Verführung der Nacht (German Edition)
Hand.
Sein Blut.
Sein unglaubliches, atemberaubendes und unwiderstehliches Blut.
Und ich spüre wie die Gier in mir wächst, wie das Tier wach wird. Sorge und Hunger kämpfen in meinem Kopf und obwohl es gar nicht so lange her ist, dass ich zuletzt getrunken habe, fühle ich mich völlig ausgetrocknet. Kyles Rücken straft sich, als er mein Verlangen durch unsere Verbindung spürt.
Denn dieses Mal ist es anders. Es ist die Wildheit und die blanke Gier, die mich diesmal leiten und es fällt mir schwer das Biest festzuhalten. Er weiß das. Er weiß, dass es diesmal nicht so laufen wird wie die letzten beiden Male. Das es diesmal zu einem Kampf kommen wird.
Als meine Fänge länger werden und ich stöhne vor Schmerz, spüre ich wie sich seine große Arme um mich schließen wie ein Käfig und er gegen mein inneres Tier ankämpft.
9
Ich spüre wie mein Hunger die Überhand gewinnt, wie mein inneres Biest sich aus seinen Fesseln befreit und vor Freude laut schreit. Kyles Klammergriff um meinen Körper wird enger als ich mich beginne zu wehren. Er keucht leise, denn auch er fühlt diese überwältigende Gier nach Blut.
Mein Retter hat mich zu Boden gezogen und ich sitze zwischen seinen Beinen, meinen Rücken an seine nackte Brust.
Du musst dieses Verlangen besiegen , sagt er und versucht das Tier mit seiner Stimme ein wenig zu beruhigen.
Es faucht und knurrt durch meinen Mund während die Schmerzen in meinem Zahnfleisch und Hals stärker werden.
Kyle, lass mich nicht los! , flehe ich.
Ich spüre seine weichen Lippen auf meinem Hals ehe ich die Kontrolle verliere und mein Geist sich vernebelt. Meine Reaktionen sind die eines wilden Tieres: Ich habe einen entsetzlichen Hunger und Kyle scheint wie ein gefundenes Opfer zu sein. Ich versuche mich umzudrehen um meine Fänge in die Ader an seinem Hals zu versenken, doch er hindert mich daran.
Egal, wie stark ich dagegen ankämpfe, wie laut ich auch schreie und fauche, er lässt nicht locker. Dann versuche ich ihn einfach nur zu beißen, egal wo, hauptsache ich bekomme ein Stück Fleisch, wo das Blut heraus spritzt. Kyle registriert schnell was ich vorhabe, und legt einen Arm um meinen Hals, nimmt mich in einen Würgegriff, während der andere Arm mich immer noch so festhält, dass ich mich kaum bewegen kann.
Nach einigen kämpfenden Versuchen bekomme ich einen Arm frei und zerkratze alles, was mir unter die Finger kommt. Meine Zähne schnappen nach seinem Arm, aber er hält den Griff so fest, dass ich ihn nur sinnlos hin und her werfen kann. Wäre ich ein Mensch, hätte Kyle mich schon längst erwürgt und ich würde leblos in seinen Arm hängen.
Aber ich bin ein Vampir und die einzige Art mich zu töten, ist mir den Kopf abzuschlagen. Ich höre wie mein Retter Worte murmelt, doch ich verstehe sie nicht. Er wiederholt immer wieder denselben Laut und nach einer Weile werde ich ruhiger, das Tier erschöpfter. Irgendwann spüre ich wieder mich, Mary, und ich kann das Biest zurück in seine Fesseln legen.
Danke , hauche ich und sein Griff wird lockerer, doch er lässt mich immer noch nicht los.
Ich kuschle mich in seine Arme und fühle mich elend. Ich bin erschöpft und werde von Schuldgefühlen erdrückt. Wie konnte ich das gerade nur zulassen? Warum ist das Tier plötzlich so stark geworden und hat meinen Willen weggefegt wie eine leichte Feder?
Und warum konnte Kyle es so schnell wieder unter Kontrolle kriegen? Es war wie bei meiner Verwandlung. Er murmelt etwas und dann bin ich ganz ruhig, also ob er mir irgendein Mittel verabreicht hätte.
Er hat mich schon wieder beschützt, er hat mich schon wieder gerettet und ich kann, ich will einfach nicht weiter glauben, dass ich ihm nichts bedeute. Ich drehe meinen Kopf leicht und schaue in diese leuchtend blauen Augen und versinke wie so oft ihn ihnen. Sie blicken mich besorgt, aber auch erleichtert an. Und sie blicken wie so oft auf meine Seele, erkunden meinen Geist.
Ich sollte ihm sagen, was ich fühle. Ich sollte ihm sagen, dass ich ihn…
„ Wie süß.“
Einer der Zwillinge steht vor dem Gitter der Zelle und beobachtet uns mit einem Schmunzeln. Er hat sein langes schwarzes Haar nun in einem lockeren Zopf zusammen gebunden und seine grauen Augen mustern uns wissend.
„ Zeit zu gehen, Süße. Dein Urteil wartet auf dich“, sagt er.
Ach ja, ich bin ja angeklagt worden. Das habe ich ja beinahe vergessen. Ich will aufstehen und ihm folgen, doch Kyle hält mich immer noch fest und sieht den
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