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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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vielleicht die Schrecken seiner Existenz und die Wahrheit über seine monströse Herkunft vergessen könnte. Tränen verliehen dem Indigoblau Glanz, hingen kurz in ihren Wimpern und rannen dann glitzernd über ihre Wangen.
    Daigh stand auf und trat wieder an das Feuer, weil er plötzlich Abstand zwischen ihnen brauchte. Raum zum Atmen – um die Kontrolle wiederzuerlangen und nicht zu vergessen, was er war. Und was nicht sein konnte. »Ich weiß es nicht. Aber es passt alles zusammen. Der Wandbehang war bei den bandraoi . Du wurdest nach Dublin gerufen, wo Brendan Douglas zuletzt gesehen wurde.«
    »Ja, das ergibt tatsächlich Sinn.« Sie stand auf, um zu ihm an den Kamin zu treten.
    Er starrte auf ihr erhobenes Gesicht herab. Volle Lippen, die zu einem unsicheren Lächeln verzogen waren. Dunkelbraunes Haar, das in ungebändigter Fülle ihren Kopf umrahmte und frisch und angenehm roch wie der Wind. Ein jähes, heftiges Verlangen erfasste ihn.
    Daigh konnte gar nicht anders, als die Linie ihres Kinns und die anmutige Biegung ihres schlanken Halses nachzustreichen.
    Sie wich nicht zurück, aber er konnte ihr nervöses, ungleichmäßiges Atmen spüren und den wild pochenden Puls an ihrer Kehle sehen. Und das gleiche Verlangen in ihren Augen, das gewiss auch in den seinen brannte.
    Wie es sich wohl anfühlen würde, sie unter sich zu haben, Haut an Haut, und ihren anmutigen Körper zu streicheln, bis sie nach Erfüllung schrie? In ihre warme, feuchte Hitze einzudringen und einen überwältigenden Höhepunkt zwischen ihren schlanken Beinen zu erleben? Und warum hatte er das Gefühl, dass er dies alles bereits wissen müsste?
    Er ließ die Hand an seine Seite fallen, wo sie sich zu einer wütenden Faust zusammenballte. »Ich muss jetzt gehen.«
    Sabrina warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Daigh, du hättest bei den bandraoi bleiben und Ard-siúr erklären können, was geschehen war. Sie hätte verstanden und geholfen.«
    »Es gab Gründe, derentwegen es das Beste war zu gehen.«
    Sie lächelte bedauernd. »Und die du mir natürlich nicht erklären wirst.«
    »Ich kann es nicht, Sabrina. Du wirst mir vertrauen müssen.«
    »War der Mann, den du in Ard-siúrs Zimmer überrascht hast, Mr. St. John?«
    »Nein. Aber St. John gehört dazu.«
    »Gehört wozu?«
    »Ich weiß es nicht. Halte dich einfach nur von ihm fern, und falls du von deinem Bruder hörst, dann warne ihn! Sag ihm, dass er gesucht wird und Máelodor hinter ihm her ist! Vielleicht wird er besser verstehen als ich, was das alles zu bedeuten hat.«
    Um sich von dieser Frau, diesem Zimmer und dieser Fantasie zu befreien, in der Sabrina seinem Herzen immer noch so nahe blieb, holte er tief Luft und wandte sich zur Tür.
    Bloom hatte ihn einen Dämon genannt, Lancelot ein Monster. Und waren sie so sehr im Irrtum? Allein Sabrina hatte ihn ohne Sorge und ohne Furcht betrachtet. Ohne Abscheu. Tatsächlich hatte sie ihn sogar mit einer Glut in ihren blauen Augen angesehen, die selbst die Teile von ihm wärmte, die den Makel des Grabes in sich trugen.
    Aber diese Hitze würde erkalten, sollte Sabrina die Wahrheit je erfahren: dass Daigh MacLir ein Mythos war.
    Und Lazarus die Wirklichkeit.

Kapitel Dreizehn
    D aigh verschwendete keine Zeit, um St. John aufzuspüren.
    Er war gestern Nacht schon in das Gebäude auf der anderen Straßenseite gegangen und hatte es noch nicht verlassen. In der Zwischenzeit setzten Kutschen ihre vom Regen durchnässten Fahrgäste vor den Stufen einer grün gestrichenen Tür mit hell erleuchtetem Oberlicht ab. Andere Kutschen hielten ratternd, um die Herren aufzunehmen, die sich unter Regenschirmen in den herbstlichen Platzregen hinauswagten.
    Als Daigh einen Passanten nach dem Zweck des Gebäudes gefragt hatte, hatte der nach einer schnellen, ängstlichen Musterung stockend erwidert, es handle sich um einen Herrenclub.
    Da stellte sich dann doch die Frage, wieso eine modisch gekleidete junge Frau die Stufen dieses Clubs hinunterschritt?
    Eine Edelhure? Möglich. Mit ihrem gut sitzenden Kostüm und der stolzen Kopfhaltung sah sie zwar nicht aus wie eine Gunstgewerblerin, aber andererseits konnte Daigh sich auch nicht vorstellen, dass die Art von Herren, die er im Laufe des Tages gesehen hatte, sich mit einer gewöhnlichen Hure mit ginbeflecktem Rock und fettigem Haar zufriedengeben würden.
    Während er sie beobachtete, blickte sie sich mit einem ungehaltenen Stirnrunzeln um, bevor sie über die Straße auf einen nahen Droschkenstand

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