Verführung der Nacht (German Edition)
innerlich. Ich und Blut trinken? Niemals.
Aber du musst, Mary, sonst wirst du die Kontrolle verlieren und eine Gefahr für die Menschheit darstellen.
Gibt es denn keinen anderen Ausweg?
Kyle schüttelt nur den Kopf.
Er füllt mein Glas mit Rotwein und überreicht es mir, nur um es kurz danach wieder zu füllen. Ich bin so frustriert, dass ich den Alkohol in einem Zug hinunter schlucke und die Rebellion meines Magens ignoriere.
Das hier kann nur ein Alptraum sein. Ein Alptraum mit einem wunderschönen und hinreißenden Engel. Mein Gegenüber lächelt, als er meine Gedanken auffängt und ich baue sofort meine Mauer auf. Er steht auf und geht hinüber zu der Bücherwand rechts von mir.
Komm mit, ich möchte dir etwas geben .
Neugierig wie ich bin, renne ich ihm sofort hinter her um zu sehen, dass er ein Buch in der Hand hält mit der Aufschrift „Hilfe, ich bin ein Vampir“.
Du willst mich verarschen, oder? Ich bin mir nicht sicher ob ich lachen oder weinen soll.
Nein, will ich nicht. Als ich ihn ansehe bemerke ich, dass er es wirklich ernst meint. Dieses Buch enthält mehrere Einträge von Vampiren, wie sie sich am Anfang ihrer Verwandlung gefühlt haben und wie sie damit zurecht gekommen sind. Es ist über 200 Jahre alt, nur der Titel und das Cover haben sich verändert. Es könnte dir vielleicht helfen.
Seufzend starre ich auf das Buch und kann mich nicht entscheiden, ob ich es nun annehmen soll oder nicht. Er nimmt mir diese Entscheidung ab, in dem er es zurück auf das Regal legt und mich an den Schultern packt.
„ Mary, du musst trinken“, sagt er und sieht mir eindringlich in die Augen. „Ich kann deinen Hunger spüren, ihn förmlich riechen.“
Ich wehre mich innerlich obwohl ich weiß, dass kein Weg daran vorbeiführt.
Er nimmt mich in seine Arme und drückt mein Gesicht zu seinem Hals.
Mary, du musst trinken , höre ich ihn mit Nachdruck sagen. Er hält meinen Kopf sanft aber bestimmt fest und ich kann meine Augen nicht von seiner Ader lösen. Ich kann sehen, wie sie pocht, kann das Blut rauschen hören, es riechen. Oh Gott und ich kann ihn, riechen seinen herrlichen Duft. Ich spüre, wie meine Fänge schmerzen, weil sie nicht das bekommen, was sie haben wollen und auch mein Körper beginnt zu rebellieren.
Mary, du musst trinken. Mary, du musst. Beiß rein. Tu es!
Meine Reißzähne verlängern sich, sind nun so lang, dass ich den Mund öffnen muss, damit ich mir nicht ins Zahnfleisch beiße. Meine Lippen teilen sich und ich will grade in seine weiche Haut beißen, als die große Flügeltür sich öffnet und Joe, der Fahrer in der Tür steht.
Kyle ist so erschrocken über sein Erscheinen, dass er mich reflexartig von sich stößt. Ich taumle nach hinten und kann mich grade noch an dem Bücherregal festhalten.
„ Dein Bruder ist hier“, sagt Joe nur knapp und mein Gegenüber nickt.
Bruder? Es gibt also noch einen von dieser verführerischen Sorte? Und warum gehen die beide so vertraut miteinander um, obwohl er doch sein Fahrer ist?
Kyle fängt meine Gedanken auf, scheint aber nicht wirklich glücklich darüber zu sein. Sofort baue ich meine Mauer in meinem Kopf auf und schirme ihn so vor meinem Inneren ab; meine Fänge sind zum Glück nicht mehr so lang wie gerade eben. Völlig steif und unbequem steht er vor mir und starrt gebannt auf die geöffnete Tür während ich mich frage, was wohl zwischen den beiden vorgefallen sein muss, dass er so gequält aussieht.
„ Hallo Kyle“, höre ich eine sanfte Stimme von der anderen Seite des Raumes und blicke dem Fremden ins Gesicht.
Wenn mein Retter das Abbild des Teufels wäre, dann wäre sein Bruder das Abbild eines Engels. Er hat etwas längere blonde Haare, die ihm ins Gesicht fallen und sanfte Züge, die schon fast weiblich wirken. Er hat dieselben vollen Lippen wie sein Bruder und ist ein bisschen schmaler als er. Er trägt einen dunklen Streifenanzug und obwohl es draußen dunkel ist, trägt er eine passende Sonnenbrille im Gesicht.
Ich bin vollkommen eingenommen von seiner Erscheinung und kriege gar nicht mit wie Kyle leise knurrt. Mit eleganten Schritten kommt der Fremde auf uns zu und ergreift meine Hand.
„ Mein Name ist Leon“, sagt er mit seiner weichen Stimme und gibt mir einen Handkuss. Wow, was für ein Gentleman! „Es freut mich Sie kennen zu lernen, Miss…“
„ Mary“, sage ich nach kurzer Überlegung, wie ich denn noch mal hieß. „Sagen Sie einfach Mary zu mir.“
Er ist unglaublich schön
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