur mitziehen zu lassen, um an diesen Ort zurückzukehren.
    »Wir sehen uns bald.« Daigh ließ ihre Hand los und zerstörte den Moment.
    »Versprochen?«, fragte sie in herausforderndem Ton.
    Darauf wollte oder konnte er nicht antworten.

Kapitel Zwölf
    D aigh stürzte den Wein hinunter und schenkte sich aus der Flasche nach, die der Wirt ihm dagelassen hatte. Zum wiederholten Mal versuchte er, die verlorenen Teile seines Lebens zusammenzufügen. Hywel. Caernarvon. Sabrina mochte die Bedeutung dieser Wörter nicht kennen, er hingegen schon. Mit ihnen hatte sie eine Flut von Bildern ausgelöst. Bilder von zwei Leben, die nun gleichzeitig in seinem angeschlagenen Gehirn abliefen.
    Das eines Mannes, der seinem Prinzen und Lehnsherrn verpflichtet war und dessen gemischtes Blut ihn zu einer Bereicherung von Gwynedds Hof machte.
    Das eines Sklaven, der an einen verhutzelten, ausgezehrten Meistermagier mit bösartigem Charakter gebunden war, dessen Hände grauenvollen Schmerz zufügen konnten und dessen Mund Gift ausspuckte, das einen Mann in den Wahnsinn treiben konnte.
    Máelodor.

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