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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Gehirn aus seiner Verankerung gerissen worden. Die unaufhörlichen Fragen! Die verborgenen Stolperfallen! Die ständige Suche nach Unvollkommenheiten in ihrer Kleidung, ihrer Redeweise und ihren Manieren.
    »Das ist gut gelaufen«, gurrte Tante Delia, als sie zu einer geschlossenen Kutsche geführt wurden, um die wenigen Häuserblocks nach Hause chauffiert zu werden. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ Tante Delia sich auf ihre Sitzbank fallen und legte einen pinkfarben gestreiften Schal um ihre Schultern. »Die Schwestern Ogilvie sind immer so reizend«, sagte sie und befingerte die Perlenkette unter ihrem Doppelkinn, die ihr fast den Hals zuschnürte. »Aber das müssen sie ja auch sein, nicht wahr? Miss Mary-Ann mit dieser schrecklich platten Nase, die sie wie eine Kröte aussehen lässt. Und Miss Henrietta mit dem fliehenden Kinn und den dunklen Ringen um die Augen. Ihre Mutter weiß sich keinen Rat mehr, wie sie vorteilhafte Ehen für ihre Töchter in die Wege leiten soll.«
    »Ich dachte, ihre Mutter wäre deine beste Freundin.«
    »Das ist sie, Liebes. Letty Ogilvie und ich sind schon zusammen zur Schule gegangen und wurden auch im selben Jahr in die Gesellschaft eingeführt. Doch sie hätte wirklich mehr für sich erreichen können.«
    »Und du hast mir gesagt, ich solle mir ein Beispiel an diesen Mädchen nehmen.«
    »Aber natürlich. Sie mögen zwar, was das Aussehen angeht, nicht viel hermachen, doch sie sind sehr angesehen. Und es würde deinem Erscheinungsbild nicht schaden, in ihrer Gesellschaft gesehen zu werden. Du würdest strahlen wie ein Diamant zwischen zwei Kohlen, Liebes.«
    Was mochte ihre Tante erst über Leute sagen, die ihr nicht sympathisch waren? Sabrina schauderte es bei dem Gedanken.
    Janes Schultern zuckten von unterdrücktem Lachen, und sie begann sich plötzlich auffallend für einen Pfefferkuchenverkäufer auf der Straße zu interessieren.
    Eins hatte diese Reise nach Dublin wenigstens bewirkt: Jane trug keine gequälte Miene mehr zur Schau, und sie hatte auch keine Angst mehr vor ihrem eigenen Schatten. Sabrina beschloss, sich an diesen einen positiven Aspekt zu klammern. Bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    Nach ihrer Ankunft in der Upper Mount Street legte Sabrina ihre Pelisse und Haube ab und übergab sie dem wartenden Diener, um so schnell wie möglich Tante Delias spitzen Bemerkungen und ihrer Kleingeistigkeit zu entkommen.
    Der Diener räusperte sich jedoch diskret. »Entschuldigen Sie, Lady Sabrina, aber es ist ein Herr da, der Sie sprechen möchte. Er wartet im oberen Salon.«
    Daigh. Er musste es sein. Ein nervöses Kribbeln breitete sich in ihr aus, bis ihr vor Aufregung der Kopf schwirrte und sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Dümmer ging es wirklich nicht mehr nach seiner peinlichen Zurückweisung!
    »Danke«, sagte sie zu dem Diener. »Ich werde gleich hinaufgehen.«
    Sabrina raffte die Röcke und stieg langsam die Treppe hinauf, um sich zu sammeln. Sie würde sich würdevoll und distanziert geben und ihm zeigen, dass er ihr gleichgültig war.
    Vor der geschlossenen Tür blieb sie stehen und prüfte schnell noch den Sitz ihres Haares. Dann griff sie entschlossen nach dem Türknauf und öffnete die Tür.
    Zu einem leeren Zimmer. Das Fenster stand offen. Auf dem Tisch lag eine Karte.
    Musste weg. Komme wieder, wenn ich kann.
    B.
    »Sie schon wieder!« Der Kleinwüchsige starrte ihn finster an, was ihm aber nicht wirklich ernst gemeint zu sein schien. Vielleicht ermüdete Daighs Beharrlichkeit ihn allmählich. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten nicht mehr herkommen? Seine Lordschaft ist nicht zu Hause. Mrs. Norris ist ausgegangen, und ich werde nicht …«
    »Sagen Sie Miss Fletcher, dass ihr Bruder hier ist.« Daigh trat noch tiefer in den Eingang, um aus dem Nieselregen herauszukommen.
    Der kleine Mann schien zu glauben, dass Daigh die Burg erstürmen wolle, denn er warf sich augenblicklich in die Bresche, und seine geringe Körpergröße täuschte nicht über seine massige Gestalt oder Stärke hinweg. »Bruder? Ich dachte, Sie hätten gesagt, Ihr Name sei MacLir.«
    »Sie ist meine Halbschwester.«
    »Hm«, brummte der Mann; er war bei Weitem noch nicht überzeugt, aber immerhin bereit, Daigh nicht länger draußen im schlechten Wetter stehen zu lassen, sondern ihn in die Eingangshalle zu bitten. »Warten Sie hier! Ich werde sehen, ob sie verfügbar ist, um …« – er maß ihn mit einem weiteren furchterregenden Blick – »ihren

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