Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Klarheit der Erinnerung in ihr Bewusstsein drängte?
Wir sehen uns bald.
Was für eine unbekannte Macht führte sie zusammen?
Was für eine unbekannte Verbindung vereinte sie?
Und was für unbekannten Schwierigkeiten würden sie gemeinsam gegenüberstehen?
Denn dass Schwierigkeiten nahten, spürte Sabrina sogar in dem kühlen Novemberwind und in dem Pulsieren ihres Blutes unter ihrer Haut.
Sie schloss die Vorhänge vor dem Fenster wieder und ging zu ihrem Schreibtisch. Nach einem stirnrunzelnden Blick auf den geflügelten Hermes öffnete sie ihr Tagebuch und griff zur Feder, um sich von der Erkenntnis abzulenken, dass das, was sie für den Sturm gehalten hatte, nur die Ruhe vor dem noch bevorstehenden Unwetter gewesen war.
Die Mauer, das Spalier und das schlecht zusammengefügte Mauerwerk hinauf, und schon war Daigh im Haus.
Sabrinas Duft hing in der Luft. Ein verglimmendes Feuer glühte rot auf dem Kaminrost. Das Bett war nur eine graue Silhouette vor den tieferen Schatten.
Er trat noch einen Schritt weiter in den Raum, und die Welt explodierte hinter seinen Augen. Seine Beine gaben unter ihm nach, der Boden kam ihm rasend schnell entgegen.
»Du!«, zischte Sabrina.
Er rollte sich auf die Seite und griff sich an den Kopf. Seine Finger waren klebrig, als er sie zurückzog. »Verdammt noch mal, Frau! Bist du verrückt?«
Sie starrte böse auf ihn herab, noch immer die schwere Marmorstatue in der Hand, die sie ihm über den Schädel gezogen hatte. »Nicht ich bin es, die mitten in der Nacht ins Schlafzimmer einer Dame einbricht.«
Er bereute schon den leichtsinnigen Impuls, der ihn hierhergeführt hatte, als er sich auf einen Ellbogen stützte und zusammenzuckte. Alles um ihn drehte sich. »Du hast mich gebeten zu kommen.«
»Aber nicht wie ein Dieb in der Nacht. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mich fast zu Tode erschreckt hast.«
»Ich musste dich sehen.«
»Das ist dir zweifellos gelungen.« Sie zog den Gürtel ihres Morgenrocks noch fester um die Taille, doch er betonte nur die wohlgeformte Biegung ihrer Hüften, die glatte Haut, die sich unter dem Ausschnitt zeigte, und die Fülle ihres Haares, das ihr weit über den Rücken fiel und in weichen Wellen ihr Gesicht umrahmte. Das Feuer spiegelte sich in ihren Augen wider wie Flammen auf einer dunklen See.
Ihr Gesicht geisterte durch seine Erinnerungen. Er hatte diese zarten Wangen gestreichelt, ihre sinnlichen Lippen geküsst und ihre schönen Augen zum Lachen gebracht.
Warum hatte er sie in dieser Weise in Erinnerung? Verlor er den Verstand? Oder war es schon passiert?
»Wenn meine Tante dich hier findet …« Ihr Blick glitt vielsagend zur Tür.
Daigh schob seine Erinnerungen beiseite. Sie brachten ihn nicht weiter. Egal, an was für eine Vergangenheit er sich erinnerte, es war auf jeden Fall eine, die er nicht zurückerlangen konnte. Gleichgültig, an welche Frau er dachte, sie war heute nur noch Staub. »Das wird sie nicht. Wenn du deine Waffe weglegst, können wir reden. Dann gehe ich wieder, und niemand wird erfahren, dass ich hier war.«
Sabrina betrachtete die Statue unsicher, legte sie dann aber auf einen nahen Tisch in ihrer Reichweite.
Daigh zog sich langsam auf die Beine und war froh, dass das Zimmer beruhigend stabil blieb. Vorsichtig berührte er seinen Kopf. Er hatte aufgehört zu bluten, und nur noch eine Beule war zu spüren. Nein, dies war wirklich kein besonders schlauer Plan gewesen. Aber er hatte ihn ins Haus gebracht. Und zu Sabrina. Endlich war er einmal ganz allein mit ihr.
Er biss die Zähne zusammen, damit ihm seine verrückten erotischen Fantasien nicht in die Quere kamen. Er brauchte Informationen. Das war alles.
Daigh tat einen tiefen, etwas unsicheren Atemzug.
»Ich habe dich doch hoffentlich nicht zu sehr verletzt?«, fragte sie mit einem zerknirschten Blick und spielte an der Gürtelschlaufe ihres Morgenrocks herum.
»Es ist nichts Bleibendes«, erwiderte er und verzog das Gesicht.
»Natürlich nicht.« Ihre Stimme wurde schärfer. »Dann kannst du mir ja erklären, warum du in mein Schlafzimmer eingestiegen bist.«
Er ging ein paar Schritte, lehnte sich an den Kamin und starrte in das verglimmende Feuer. »Erzähl mir von Brendan!« Daigh hörte, wie sie scharf die Luft einzog, und drehte sich zu ihr herum. »Dann werde ich dir sagen, was ich kann .«
Ihre Augen verengten sich bei seiner Wortwahl, doch sie widersprach nicht, sondern ließ sich in einem Sessel nieder. Ihr Profil hob sich in
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