Verführung der Nacht (German Edition)
Gott.
13
Es ist zwei Uhr morgens am Freitag als ich zusammen mit Kyle, Leon und Aniro an einem großen Esstisch sitze. Er ist aus dunklem Mahagoniholz mit unzähligen Verzierungen an den Kanten und an ihm würden mindestens zwölf Leute Platz finden.
Nachdem Aniro von Kyle getrunken hat und Dana ihm ein paar Blutkonserven gebracht hat, sieht er viel besser aus. Diese Konserven sollen wirklich widerlich schmecken und auch nur für Notfälle gedacht sein; ich möchte sie auf keinen Fall probieren.
Aniros Augenringe sind verschwunden, sein Gesicht wirkt voller und gesünder, die hellen Augen sind nun ein schönes Gemisch aus Grau und Blau. Wir haben ihm eine Dusche und frische Kleidung angeboten, doch er will uns zuerst berichten, was er gesehen und gehört hat.
Amalias Schoßtierchen haben mich in London erwischt, wo ich mit Edward geredet habe , erzählt er. Sie hielt mich zwei Monate in ihrem Verlies gefangen und gab mir jeden Tag altes Rattenblut.
Von Kyle erfahre ich, dass wir Vampire frisches Blut brauchen um zu Kräften zu kommen. Altes Blut hält uns nur so gerade am Leben. Und er erzählt mir, dass dieser Edward ein sehr alter Vampir ist, ein sogenannter Meister, so wie Amalia eine Meisterin ist. Man muss aber nicht zwingend alt sein, um ein Meister zu sein, man braucht bloß die Macht dazu.
Edward soll ein Mittel gefunden haben, um Blutsbindungen zu trennen, deswegen war Aniro bei ihm. Als er fortfährt, trieft seine Stimme nur so von Hass und Verachtung. Seine Zügen sind hart und seine Hände klammern sich krampfhaft an der Tischplatte fest.
Einer der Wächter war irgendwann dumm genug in meine Zelle zu kommen. Ich habe diesen Bastard komplett leer getrunken und seinen Kollegen auch.
Bei meiner Flucht bin ich auf Amalia getroffen, die gerade dabei war von einem dieser Zwillinge gefickt zu werden. Sie war zu beschäftigt um mich zu bemerken während sie ihm erzählte was für einen tollen Plan sie hätte.
Den Plan, Kyle zu vernichten. Krieg gegen ihn zu führen. Wieder an die Oberfläche zu gelangen und der ganzen Welt mitzuteilen, dass es Vampire gibt. Dass sie, Amalia, das mächtigste Wesen von allen ist. Dieser Krieg könnte der dritte Weltkrieg werden. Bei diesem Gedanken wir mir ganz schlecht.
Sie redete auch von dir, Mary , fährt Aniro fort und sieht mich an. Dass du ihr ein Dorn im Auge bist. Weil du eine Blutsverbindung mit Kyle hast und sie nicht. Ihr Krieg gegen dich, Kyle, ist wie ein Rachefeldzug, weil du sie nicht akzeptiert hast, aber eine andere Frau.
Also bin ich eigentlich schuld daran, dass mein Retter in der Scheiße sitzt. Toll gemacht, Mary! Ich schaue unsicher zu Kyle, der mir gegenüber sitzt, und schlucke hart. Er hat die Arme auf den Ellbogen gestützt, die Finger aneinander gelegt, zu einem Dach geformt. Den Kopf hat er gesenkt, sein Blick ist auf die dunkle Tischplatte gerichtet. Sein Geist ist eine einzige große Mauer, die alle aus seinem Kopf fern hält und die mir ein wenig Angst einjagt.
Im Gegensatz zu ihm, ist meine Gedankenmauer ein kleiner kaputter Gartenzaun. Als er zu mir hinüber sieht sind seine Augen tiefschwarz, sein Mund geöffnet um seinen langen, weißen Fängen Platz zu machen und ein starker Geruch nach verbranntem Fleisch füllt die Luft. Er sieht mich nicht wirklich an, eher durch mich hindurch, als ob das Böse direkt hinter mir steht. Aber sein Blick trifft mich dennoch und ein eisiger Schauer läuft meinen Rücken hinunter.
Er sieht furchteinflößend aus.
Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Ich begreife, dass es sehr unklug wäre, Kyle als Feind zu haben. Sehr gefährlich, nach seinem Blick zu urteilen sogar tödlich. Leon seufzt und murmelt etwas auf Italienisch woraufhin Kyle ihn wild anknurrt. Es ist ein Zufall, dass genau in diesem Moment Dana hereinkommt und meinen Arm nimmt.
„ Komm, meine Liebe, komm mit mir“, sagt sie. „Ich habe etwas für dich.“
Wie ein kleines Kind, das zu viel gehört hat, führt sie mich aus dem Raum. Ich komme mir dämlich vor und bin wütend. Ich drehe mich zu den Männern um und mache gerade den Mund auf, um ihnen ordentlich die Meinung zu sagen.
Doch da ist die Tür auch schon ins Schloss gefallen und die mollige Frau zieht mich durch den anliegenden Raum zur Küche.
„ Es tut mir Leid, süße Mary, aber wenn Kyle mich ruft, muss ich laufen“, meint sie.
„ Wie ruft er dich denn?“, frage ich erstaunt.
Ihre Aussage bringt mich völlig aus dem Konzept und meine Wut ist
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