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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Gerüche miteinander konkurrierender Parfums und die von Schweiß und Alkohol drehten ihr den Magen um und benebelten ihr den Verstand. Sie verengte die Augen und versuchte, sich auf das schwankende Gesicht St. Johns zu konzentrieren. War sie betrunken? So viel Alkohol hatte sie doch gar nicht genossen, oder?
    »Vielleicht wäre Limonade das Beste. Ich fühle mich irgendwie nicht wohl«, sagte sie und blickte sich nach einer Bank oder einem Sessel um. Nach irgendetwas, um sich hinzusetzen und zu sammeln, doch niemand hatte daran gedacht, Sitzgelegenheiten in dieser abgelegenen Ecke bereitzustellen. »Wenn Sie mich entschuldigen würden, werde ich mir ein ruhiges Plätzchen suchen, um Atem zu schöpfen.«
    Aber er ließ sie nicht entkommen, sondern nahm ihre Hand und führte Sabrina zu einer sogar noch abgelegeneren Ecke. »Ihre Tante würde bestimmt nicht wollen, dass ich Sie allein lasse, wenn Sie sich unwohl fühlen.«
    »Sie wird nicht allein sein.«
    Sabrina und St. John erstarrten gleichzeitig. Seine Hand umklammerte so fest die ihre, dass Sabrina zusammenzuckte, als sein Ring in ihre Finger schnitt.
    Der Raum schwankte und drehte sich, sie verlor den Boden unter den Füßen, und die Wände verschwammen zu einem verrauchten Saal voller leiser, verwirrter Stimmen. Männer und Frauen bewegten sich wie Gespenster, mit müden Augen und gebeugten, leidgeprüften Körpern. Er stand direkt hinter dem Licht des Feuers. Sie kannte seine Haltung, die Neigung seines Kopfes, die ruhige Gelassenheit hinter jeder seiner Gesten, egal, wie klein und leicht sie waren. Er stand mitten in einer Gruppe derb aussehender, schlammbespritzter Männer, die schwer atmeten und gekleidet waren, als wären sie gerade erst eingetroffen. Das Flackern des Feuers tanzte über seine Augen, als er für einen Moment in ihre Richtung schaute. Sein Blick schärfte sich und heftete sich auf ihr Gesicht.
    Mit einem Krachen wie von Donner fiel die Welt wieder in ihre ursprüngliche Form zurück, und obwohl Sabrina Übelkeit und Schwindel verspürte, war ihr Kopf doch klar genug, um den Hünen zu erkennen, der ihnen den Weg verstellte.
    Daigh. Dunkel, schön und wutentbrannt baute er sich vor ihnen auf. Sein Blick drohte sie zu Asche zu verglühen, und der, mit dem er Mr. St. John bedachte, war sogar noch tödlicher.
    St. John erschrak nicht einmal. Sein Lächeln wurde höchstens noch strahlender, und seine Augen glänzten von fast teuflischer Erregung, als er Sabrinas Hand freigab und mit einer schwungvollen Bewegung zurücktrat. »Wie ich sehe, haben Sie Ihr Schiff verpasst, Sir .«
    »Hat er dir wehgetan? Sag es mir, Sabrina, und ich reiße ihm den Kopf ab und stecke ihn ihm in den Hals!«
    Daighs Hände glitten über sie, als wollte er sich vergewissern, dass sie unangetastet war und atmete.
    Eine beunruhigende Hitze durchflutete sie, und sie trat von Daigh zurück und erhob das Kinn, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie musste eine angemessene Distanz zu ihm bewahren, besonders nach ihrer unerhörten Impulsivität bei ihrer letzten Begegnung. »Was tust du hier?«
    »Ich kam, um dich zu sehen.« Er blickte kurz durch den Raum zu einer großen, schlanken Frau in weinroter Seide und goldgefütterter Pelisse hinüber, bevor er sich mit schmalen Augen wieder Sabrina zuwandte. »Wir müssen miteinander reden.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er eine Hand um ihren Ellbogen, deren Wärme sofort die Kälte vertrieb, die St. Johns eisige Berührung in ihr hinterlassen hatte. Daigh zog sie noch tiefer zwischen die Pflanzen, aus der Nische heraus und einen Gang hinunter, ein paar Stufen hinauf und durch eine Glastür auf eine Terrasse, die auf einen kleinen Lustgarten hinausging. Oder etwas, das im Frühjahr und im Sommer einer wäre, aber jetzt, im Dezember, eher wie ein Kühlhaus war. Der Frost, der alles überdeckte, erzeugte eine von glitzernden Eiskristallen bedeckte Landschaft. Die Lichter aus den Fenstern spiegelten sich auf Sträuchern, Bäumen und Wegen wider. Goldene Pfützen schimmerten auf dem Rasen. Musik und das Gemurmel von Stimmen schwebten auf der kühlen Brise.
    Hätte Sabrina nicht gefroren, wäre sie entzückt gewesen.
    »Du fröstelst.« Daigh schlüpfte aus seinem Rock und legte ihn ihr um die Schultern, um ihn dann so behutsam zuzuknöpfen, als wäre sie ein kleines Kind. Allerdings konnte sie sich nicht erinnern, dass ihre Eltern je eine solch simple, aber liebevolle Geste für sie übrig gehabt hatten.
    Dankbar kuschelte

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