Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)
hat mir in Beso de la Muerte die Wahrheit gesagt. Mit dem Feuer und Davids Entführung hatte er nichts zu tun. Warum wurde er dann umgebracht?
Ich wende meinen Blick wieder Lawson zu. »Habt ihr Jungs auch eine Zweigstelle in Mexiko?«
»Was?«
»Dort wurde Donaldson getötet.«
Er ist deutlich hin und her gerissen. »Könnte sein. Jeder von uns kennt nur die drei anderen Mitglieder seines Einsatzteams. Damit wir niemanden verraten können, wenn wir mal erwischt werden.«
Wenn man bedenkt, wie Lawson unter der richtigen Art von Druck zusammengebrochen ist, erscheint mir das sinnvoll.
»Natürlich«, fährt er fort, »hätte es auch jemand aus der Familie eines seiner Opfer sein können.«
»Der wusste, dass er ein Vampir war und wo er ihn finden konnte? Nicht sehr wahrscheinlich.«
Er sieht mich einen Moment lang an. »Wie lange bist du überhaupt schon ein Vampir?«
»Was für eine Frage ist denn das?«
Lawson scheint nun irgendetwas klar zu werden. »Noch nicht lange, würde ich meinen. Erst lässt du dich ohne Gegenwehr von mir in den Streifenwagen setzen. Und jetzt stellst du Fragen, die nur ein Anfänger stellen würde.«
Ein Anfänger? Ist das so offensichtlich? »Ich bin lange genug Vampir, um zu wissen, was ich mit einem unverschämten Hals anstellen sollte, wenn ich einen vor mir habe«, sage ich drohend.
Dafür ernte ich aber nur ein höhnisches Grinsen. »Das hättest du mir neulich nachts sagen sollen. Dann hätte ich dich vielleicht noch mal laufen lassen.« Er neigt den Kopf zur Seite, als versuche er, sich etwas ins Gedächtnis zu rufen. »Jetzt weiß ich, wer du bist. Du bist das Opfer, das Donaldson hat entkommen lassen. So muss es sein.«
Davon wissen sie also auch? »Woher bekommt ihr eure Informationen?«
»Informanten, das habe ich doch schon gesagt.«
»Und woher sollte die Familie von einem von Donaldsons Opfern wissen, dass er ein Vampir war?«
»Für den entsprechenden Preis kann jeder alles in Erfahrung bringen.«
»Von wem?«
»Wenn man etwas unbedingt haben will, findet man immer eine Möglichkeit.«
Ich strecke die Hand aus und versetze ihm eine Kopfnuss. »Kullern da drin noch mehr abgedroschene Sprüche herum, oder bekomme ich jetzt mal eine ordentliche Antwort?«
Er zuckt zusammen, hält aber meinem Blick stand und sagt schließlich: »Da draußen gibt es Leute, die mit Informationen handeln, wie andere mit Drogen dealen. Ich kann dir keinen Namen nennen.«
All das nützt David überhaupt nichts. Meine Ungeduld steigert sich rasch zu Wut, der Vampir kocht in mir hoch. Lawson spürt es.
»Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß. Dein Partner wurde von einem Vampir entführt, der Arzt ist –«
»Was?«
»Ein Vampirarzt. Das habe ich dir doch gesagt. Ich weiß nicht, warum oder wo er festgehalten wird.«
Mein Herz beginnt zu hämmern. »Du hast nicht gesagt, dass der Arzt, der David entführt hat, ein Vampir ist. Du hast nur was von einem Arzt gesagt.«
Er schüttelt den Kopf. »Nein. Ich bin sicher, dass ich von einem Vampir gesprochen habe, der Arzt ist. Irgendein wichtiger –«
Aber ich höre kein Wort mehr von dem, was er sagt.
Ich beschließe, Zeit zu sparen, indem ich Lawson gleich vor dem Muschelladen freilasse. Ich nehme ihm die Handschellen ab, sobald wir die Treppe hinter uns haben.
Die Bauarbeiter kommen allmählich vom Mittagessen zurück, und wir ziehen ein paar verwunderte Blicke auf uns, als wir aus der Höhle auftauchen.
Wir sehen wohl beide nicht sehr appetitlich aus, vor allem Lawson, dessen Kleidung von unserem kleinen Ringkampf da unten schmutzig und zerrissen ist.
Einer der Typen im Bauhelm funkelt uns düster an. »Könnt ihr nicht lesen? Kein Zutritt. Da unten ist es gefährlich.«
Ich zeige ihm die Marke. »Wir sind nicht zum Vergnügen hier.«
Er brummt, geht weiter und murmelt dabei: »Sieht aber ganz danach aus, wenn man euch zwei so anschaut.«
Lawson reibt sich das Handgelenk. »Was ist mit meiner Brieftasche?«
Aber die habe ich schon wieder eingesteckt. »Ich denke, die behalte ich als Souvenir.«
»Wie soll ich meinem Chef erklären, dass ich meine Marke verloren habe?«
»Ist mir doch egal.«
Er starrt mich einen Moment lang an, kommt dann zu dem Schluss, dass es zwecklos ist, mit mir streiten zu wollen, und öffnet die Beifahrertür.
Ich trete hinter ihn und knalle sie wieder zu. »Ab hier fahre ich allein weiter.«
Er sieht aus, als könne er nicht fassen, was ich gerade gesagt habe. »Du willst mich einfach
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