Verführung der Schatten
einen halben Tag her, die Erinnerung ist noch ganz frisch. Es besteht also überhaupt kein Grund, dich von Kopf bis Fuß in Frottee einzuwickeln, bis du erstickst“, sagte er, aber sie hörte gar nicht zu. Ihr trauriger Blick hing an dem Haufen ihrer inzwischen nicht mehr ordentlich gefalteten Kleidungsstücke.
„Jetzt muss ich alles noch mal von vorne packen.“ Sie sah so verzweifelt aus, dass er beschloss, mit seinen Frotzeleien erst mal aufzuhören.
„Was würde denn passieren, wenn du es nicht tust?“
„Dann wäre ich bald ein Fall für die Anstalt. Ich könnte an nichts anderes mehr denken.“ Als sie sich bückte, um alles wieder einzupacken, straffte sich der Bademantel über ihrem Po, sodass sein Blick magisch angezogen wurde.
Sie erschauerte und warf ihm einen finsteren Blick über die Schulter zu.
„Du kannst meinen Blick auf dir fühlen“, erklärte er. „Unsterbliche haben wesentlich schärfere Sinne. Sie hören besser, sehen besser, sogar ihr Tastsinn ist besser. Wir nennen das Hypersensibilität. Du wirst dich mit der Zeit noch daran gewöhnen.“
Sobald sie mit ihrer Tasche fertig war, erhob sie sich und prüfte den Raum auf noch mehr Unordnung. Wenn sie die Augen schon aufgerissen hatte, als sie ihn dabei erwischt hatte, wie er ihre Tasche durchwühlte, dann ließ sie der Anblick ihres Laptops – offen stehend und am falschen Platz – schwanken. „Nein … du … mein Computer ?“
Holly warf ihm denselben Blick zu, den er einem Höllenhund zuwerfen würde, wenn der seine Eintrittskarten für den Super Bowl auffressen würde. Sie stellte ihren Laptop sicher und untersuchte ihn gründlich von allen Seiten. „Deine Hände waren klebrig ! Oh Gott!“
Es wäre durchaus möglich, dass er sich ein, zwei Donuts genehmigt hatte, während er auf seine Bestellung gewartet hatte.
Sie nahm sich rasch ihre antibakteriellen Reinigungstücher, setzte sich mit dem Rücken zu ihm aufs Bett, beugte sich über ihrem Computer und rieb ihn sorgfältig ab.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihre Taten in grimmiger Faszination zu verfolgen und zuzusehen, wie sich ihre Schultern hoben und senkten, während sie tief ein- und ausatmete, um sich zu beruhigen.
Offensichtlich beruhigt, dass nichts kaputt gegangen war, stellte sie den Computer auf den Tisch zurück – exakt am Handy ausgerichtet –, und strich die Decke glatt, auf der sie gesessen hatte.
„Sieh mal, Cadeon“, begann sie, aber dann wanderte ihr Blick zum Computer zurück. Sie eilte wieder zum Tisch, rückte ihn fast einen ganzen Zentimeter zur Seite und begann von Neuem. „Gestern Nacht war ich viel zu durcheinander, um auf all die Dinge zu reagieren, die du getan hast. Aber jetzt nicht mehr. So kannst du mich nicht behandeln.“
„Oh? Ich darf dir also nicht mehr das Leben retten und die ganze Nacht lang durchfahren, während du selig schlummerst?“
„Ich meine, dass du einfach meinen Computer anfasst. Das war … schlimm. Ich sage ja nicht, dass du ihn nicht benutzen darfst. Ich teile gerne. Aber ich muss dich anmelden und sicherstellen, dass du weißt, wie man richtig mit ihm umgeht.“
„Ich hab mir schließlich keine Pornos runtergeladen oder so.“ Da hab ich leider gar nicht dran gedacht. „Ich hab nur ein paar Sachen gegoogelt und unsere Route für heute Abend geplant.“
„Ähm … Das ist nicht das Einzige, was sich ändern muss. Es wird zukünftig nicht mehr vorkommen, dass du planst, mich zu entkleiden, während ich schlafe, oder dass du einfach ins Bad platzt, während ich dusche, und mich angaffst. Oder dass du mich mit diesen sexistischen Namen anredest.“
„Meinst du damit meine Kosenamen? Was hast du denn gegen die?“
„Sie verniedlichen die Frauen.“
Er schüttelte entschieden den Kopf. „Überhaupt nicht. Das ist reine Gewohnheit. So reden Männer nun mal mit Frauen. Außerdem sind die Kosenamen frauenspezifisch.“
„Wie genau?“
„Also, zum Beispiel Kleines oder Püppchen. So nenne ich nur Frauen, an denen mir etwas liegt.“ Nur Frauen, an denen ihm wirklich etwas lag. Kleines drückte seinen Besitzanspruch aus, und Püppchen war ein Ausdruck seiner Zuneigung. Mit anderen Worten: Er hatte diese Begriffe noch nie zuvor verwendet. „Wenn ich an einer Frau nicht weiter interessiert bin, nenne ich sie Süße , Schätzchen oder Täubchen .“
„Soll mich diese Offenbarung jetzt vielleicht zu Tränen rühren? Soll ich mich geehrt fühlen, als Püppchen bezeichnet zu werden?“
„Ich würde
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