Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)
macht.
Nein, ich war gestern Nacht nicht zu Hause.
Nein, ich würde den Namen der Person, mit der ich die Nacht verbracht habe, lieber nicht nennen, wenn das zurzeit nicht unbedingt erforderlich ist.
Nein, ich weiß nicht, warum mir jemand das antun sollte.
Ja, ich bin versichert.
Die Befragung zieht sich endlos hin, bis ein weiterer Polizist dazukommt. Er berührt den Cop, der mich befragt, am Arm, und beide treten ein Stück beiseite, außer Hörweite. Gleich darauf sind sie zurück – sie bedanken sich dafür, dass ich mir die Zeit für die Befragung genommen habe, und versichern mir, sie würden sich bei mir melden.
David rückt wieder an und streckt mir die Hand hin, um mir vom Beifahrersitz aufzuhelfen. Wie ein Roboter stoße ich mich von dem Sitz ab.
»Wie konnte das passieren? Ich verstehe das nicht«, sage ich.
Er schüttelt den Kopf. »Ich auch nicht. Der Einsatzleiter der Feuerwehr glaubt, dass es kein Unfall war. Sie haben schon eine Untersuchung der Brandursache eingeleitet. Den Brandherd haben sie auch gefunden, anscheinend ist das Feuer mitten im Haus ausgebrochen. Und sie haben Spuren von Brandbeschleuniger sichergestellt.«
Er verstummt, und ein unbehagliches Schweigen breitet sich zwischen uns aus; ich sehe, wie ihn die Frage beschäftigt, die er sich auf einmal nicht mehr zu stellen traut. Oder weiß er nicht, wie er sie ansprechen soll? Er ballt die Hände zu Fäusten und lockert sie wieder.
»Was ist?«
David stößt laut schnaubend den Atem aus. »Wo warst du, Anna? Ich habe die halbe Nacht lang versucht, dich zu erreichen. Hast du eine Ahnung, welche Sorgen ich mir gemacht habe? Dein Handy war ausgeschaltet, zu Hause bist du nicht ans Telefon gegangen. Und versuch nicht, mir zu erzählen, du seist bei Michael gewesen. Er hat mir gesagt, dass er seit einem Monat nichts mehr von dir gehört hat –«
»Herrgott, David. Du hast ihm doch nicht erzählt, was passiert ist?«
»Nein«, herrscht er mich an. »Aber das hätte ich tun sollen. Du hast mich belogen, du hast ihn gar nicht angerufen. Ich verstehe nicht, was mit dir los ist. Und jetzt das. Ist dir klar, welche Angst ich um dich hatte, als ich herkam und das Feuer sah? Ich wusste nicht, ob du da drin warst, ob du tot oder lebendig bist.«
Tot oder lebendig. Diese Bemerkung entlockt mir ein bitteres Lächeln, das ich nicht unterdrücken kann. Er weiß natürlich nicht, wie ironisch diese Worte waren.
Ich schließe die Augen und kämpfe gegen die Panik an. David schimpft weiter auf mich ein.
»Was ist los mit dir? Stehst du unter Schock? Verhältst du dich deshalb so seltsam? Ich habe Dr. Avery gesagt, dass du noch nicht aus dem Krankenhaus entlassen werden solltest. Es war zu früh. Nach allem, was passiert ist, hätte er dich länger dort behalten müssen. Ich hätte darauf bestehen sollen. Oder hier bei dir bleiben.«
Er sieht aus und hört sich so an, als hätte er mit seiner Predigt gerade erst angefangen, aber ich halte das nicht mehr aus. Ich trete einen Schritt zurück und hebe die Hand. »Das hilft mir jetzt auch nicht, David. Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Es tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe. Ich kann es dir nicht erklären. Ich will nicht. Ich habe jetzt gerade noch genug Kraft, um nachzusehen, ob irgendetwas von meinem Leben noch zu retten ist.«
Er wird rot, aber ich weiß nicht, ob aus Scham oder Ärger. Plötzlich breitet sich Erschöpfung über sein Gesicht, und ich schäme mich meines Ausbruchs von gerade eben. Er ist seit zweieinhalb Jahren mein Freund und Geschäftspartner, und ich habe ihn nicht einmal gefragt, wie es ihm geht. Allerdings ist auch nicht sein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Doch während der traumatischen Ereignisse der vergangenen zwei Tage habe ich ganz vergessen, dass auch David darin verwickelt war.
Ich trete einen halben Schritt auf ihn zu. »Ich habe dich nicht angerufen, weil ich dachte, du wolltest ein bisschen Zeit mit Gloria verbringen. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
Seine Miene verändert sich wieder, und diesmal erscheinen harte Fältchen um seinen Mund. »Hat sich herausgestellt, dass sie einen Model-Job in New York hat. Sie dachte, wenn sie mich erst mal in L.A. hat, könnte sie mich überreden, mit ihr hinzufliegen. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich nicht allein lassen kann – nicht nach allem, was passiert ist.«
Er zögert, und Verwirrung lässt seine Züge weicher erscheinen. »Aber sieh dich nur mal an,
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