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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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sieben Jahren nichts als Glenlorgan und das Leben einer Priesterin gekannt hast?« Sein Gesicht hatte wieder einen ernsteren Ausdruck angenommen. »Du warst lange genug in diesem Kloster eingeschlossen. Seit Vaters und Mutters Tod bist du kein einziges Mal zu Hause auf Belfoyle gewesen.«
    »Ich will nicht nach Belfoyle. Was soll ich dort? Es ist ein Haus, Aidan, doch kein Zuhause. Und ist es in den letzten sieben Jahren auch nie wieder gewesen.«
    »Das könnte es aber sein.« Wieder warf er einen Blick in Lady Kilronans Richtung, der Sabrina ausschloss. Anscheinend erhielt Aidan die stumme Antwort, die er suchte, denn mit neuer Entschlossenheit wandte er sich Sabrina zu. »So wollte ich das Thema eigentlich nicht anschneiden, aber da wir schon einmal dabei sind, kann ich genauso gut auch fortfahren. Cat und ich möchten, dass du mitkommst, wenn wir nach County Clare zurückkehren, Sabrina. Um dort bei uns zu leben. Ich möchte, dass du Cat kennenlernst und sie als Familie betrachtest. Als Schwester sozusagen.«
    Diese Frau? Ganz sicher nicht! Sabrina fuhr herum, um sich endlich das dreiste Frauenzimmer anzusehen, das Aidan dazu verleitet hatte, es zu heiraten. Zu ihrem Erstaunen sah sie eine junge Frau vor sich, die höchstens ein oder zwei Jahre älter war als sie selbst. Schlank und zierlich, mit kohlrabenschwarzem Haar und grünen Katzenaugen, entsprach sie so gar nicht dem üppigen, vollbusigen Covent-Garden-Typ, der Aidan in Sabrinas Vorstellung vor den Altar geschleppt hatte. Aber die Art, wie Lady Kilronan Sabrinas unbewegten Blick erwiderte, hatte etwas Besonderes. Reife lag in ihren ernsten Zügen, Erfahrung in den feinen Linien um ihre herabgezogenen Mundwinkel.
    Statt mit einem überfreundlichen Lächeln oder auch nur wohlwollender Miene betrachtete sie Sabrina mit der gleichen zurückhaltenden Wachsamkeit, die ihr selbst zuteilwurde – mit ein wenig schräg gelegtem Kopf und der Unterlippe zwischen den Zähnen.
    Nervosität, Stolz, Hoffnung und Traurigkeit – Sabrina spürte all diese Empfindungen, während sie Aidans Frau taxierte. Emotionen, die sich nur in dem Flackern ihrer Augen und der selbstsicheren Haltung zeigten, in der sie, die Hände in den Schoß gelegt, im Sessel saß.
    Nein. Sabrina wollte sie nicht mögen, sie nicht einmal kennenlernen. Sie musste fest bleiben, sehr fest. Sie war nicht mehr die leicht zufriedenzustellende kleine Schwester, und Aidan – auch wenn er sie noch so sehr bedrängte – konnte sie nicht in diese Form zurückpressen.
    »Meine Familie sind die Priesterinnen des Hohen Danu «, erklärte Sabrina sehr betont. »Und mein Zuhause ist Glenlorgan. Je eher ihr das versteht, desto schneller können wir diese Farce einer Familienzusammenkunft beenden, damit ich zu meinen Schwestern zurückkehren kann.«
    Und bevor sie der Mut verließ oder einer der beiden sie überreden konnte, verließ Sabrina fluchtartig den Raum.
    Cats sarkastisches »Sollten wir das dann als ein Nein werten?« echote ihr hinterher.
    Sabrina strich die Karte glatt, um sie noch einmal zu lesen, und fuhr die verschnörkelte Schrift nach, die genauso extravagant und kryptisch war wie Brendan selbst.
    Wo war er in all diesen Jahren gewesen? Warum hatte er nicht schon vorher versucht, Verbindung zu ihr aufzunehmen? Weshalb hatte er alle glauben lassen, er sei tot? Und was hatte das alles mit Daigh und Máelodor, St. John und ihrem Vater zu tun?
    Sabrina hatte mit der Idee gespielt, mit der Nachricht zu Aidan zu gehen, bis er begonnen hatte, von Glenlorgan und seinen großartigen Plänen hinsichtlich der Familienzusammenführung zu reden. Dadurch waren ihre Absichten in Vergessenheit geraten. Außerdem würde Aidan ihr ohnehin nicht zuhören. Er würde an ihren Erklärungen und Fragen vorbeireden, sie ignorieren und wie ein Kind behandeln, mit gedankenloser Herablassung und einem Tätscheln ihres Kopfes, als müsste das genügen.
    Wer blieb ihr also noch?
    Ihre Finger strichen über die Tinte und den Rand der Karte. Brendan hatte dieses Papier berührt. Brendan, der Bruder, dem sie unzählige Nächte nachgeweint hatte, dessen Gesicht sie noch Jahre danach in ihren Träumen heimgesucht und der ein Stück von ihrem Herzen mitgenommen hatte, als er gegangen war.
    Daigh hatte sie nach Brendan gefragt, weil er seine Hilfe brauchte und ihn vor St. John und Máelodor warnen wollte.
    Vielleicht hatte sie das Zeichen der Götter missverstanden. Vielleicht hatten sie ihr gar nicht geraten, Schweigen zu bewahren,

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