Verführung der Nacht (German Edition)
mich zu nehmen und betreten zu Boden schauen.
Ich würde jetzt gerne wieder nach Hause gehen , teile ich ihm mit und bemerke aus den Augenwinkeln wie er nickt.
Joe wartet draußen auf dich , sagt seine verführerische Stimme.
Ohne ihn anzublicken oder mich zu verabschieden, gehe ich aus dem Raum und schaue mich noch einmal voller Staunen in der Eingangshalle um. Als ich meinen Blick nach vorne richte, steht Kyle vor mir und ich quieke erschrocken auf.
Er lächelt und entschuldigt sich in meinem Kopf.
Er steht genau vor mir und schaut auf mich herab. Seine Hand umfasst mein Kinn, zieht es näher zu seinem Gesicht heran und noch ehe ich mich seinem Griff entziehen kann, küsst er mich. Gerade mal einen Herzschlag lang liegen seine Lippen auf meinen, doch für mich verläuft diese Zeit wie in Zeitlupe.
Als ob jemand das Licht ausgemacht hätte, verschwindet meine Umgebung und mein Empfinden zentriert sich allein auf meinen Retter. Seine Lippen… mein Gott, sie sind so unendlich weich und sein Duft raubt mir völlig den Verstand.
So nah an meiner Nase ist er nun viel schwerer und würziger und hüllt mich vollkommen ein, umarmt mich mit seinem weichen Mantel. Er sieht mich an, seine wunderschönen Augen blicken direkt auf meine Seele und eine vollkommene Ruhe strahlt von ihnen aus.
Ich kann in ihnen den Ozean sehen, den tiefen, endlos blauen Ozean und ein Schaudern durchfährt meinen Körper. Sein Blick ist liebevoll und doch konzentriert, als müsse er sich zurück halten. Ich bin so eingenommen von diesem außergewöhnlichen Blau, dass ich tatsächlich glaube das Rauschen der Wellen zu hören.
Doch dann lösen sich seine Lippen von meinen und es ist, als würde ich eiskaltes Wasser ins Gesicht bekommen. Kyle ist weg und der Zauber des Augenblicks ist verflogen.
4
Es ist ein Uhr morgens als Joe mich zu Hause absetzt und mir eine gute Nacht wünscht. Und ich fühle mich… seltsam.
Langsam glaube ich sogar das Kyle Gift auf seinen Lippen gehabt haben muss, aber das ist natürlich Blödsinn. Denn ich fühle mich seit dem Kuss anders. Es ist nicht unangenehm, eher durchströmt es meinen Körper wie eine warme Sommerbrise und entspannt meine Glieder, zwingt meinen Geist zur Ruhe zu kommen.
Es dauert nicht lange bis ich nur mit meinem Tanga bekleidet im Bett liege und versuche zu schlafen. Bei der Hitze zu dieser Jahreszeit wäre alles andere zu warm. Ich schließe die Augen eine Weile um sie dann wieder genervt zu öffnen.
Und erst dann bemerke ich, dass ich alles sehen kann. Ich meine wirklich alles! Wenn ich noch vor zwei Tagen nachts wie ein Blinder durch mein Haus gestolpert bin, so sehe ich jetzt jedes noch so kleine Detail, als wäre es helllichter Tag; wenn nicht sogar noch besser. Es erschreckt mich ein wenig und doch fasziniert es mich. Voller Staunen füge ich diese Eigenschaft zu meiner gedanklichen Liste hinzu und lege mich schlafen. Ich bin gespannt was noch alles auf mich zukommt.
Als um sieben Uhr morgens mein Wecker klingelt, erinnere ich mich daran, dass das Wochenende vorbei ist und ein grauenvoller Montag angebrochen ist. Scheiße, ich muss ja noch arbeiten. Meine Mutter hat sich nie mit dem Gedanken angefreundet, dass ich Visagistin bin. Sie wollte immer, dass ich Arztgehilfin werde, so wie alle weiblichen Mitglieder aus meiner Familie. Aber ich hatte damals mit 16 beschlossen ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen.
Müde und verschlafen dusche ich mich, ziehe mich an und trinke zwei Tassen Kaffee. Es ist kurz vor acht, als ich aus dem Haus gehe und Kyle aus seinem Mercedes steigt und mir fröhlich entgegen lächelt. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Heute trägt er eine dunkle Jeans und ein graues T-Shirt, welches seine breiten Schultern toll zur Geltung bringt. Er sieht, wie immer, zum anbeißen aus.
Guten Morgen, Hübsche , begrüßt er mich und hält mir die Beifahrertür auf.
Kyle, ob du es glaubst oder nicht, aber es gibt noch Mens… Personen, die jeden Tag arbeiten müssen, um ihr Geld zu verdienen , sage ich nur und bleibe vor ihm stehen.
Ich habe bei deiner Arbeit angerufen und ihnen gesagt, dass du einen Unfall hattest und dich noch erholen müsstest , entgegnet er locker während ich ihn nur anstarre.
Aber mir geht’s gut und ich will…
Du kannst nicht arbeiten gehen, nicht in deinem Zustand , unterbricht er mich. Deine Verwandlung ist erst in drei Stunden vollendet und dann wirst du mich brauchen.
Und wieso werde ich dich brauchen? ,
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