Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
sanften dunklen Linien vor dem Schein des Feuers ab. »Was willst du wissen?«
»Alles, was du mir erzählen kannst.«
Sie schüttelte den Kopf, als schmerzte es sie, darüber zu sprechen. »Er verschwand vor sieben Jahren, kurz vor der Ermordung meines Vaters. Aber …«
»Ermordung?«
Sie warf ihm einen erbitterten Blick zu. »Mein Vater wurde von den Amhas-draoi hingerichtet.«
Daigh schrak auf seinem Platz zusammen, und zuerst war es Hitze, dann Eiseskälte, die ihn von Kopf bis Fuß durchlief.
Dachtest du wirklich, du könntest einen Amhas-draoi besiegen?
Lancelots Spott stieg aus einem Winkel seiner Erinnerung auf, in den Daigh die abartige Sexualität des Mannes verbannt hatte. Daigh glaubte, wieder Lancelots gierigen Mund auf seinem eigenen zu spüren, die nervenaufreibende Welle der Magie, die Daigh inmitten seines eigenen Erbrochenen um den Tod hatte beten lassen.
Den Blick noch immer auf den Schoß gesenkt und ohne sich Daighs Kampfes gegen den scheußlich kalten Schweißausbruch bewusst zu sein, fuhr Sabrina fort. »Vater und seine Freunde wurden aufgespürt und hingerichtet«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
Waren Máelodor und St. John im Zuge einer offiziellen Amhas-draoi -Operation hinter Douglas her? Nein, das konnte nicht sein. Sie hatten zu große Angst gehabt, entdeckt zu werden. Und St. John hatte von ihrem Plan gesprochen. Von der Vorherrschaft der Anderen . Der Neun. Es musste also ein geheimer Plan sein.
Daigh folgte einem inneren Gefühl. »Hat Máelodor das gleiche Schicksal erlitten?«
Sabrina blickte auf; eine kleine Falte stand zwischen ihren Brauen. »Diesen Namen habe ich nie gehört«, erwiderte sie kopfschüttelnd.
Hier kam er nicht weiter, also machte Daigh einen Umweg. »Womit hatten dein Vater und seine Freunde die Amhas-draoi so gegen sich aufgebracht?«
»Daigh, sag mir, was hier vorgeht!«
»Das werde ich, aber zuerst – was planten sie? Was für Verbrechen hatten sie begangen, um mit dem Tod dafür bestraft zu werden?«
Sabrina gab nach, doch ein Anflug von Furcht huschte über ihr Gesicht. »Die Amhas-draoi kamen zu mir nach Glenlorgan. Sie stellten mir Fragen. Immer wieder, bis ich hätte schreien können. Dann erzählten sie mir schreckliche Geschichten über Vater und Brendan. Ich wollte sie nicht glauben, aber sie sagten, sie hätten Beweise.«
Daigh konnte sehen, wie die Vergangenheit von ihr Besitz ergriff. Ihr Körper verschmolz immer mehr mit dem Dunkel, als hoffte sie, dass niemand sie dort finden würde. Dass die Welt und die Erinnerungen vielleicht an ihr vorbeiziehen würden.
»Sie behaupteten, Vater und die anderen schlügen gefährliche Wege ein mit ihrer Magie. Dass sie mit schwarzer Magie arbeiteten und mit Dingen experimentierten, von denen sie die Finger hätten lassen sollen.«
Mit dem Wiederbeleben von Domnuathi vielleicht? Daigh schob diesen Gedanken als wenig nutzbringend beiseite. »Dein Bruder verschwand also«, sinnierte er.
Sie versteifte sich. Ihr Gesicht wurde wieder quälend lebendig, ihre Augen fiebrig von ungeweinten Tränen. »Es war kurz vor Vaters Ermordung. Brendan sagte, er müsse für eine Weile fort. Aber dann hat er nie geschrieben, niemals versucht, Verbindung zu mir aufzunehmen. Nach all diesen Jahren ging ich schließlich davon aus, dass er nicht mehr am Leben war. Wie Vater und Mutter. Wie sie alle.« Versuchte sie, ihn oder sich selbst zu überzeugen?
Daigh ging zu ihr, hockte sich vor sie und nahm ihre Hände in die seinen. Wie feingliedrig sie waren! Seine von der Arbeit raue Haut stand in krassem Gegensatz zu ihrer zarten Weiblichkeit. »Er ist es nicht, Sabrina. Brendan Douglas lebt.«
Sie wandte das Gesicht ab und senkte die Lider, um ihre Gedanken zu verbergen. »Wie kannst du dir so sicher sein?«
»In der Nacht, in der ich aus Glenlorgan verschwand, überraschte ich einen Einbrecher in Ard-siúrs Arbeitszimmer. Er war von einem Mann namens Máelodor geschickt worden, um den bandraoi einen Wandbehang zu stehlen. Ich bin ihm bis nach Cork gefolgt, bevor er entkam, doch ich hörte ihn von Brendan reden. Er war in Dublin gesehen worden, und man vermutete, dass er versuchte, mit dem Earl of Kilronan in Kontakt zu treten.«
Sabrinas Gesicht verhärtete sich, und sie ballte auf dem Schoß die Hände zu Fäusten. »Und du glaubst, dass Aidan mich deswegen nach Dublin kommen ließ?«
Sie sahen einander in die Augen, ihre waren von einem fast schon schmerzhaft tiefen Blau. Bodenlose Seen, in denen er
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