Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)
Und schließlich sind wir ja nicht verheiratet oder verlobt oder so.
Na klar doch.
Na ja, wir haben eigentlich nie darüber gesprochen. Wir hatten einfach nur – was?
Was hatten Max und ich?
Ich lehne den Kopf an die kühlen Kacheln. Jetzt denke ich schon in der Vergangenheitsform an ihn.
Dieser Gedanke lässt eine Woge von Traurigkeit in mir aufsteigen. Ich liebe Max. Glaube ich. Wir sind seit fast zwei Jahren zusammen – na ja, so zusammen, wie ein Paar eben sein kann, wenn einer der Partner als Undercover-Agent für die Drogenbehörde arbeitet. Das ist meine erste feste Beziehung seit Jahren, und sie gründet auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen.
Zumindest war es so.
Ich vertraue Max, und Max vertraut mir.
Würde er mir jetzt noch vertrauen, wenn er das mit Avery wüsste?
Avery? Zum Teufel, was, wenn er über mich Bescheid wüsste?
Ich bin ein Vampir, Herrgott noch mal. Ein Vampir.
»Und ein sehr schöner, wie ich hinzufügen möchte.«
Averys Stimme erschreckt mich, und ich richte mich hastig auf. So hastig, dass eine Minisintflut sich über den Wannenrand auf den Boden ergießt. Ich drehe mich um und funkle ihn an.
Lass das. Schleich dich nicht so an mich heran.
Er lacht, kommt auf mich zu und zieht sich im Gehen die Krawatte und das Hemd aus.
Ich wusste doch, dass ich diesen Whirlpool nicht umsonst habe einbauen lassen.
Er steigt aus Hose und Boxershorts, steht nackt vor mir und blickt auf mich herab.
Ich strecke lächelnd die Hand aus und liebkose einen muskulösen Oberschenkel.
»Willst du mich denn nicht hereinbitten?«, fragt er schließlich.
Ich kann aber nicht mehr antworten, denn mein Mund ist schon mit anderem beschäftigt.
Später, im Schlafzimmer, räkele ich mich gähnend und schaue zu Avery hinüber. Musst du nicht ins Krankenhaus?
Avery lehnt am Kopfende, einen Arm um meine Schultern, und nippt Kaffee aus dieser eleganten Porzellantasse.
Ich war schon dort, während du noch geschlafen hast. Habe nach ein paar Patienten gesehen und den Rest für heute erledigt. Ich dachte, wir beide könnten den Tag zusammen verbringen.
Avery, ich kann nicht den ganzen Tag lang hierbleiben. Ich muss nach Hause. Ich frage mich nur, ob mich dort ein Empfangskomitee erwartet.
Avery richtet sich auf. Ich habe über diesen Polizisten nachgedacht, der dich gestern Abend aufgesammelt hat. Weißt du, vielleicht hat er nicht einmal deine Autonummer durchgegeben. Ihm war sicher nicht daran gelegen, dass es irgendwo Aufzeichnungen darüber gibt, wie er dich angehalten hat, vor allem, wenn du danach plötzlich verschwunden bist. Wenn er sich deine Autonummer nicht irgendwo notiert hat, kann er dich vielleicht gar nicht ausfindig machen. Ich rufe nachher Chief Williams an, mal sehen, was er herausfinden kann. Du hast dir nicht zufällig seine Dienstnummer oder seinen Namen gemerkt, oder?
Ich schüttele den Kopf. Zu dumm, dass ich nicht daran gedacht habe. Aber alles ging so schnell.
Na ja, lass den Jaguar lieber eine Weile stehen.
Ich rolle mich zu ihm herum. »Warum kommst du nicht mit mir nach Hause? Wir könnten am Strand spazieren gehen. Ich zeige dir meine Lieblingskneipen.«
Er antwortet nicht, aber was er denkt, kommt klar und deutlich bei mir an – zu laut und klar. Nur gut, dass ich sowohl seine Gefühle als auch seine Gedanken lesen kann. In gespieltem Entsetzen stellt er sich schmuddelige, verqualmte Spelunken mit Sägemehl auf dem Fußboden vor, bevölkert von Surfern, die weder Seife noch Kamm und Bürste zu kennen scheinen.
»Sehr komisch«, bemerke ich. »Du atmest schon viel zu lange diese exklusive Luft hier oben.« Oh, Moment mal – wir atmen ja gar keine Luft mehr, nicht wahr?
Seine sexy Lippen verziehen sich zu einem ironischen Lächeln.
»Nach allem, was sich gerade in meiner Badewanne abgespielt hat«, sagt er, »solltest du dir diese Frage nicht mehr stellen müssen.«
Es ist Mittag, als ich mich zu meinem Auto schleppe und mich vorsichtig hineinsetze. Das waren die bizarrsten vierundzwanzig Stunden meines Lebens. Ich wurde von der Polizei entführt und hatte Sex mit einem dreihundert Jahre alten Vampir, ich habe sein Blut getrunken und es sogar noch genossen. Mehr als nur genossen.
Ich mache mich auf den Heimweg. Avery wollte, dass ich auf ihn warte und mein Auto hier zurücklasse, aber ich will endlich nach Hause. Ich habe ihm versprochen, den Wagen sofort in der Garage zu parken, wo ihn niemand sehen kann. Ich will mich duschen und umziehen und mich bei
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