Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
Federbett vergrub.
Am Morgen konnte sie es jedoch leider nicht mehr übergehen. Sie war von ihrer Zofe angekleidet, frisiert und für den Gang zur Schlachtbank vorbereitet worden. Die Frau schien die Heirat seiner Lordschaft für überaus romantisch zu halten. »Eine große Leidenschaft wie die dieses berühmten Pärchens namens Romeo und Julia«, schwärmte sie.
Sabrina verzichtete darauf, die arme, verblendete Zofe darüber aufzuklären, wie diese Beziehung geendet hatte, und erhob sich von ihrer Frisierkommode mit dem grimmigen Lächeln der Verdammten um den Mund.
Aidan war glücklich. Das war Sabrinas erster, überraschender Eindruck, als sie um die Salontür herum einen Blick ins Zimmer warf. Ihr Bruder strahlte zwar nicht und grinste auch nicht wie ein verliebter Narr, aber eine ruhige Zufriedenheit ließ seine normalerweise strengen Züge weicher erscheinen und verlieh seinen goldbraunen Augen einen ungewohnten Glanz.
Mit leicht gespreizten Beinen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand er vor dem Kamin, und sein Blick glitt voller Entsetzen über die Blümchentapete, die zierlichen, mit Spitzendeckchen verzierten Möbel und die Scharen von Putten, deren Augen alle auf eine Skulptur des hüllenlosen Zeus mit einem Blitzstrahl in der Hand gerichtet zu sein schienen. »Was hat sie sich bloß dabei gedacht, Cat? Hier sieht es aus wie in einem Pariser Bordell! Und woher kommt dieser widerliche Geruch nach überreifen Früchten?« Er schnupperte die Luft am Kamin, in dem violette und blaue Flammen glommen. »Ich wusste ja, dass ich mich besser selbst darum gekümmert hätte.«
Aus einer anderen Ecke, die Sabrina nicht einsehen konnte, antwortete eine amüsierte, samtig weiche Frauenstimme, bevor sie in ein mädchenhaftes Kichern ausbrach. »Sie hat wirklich einen einzigartigen Geschmack.«
»Das ist nicht lustig«, brummte er.
»Du kannst lachen oder weinen. Ich lache lieber. Tränen habe ich in meinem Leben schon genug vergossen.«
Aidan blickte auf seine Taschenuhr und ließ die Kette durch seine Finger gleiten, während er unruhig auf dem Teppich auf und ab marschierte. »Wo ist sie? Ich habe schon vor über einer Stunde ein Mädchen hinaufgeschickt, um sie zu wecken.«
»Reg dich nicht auf! Sie wird schon noch herunterkommen.«
»Ich rege mich nicht auf.«
»Du bist nervös wie ein Kätzchen bei einem Gewitter. Entspann dich! Sie ist deine Schwester. Es wird schon gut gehen.«
»Du klingst überhaupt nicht nervös.«
»Sie wird mich akzeptieren oder nicht. Ich bin ziemlich gut darin geworden, mir nicht viel daraus zu machen, ob mich jemand mag.«
»Nein, du bist nur gut darin geworden, zu verbergen, dass du dir etwas daraus machst. Das ist etwas völlig anderes, mein Liebling.«
Liebe, Vertrautheit und Zärtlichkeit prägten seine Worte, und Sabrina kam sich vor wie ein Eindringling in einem sehr privaten Augenblick.
Deshalb trat sie schnell von der Tür zurück und räusperte sich, machte ein paar schwere Schritte und betrat den Salon, als wäre sie gerade erst heruntergekommen.
Daigh stakste in dem kleinen Dachzimmer herum. »Ich habe es versucht, aber vergeblich. Wenn Sie Douglas wollen, werden Sie ihn schon selbst finden müssen.«
»Und Sie? Haben Sie es aufgegeben, St. John in diese Geschichte hereinziehen zu wollen? Oder hat Kilronans Schwester sich eines Besseren besonnen und will nun doch nicht mit einer Leiche ins Bett?«, fauchte Miss Roseingrave. »Vielleicht hat sie ja endlich herausgefunden, wessen Sie sich schuldig gemacht haben. Was Sie ihr und ihrer Familie angetan haben.«
Daighs Augen verengten sich. »Wovon reden Sie?«
Ihr Blick durchbohrte ihn mit der Schärfe einer Speerspitze. »Sie sind Lazarus. Egal, wie Sie die Realität zu beschönigen versuchen, Sie sind ein Geschöpf des Todes. Und Sie teilen ihn genauso gedankenlos aus wie ein Tier.« Sie stieß ein sprödes, hartes Lachen aus. »Haben Sie und Brendan Douglas miteinander angestoßen, als Sie ihm erzählten, dass Sie seinen Cousin ermordet haben?«
»Verdammt noch mal …«
»Sie haben ihn getötet. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Sie haben nicht einmal abgewartet, um zu sehen, ob er litt. Ließen ihn einfach auf der Straße liegen und in seinem eigenen Blut ertrinken. Hat es Ihnen etwas ausgemacht? Haben Sie auch nur einen Anflug von Bedauern verspürt?«
»Ich habe nie …« Oder doch?
Eine dunkle, regennasse Straße. Eine Kutsche und ein Mann mit einer Waffe. Die Befehle seines
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