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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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von Domnu hatte als Experiment begonnen, sich aber mit so viel unerwartetem neuem Wissen bezahlt gemacht, dass die zweite Wiedererweckung nach allem, was er dazugelernt hatte, ein noch viel größerer Erfolg sein würde.
    Artus würde genauso an Máelodor gefesselt sein, wie Lazarus es war; immun gegen den Tod und fasziniert von seinem Schöpfer. Ein perfektes Werkzeug, um eine perfekte Welt zu erschaffen.
    Daigh öffnete die Augen, doch sein Blick fiel nicht auf die Frau, die seine Fieberträume heimsuchte und ihm Schweißausbrüche und Herzrasen verursachte, sondern auf die kalte Schönheit Miss Roseingraves, die ihn mit einer Mischung aus Widerwillen und Spott betrachtete.
    »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, knurrte er.
    »Ihre Vermieterin hat mich hereingelassen.« Ihr kritischer Blick glitt durch die karge, verstaubte Dachkammer. »Sie haben den Ball gestern Abend verdächtig früh verlassen. Ich nehme an, Sie haben noch etwas anderes vorzuweisen als Lady Sabrinas Defloration.«
    »Eifersüchtig?«, höhnte er, weil er Miss Roseingraves Feindseligkeit müde war. Vorsichtig schwang er die Beine aus dem Bett, zog sich das Hemd über den Kopf und fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar.
    Sie errötete und schürzte die Lippen, doch ihre Augen sprühten Feuer. »Wohl kaum.«
    »Dann versprühen Sie Ihr Gift auf mich und nicht auf sie! Sie hat nichts getan, um Ihre Bosheit zu verdienen.«
    »Nein? Die Douglas befinden sich im Auge eines enormen Wirbelsturms. Ihr Vater begann ihn mit seinen wahnsinnigen Ideen zur Vorherrschaft der Anderen , und die Erben von Kilronan folgen seinen Schritten wie Lemminge. Brendan Douglas bedroht unsere Welt mit Enthüllung und Vernichtung. Und wenn Lord Kilronan nicht so ein sturer Dummkopf wäre, hätten die Amhas-draoi das Tagebuch seines Vaters, und sein Cousin würde noch leben.« Sie atmete tief durch. Ihre Augen glitzernd von Tränen, ihr Gesicht war verzerrt vor Wut und Schmerz.
    In einem unbeholfenen Versuch zu trösten streckte Daigh eine Hand aus, aber sie fuhr vor ihm zurück.
    »Wagen Sie es nicht, mich jemals anzufassen!«, warnte sie ihn mit kalter, harter Stimme. »Ich bin kein unerfahrenes junges Ding, das sich von Ihrem herkulischen Aussehen blenden lässt. Und wenn Lady Sabrina die Wahrheit wüsste, wäre sie mit Sicherheit genauso angewidert von Ihnen, wie ich es bin.« Sie richtete sich groß und kraftvoll auf. Ihre Haltung strahlte nur mühsam unterdrückte Gewalttätigkeit aus.
    »Sie kennt die Wahrheit.«
    »Ist es so?«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Es heißt, dass es mir egal ist, wie Sie es machen, aber suchen Sie mir Brendan Douglas.«
    »Und was ist mit St. John?«
    »Er ist im letzten Frühjahr nach Dublin gekommen.«
    »Ist das alles? So viel wusste ich auch schon. Doch was wissen Sie über seine Bewegungen vor dem letzten Frühjahr? Und was ist mit dem Brandzeichen auf seinem Arm?«
    »Ich habe kein Brandzeichen gesehen, und ich kann ja wohl kaum von ihm verlangen, sich für mich auszuziehen. Was seine Bewegungen angeht, bringen Sie mir Neuigkeiten über Douglas, und wir werden reden.«
    Um ihr nicht die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken, aber auch, um vollends wach zu werden, tauchte Daigh die Finger in das eisig kalte Wasser seiner Waschschüssel und wusch sich das Gesicht. Zum Glück kühlte das Wasser auch seinen zunehmenden Ärger ab.
    »Wollen Sie nun Scathachs Hilfe oder nicht?«, fragte Miss Roseingrave.
    Als er sich wieder umdrehte, war sie nicht mehr da.
    Daigh stützte beide Hände auf den Rand des Waschtischs, starrte in den fleckigen, gesprungenen Spiegel und suchte in dem harten, kantigen Kinn, dem grausamen Zug um seinen Mund und in der Leere seiner Augen, die schwarz waren wie die Hölle, nach einem Überrest des Mannes, der er einst gewesen war.
    Dann zog er kopfschüttelnd den Ärmel hoch und betrachtete mit finsterer Miene das Brandzeichen an seinem Unterarm, die von einem Pfeil durchbohrte Mondsichel. Máelodors Stempel. Das Zeichen seiner Inbesitznahme, das genauso bindend war wie ein Sklavenhalsband.
    Daighs Entschluss stand fest, als er den Spiegel umdrehte und seinen Ärmel wieder herunterzog.
    Helena Roseingrave hatte recht. Sabrina wusste nichts über ihn.
    Absolut nichts.
    Sabrina verließ das Stadthaus der Ogilvies in St. Stephens Green mit der gleichen erschöpften Benommenheit, wie kampfesmüde Soldaten sie verspüren mochten: mit einer Art dumpfer Erstarrung und einem Gefühl, als wäre ihr

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