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Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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sein Gesicht gezaubert haben. Er ist in dieser Woche ein ganz anderer Mensch.«
    Sanft lege ich den Hörer auf. Morgen wird er wieder ein ganz anderer Mensch sein.

Kapitel 30
    I ch bin unten im Wohnzimmer, als ich Averys Auto höre. Er fährt nach hinten durch, genau wie ich, also gehe ich ihm durch die Küchentür entgegen.
    Er lächelt, als er mich sieht, doch das Lächeln verblasst rasch. »Was ist los? Ist es mit Williams nicht gut gelaufen?«
    Williams. Den hatte ich ganz vergessen. Seither ist so viel passiert.
    Es ist leichter, ihn die Geschichte aus meinen Gedanken lesen zu lassen, als es mit Erzählen zu versuchen. Ich lasse ihn alles »sehen«, bis zu dem Moment, als Lawsons Geschichte von einem Vampirdoktor, der David entführt haben soll, meine Welt auf den Kopf stellte.
    Er spürt, dass da noch mehr ist. Was verschweigst du mir?
    Ich nehme seine Hand und führe ihn ins Wohnzimmer. Ich weiß, dass ich für den Rest dieser Geschichte sitzen muss. Ich nehme an, ihm wird es genauso gehen, wenn ich meine Beichte abgelegt habe.
    Wir setzen uns aufs Sofa. Absichtlich lasse ich Abstand zwischen uns. »Ich dachte, du wärst es.«
    Verwirrung zeichnet sich auf seiner gerunzelten Stirn ab, seine Mundwinkel ziehen sich nach unten. »Ich wäre wer?«
    Er braucht noch einen Augenblick, bis er begreift. Dann breitet sich ein düsterer, unversöhnlicher Ausdruck über sein Gesicht. »Du dachtest, ich hätte David entführt? Wie um alles in der Welt kommst du auf so etwas?«
    »Lawson. Er hat behauptet, ein Vampir, der Arzt ist, hielte David gefangen. Dass David entführt wurde, um einen Neuling zu bestrafen – wofür, wusste er nicht. Aber plötzlich konnte ich nur noch an dich und mich denken. Du bist Arzt, ich war gerade erst Vampir geworden. Alles passte zusammen. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, warum du so etwas tun solltest.«
    Avery ist ganz still. Seine Gedanken sind mir verschlossen. Aber die Emotionen, die sich auf seinem Gesicht spiegeln, sind leicht zu lesen. Ungläubigkeit und aufkeimender Ärger.
    »Wie konntest du das von mir glauben – dass ich dir so etwas antun würde?«
    Ich hebe abwehrend die Hand. Avery, da ist noch mehr.
    Er erstarrt, und sein Blick bohrt sich in meine Augen, als ich ihm den Rest zeige. Indem ich es ihm so offenbare, hoffe ich, dass ich ihm meine Scham und Reue ebenso zeigen kann wie das, was geschehen ist.
    Aber ich hätte nie mit der ungeheuerlichen Wut gerechnet, die von ihm ausgeht, als er erfährt, wie ich sein Heiligstes entweiht habe. Eine Woge zorniger Energie schleudert mich gegen die Armlehne, als er vom Sofa aufspringt. Er ist so schnell, dass es mir vorkommt, als sehe ich einem Rauchfähnchen nach, das von einem heftigen Windstoß aus dem Raum geweht wird. Ich höre donnernde Schritte auf der Hintertreppe und das Knirschen von geborstenem Holz, als er die Tür zur Dachkammer aufreißt. Dann Stille, tief und schrecklich.
    Und ich bleibe allein und verängstigt zurück.

Kapitel 31
    D ie Stille zieht sich hin. Zehn Minuten. Dann fünfzehn, zwanzig. Als ich es nicht länger aushalte, zwinge ich mich, die Treppe hinaufzusteigen. Avery steht am Fenster, mit dem Rücken zu mir.
    Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.
    Er antwortet nicht. Rührt sich nicht. Sein Geist ist eine schwarze Leere, kahl und kalt. So etwas habe ich noch nie gespürt. Sogar die Temperatur im Raum hat sich gesenkt. Ich zittere trotz der strahlenden Sonne und weiß, dass Avery das bewirkt.
    Ich habe nur eine Entschuldigung dafür, beginne ich von neuem. Ich war verzweifelt und wollte David helfen. Er ist mein Freund, und ich muss alles versuchen, um ihn zu retten. Williams hat mir nichts angeboten außer der Möglichkeit, dass er eventuell eine Art Tauschgeschäft mit den Rächern aushandeln könnte. Als ich Lawson am Strand gesehen habe, dachte ich, ich könnte meinen eigenen Deal machen. Was Lawson mir erzählt hat –
    Averys Stimme schneidet mir innerlich das Wort ab, ruhig und beherrscht. Du hast geglaubt, ich hätte David entführt. Du bist hierhergekommen, hast mein Haus durchsucht und bist in ein Heiligtum eingebrochen, ohne vorher auch nur mit mir zu sprechen. Und das trotz allem, was zwischen uns geschehen ist.
    Er wendet mir immer noch den Rücken zu, und trotz der finsteren Energie, die er ausstrahlt, zieht mich der Drang, ihm näher zu sein, zu ihm hin. Ich bleibe neben ihm stehen, so dicht, dass wir uns beinahe berühren, doch ich kann mich ihm nicht so weit

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