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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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während er sich lautlos zwischen den Sträuchern hin und her bewegte. Dann blieb er plötzlich mitten im Garten stehen, legte den Kopf zurück und erhob den Blick zum nächtlich dunklen Himmel.
    Sabrina stockte der Atem, als sie sich wieder einmal in eine Welt hinübergleiten spürte, die nicht die ihre war. Ein seltsamer Wechsel von Licht und Schatten, Luft und Erde. Ein jähes Loslassen ihres Bewusstseins, als Realität und Illusion sich urplötzlich zu scharfen, einander überschneidenden Bildern vermischten. Doch dieses Mal endete der freie Fall in die Erinnerung so schnell, wie er begonnen hatte. Sabrina stand wieder unter dem sternenglitzernden Himmel, und Dampfwölkchen stiegen bei jedem ihrer unsicheren Atemzüge vor ihr auf.
    Daigh lockerte die Fäuste und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. Seine schwarzen Augen glänzten vor Erleichterung, als er zu ihr zurückkam. »Du bist noch hier. Ich dachte, du würdest die erste Gelegenheit zur Flucht ergreifen.«
    Sie streckte die Hände aus, die in den langen Ärmeln seiner Jacke vollkommen verschwanden. »Ich kann ja wohl kaum so ins Haus zurückgehen. Außerdem …« Hatte ich Angst um dich, setzte sie in Gedanken hinzu. »Die kühle Luft hier draußen tut mir gut. Sie ist wunderbar erfrischend.«
    Er rieb sich das Kinn, um sich ein Lächeln zu verkneifen. »Du bist eine miserable Lügnerin. Ich kann deine Zähne klappern hören. Lass mich dich hineinbegleiten. Ich mag zwar nicht aus dieser Zeit sein, aber ein Mann und eine Frau und ein dunkler Garten setzen in allen Zeitaltern Gerüchte in Gang.«
    Die Idee traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich! Zum Teufel mit Aidan und Tante Delias Plänen – sie dachte nicht daran, sich zu einer Heirat drängen zu lassen, nur weil ihr Bruder es für das Beste für sie hielt. Und gleich hier vor ihr stand die Lösung. Denn welcher Mann würde sie noch zur Frau wollen, wenn ihr guter Ruf beschmutzt war? Sie würde gesellschaftlich so gründlich ruiniert sein, dass Aidan sie nur zu gern wieder zu den bandraoi zurückschicken würde. Er würde froh sein, eine Schwester loszuwerden, die nicht mehr heiratsfähig und daher auch nicht länger von Nutzen für ihn war.
    Der Plan war allerdings gefährlich. Gefährlich, leichtsinnig und verrückt. Aber Ard-siúr hatte ihr gesagt, sie solle ihre Zukunft suchen und das Leben außerhalb der Klostermauern riskieren, bevor sie sich endgültig dazu entschloss, dem Orden der Schwestern des Hohen Danu beizutreten. Und Daigh war das leibhaftige »Risiko« mit seinem unerhört guten Aussehen und dem kraftvollen, gestählten Körper, der eine köstliche Hitze durch ihr Innerstes pulsieren ließ.
    Die Schmetterlinge in ihrem Bauch vollführten einen Freudentanz, und eine sommerliche Hitze vertrieb die kribbelnde Taubheit ihres frierenden Körpers. Aber darum ging es nicht, sondern nur um eine Möglichkeit, nach Glenlorgan zurückzukehren. Das war alles, mehr steckte nicht dahinter. Ihre Idee hatte nichts mit dem wilden Ansturm abenteuerlicher Empfindungen zu tun, die Daigh in ihr hervorrief. Absolut nichts.
    Jetzt musste sie nur noch Daigh dazu bewegen mitzumachen.
    Entschlossen schob sie das Kinn vor und traf einen Entschluss. »Ich gehe nicht wieder hinein. Ich kann Tante Delias unter Zuckerguss verborgene Beleidigungen keine Sekunde länger ertragen, und wenn Mr. St. John so entschlossen ist, wie du sagst, wird er mich kein zweites Mal entkommen lassen.«
    »Du kannst nicht hier draußen bleiben.«
    Die Hände auf den Hüften, erwiderte sie trotzig Daighs Blick. »Du hörst dich wie der prüdeste Anstandswauwau an. Ich habe nicht gesagt, dass ich unbedingt hier draußen bleiben will.«
    Daigh krauste misstrauisch die Stirn, doch er hatte sie wenigstens nicht ausgelacht. So weit, so gut. Tatsächlich sah er sogar ziemlich interessiert aus. »Und was schlägst du vor?«
    »Nimm mich mit! Ich will nicht nach Hause und weiß nicht, wo ich sonst hin soll. Ich möchte nur ein bisschen länger bei dir sein.« Sie reckte das Kinn wie eine Bulldogge, bevor sie sich erinnerte, dass sie ja eigentlich verführerisch erscheinen müsste. Das Problem war nur, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollte, weil Flirten ein Buch mit sieben Siegeln für sie war. Sabrina schürzte die Lippen, klimperte mit den Wimpern – und kam sich augenblicklich wie eine ausgemachte Närrin vor.
    »Sabrina …«
    »Ich weiß, dass ich dich nicht darum bitten sollte und du nur hier bist, weil du

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