Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
entfernen. »Sabrina, ich weiß nicht, wie oder wieso, doch du bist die Frau, die ich sehe, wenn ich die Augen schließe. Ich kenne deinen Duft. Ich erinnere mich an das Strahlen deines Lächelns und daran, wie sich dein Körper anfühlt, wenn er sich unter mir bewegt. Und wie ich mich fühle, wenn ich dich nehme. Bruchstücke eines unmöglichen Lebens mit dir schießen mir ständig durch den Kopf. Ich kann es nicht verhindern und will es auch gar nicht. Aber es ist genau das – unmöglich. Ich werde nicht zulassen, dass du dich an mich vergeudest. Nicht, wenn du noch dein ganzes Leben vor dir hast.«
Sie schluckte den Kloß hinunter, der ihr in der Kehle saß und ihr das Atmen fast unmöglich machte. Daigh träumte diese Dinge, genau wie sie. Sie waren jetzt ebenso sehr ein Teil ihrer Erinnerungen wie der seinen. Vielleicht war es deshalb so leicht gewesen, ihre Emotionen über ihren Verstand zu stellen. Weil Daigh kein Fremder war. Er war schon einmal ihr Geliebter, Ehemann und Freund gewesen. Das sei unmöglich, hatte er gesagt, und irgendwie wusste sie, dass er recht hatte. Aber es machte die Erinnerungen an dieses Leben, auf das sie einen Blick geworfen hatte, nicht weniger machtvoll.
»Er hat es nicht direkt gesagt, doch mein Bruder will mich verheiraten«, bemerkte sie leise.
Daigh zuckte fast unmerklich zusammen, bevor er schnell erwiderte: »Dann wirst du irgendeinen Mann sehr glücklich machen.« Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem bedauernden Lächeln. »Aber nicht ich werde dieser Mann sein.«
Sabrina verhärtete ihr Herz. »Es wird niemand sein. Ich will nicht heiraten. Nie.«
»Das wäre eine Schande. Du hast viel Liebe zu geben.«
Darauf wusste sie nichts zu erwidern; aber sie konnte sowieso nicht sprechen.
Daigh erhob sich. »Ich kam, um dich etwas zu fragen, und dann gehe ich wieder.« Er schwieg einen Moment, und von Neuem verhärtete sich sein Gesicht. »Dein Bruder Brendan – hast du etwas von ihm gehört, seit du in Dublin bist?«
Sabrina stockte der Atem, und unwillkürlich legte sie eine Hand über ihre Schürzentasche. Standen Brendans Rückkehr und Daighs Ankunft irgendwie in Verbindung? Konnte es sein, dass ihr Bruder sich darauf vorbereitete, seinen eigenen Domnuathi zu erschaffen? Nein, das wollte sie nicht glauben. Er könnte nie einen solchen Wahnsinn und ein solches Elend in die Wege leiten.
»Wenn ich Máelodor und St. John aufhalten soll, muss ich ihn finden, Sabrina. Bald.«
»Du glaubst, dass er ein Teil all dessen ist?«
»Ich weiß es nicht, und es ist mir auch gleichgültig. Es ist Máelodor, den ich will, und ich glaube, Brendan kann mir helfen, ihn zu finden.«
Sieben Jahre, und ihre Familie versuchte immer noch, sie in ihren zerstörerischen Kreis zurückzuziehen. In die Tragödie, das Leid und die Qual, von denen Sabrina geglaubt hatte, sie hinter sich zurückgelassen zu haben, als sie dem Orden beigetreten war.
Würde sie je frei sein von den Sünden ihres Vaters? Den Verbrechen ihres Bruders? Dem langen Schatten, der noch immer über ihnen allen zu liegen schien?
»Hast du von ihm gehört?«, beharrte Daigh. »Irgendetwas?«
Sabrinas Hand glitt in die Schürzentasche. Sie zerdrückte die Nachricht und spürte, wie der Rand des Papiers in ihre Finger schnitt. Brendan lebte. Er war heimgekehrt. Aber war er heute sicherer, als er es je gewesen war? Die Amhas-draoi jagten ihn noch immer. Und jetzt auch Máelodor und Gervase St. John, falls Daigh die Wahrheit sagte. Würde es Brendan helfen oder schaden, zu enthüllen, was sie wusste? Nicht, dass sie viel mehr wüsste als zuvor. Nur, dass Brendan wieder da war und hoffentlich Erklärungen mitbrachte.
Die Luft war wie elektrisiert von Daighs intensivem Blick. Er brachte ihre Haut zum Kribbeln und erfüllte ihren Kopf mit Schrecken und Ärger, Furcht und Scham.
Sollte sie es Daigh sagen oder nicht? Sabrina schloss die Augen und bat in einem stummen Stoßgebet die Götter, ihr den rechten Weg zu weisen.
In dem Moment öffnete sich unten die Eingangstür und schloss sich wieder.
»Sabrina, Liebes! Wir sind wieder da!«
Die Götter – und Tante Delia – hatten gesprochen.
Kapitel Achtzehn
L ord und Lady Kilronan kamen mitten in der Nacht. Sabrina erinnerte sich am nächsten Morgen vage an Stimmen und Schritte in der Halle, Anweisungen, die erteilt wurden, und hin und her eilende Dienstboten. Sie ignorierte all das jedoch, indem sie sich ein Kissen über den Kopf zog und sich noch tiefer unter ihrem
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