Verführung der Unschuld 2
möchte auch dir meinen herzlichen Glückwunsch zu eurem Töchterchen ausdrücken.«
Giulia versuchte ihre feuchten Hände unauffällig an ihrem Rock abzuwischen. Sie fühlte sich von Federicos überschwänglicher Herzlichkeit merkwürdig berührt. Das war doch alles nur Show? Oder sollte er etwa sein früheres Verhalten ihr gegenüber bereuen? Falls ja, wäre wohl eine Entschuldigung angebracht.
Auf den ersten Blick wirkte Federico nicht nur gut gelaunt, sondern überhaupt sehr entspannt und ohne Zweifel sah er ausgezeichnet aus. Braungebrannt und erholt. Das Poloshirt spannte über seinem Brustkorb und seine kleinen Nippel zeichneten sich hart durch den Stoff ab. Giulia schluckte. Noch nie, seit sie die Zwillinge kannte, waren sie sich äußerlich unähnlicher gewesen. Für ein Sonnenbad fehlte ihrem Mann die Zeit, und würde er nicht abends und am Wochenende das eine oder andere kleine Training in ihrem hauseigenen Fitnessraum absolvieren, stünde es um seine Muskulatur bestimmt nicht zum Besten.
Nicht täuschen lassen. Federico ist ein Wolf im Schafspelz
, ermahnte sie eine innere Stimme.
Interessiert beugte sich dieser nun über den Kinderwagen. »Oh, was für ein süßes Ding, schau nur Mariella, die süßen Kulleraugen. Ach«, Federico richtete sich auf und machte eine entschuldigende Geste, »Was bin ich doch für ein ungehobelter Gastgeber. Ihr kennt euch ja noch gar nicht.«
Das sollten sie ihm abkaufen? Gedankenlosigkeit? Und aus seinem Mund eine Entschuldigung? Giulia glaubte ihm kein Wort. Federico war ein Stratege von Kopf bis Fuß. Er überließ nichts dem Zufall. Was hatte dies zu bedeuten? War es eine Herabwürdigung seiner Frau, was Giulia ihm durchaus zutrauen würde, oder wollte er im Gegenteil ihren Auftritt besonders dramatisch inszenieren?
Die elegant gekleidete Frau stand auf, trat neben ihn und er stellte alle einander vor. »Mariella – Lorenzo – Giulia. Unsere Familie.«
Giulias Neugierde wuchs. Was für ein Mensch mochte die Frau sein, die Federico geheiratet hatte? Ihr Blick war warm, ihr Lächeln wirkte natürlich. Trotzdem, sie würde auf der Hut sein. Vielleicht hatte er ihr von Giulias unsittlichem Liebesverhältnis mit beiden Brüdern erzählt, und dass sie eigentlich nur ein Dienstmädchen gewesen war, als sie in dieses Haus kam. Hoffentlich schoss ihr bei diesem Gedanken nicht die Röte in die Wangen.
Giulia musterte Mariella genauer, während sie einander die Hand schüttelten. Ohne Zweifel war ihre Schwägerin eine nordische Schönheit, einen halben Kopf größer als Giulia, mit schlanker Taille und üppigem Busen, und fast stechend hellblauen Augen. Ihr Kleid aus schimmerndem pinken Stoff, um den tiefen Ausschnitt mit einer Applikation aus kleinen weißen Perlen verziert, saß wie maßgeschneidert. Was es vielleicht auch war. Wenn man eines anerkennen musste, dann Federicos exquisiten Geschmack.
Giulia war mit ihrer eigenen äußeren Erscheinung sonst durchaus zufrieden. Sie war zierlich, mit vollen dunklen Locken und einem wohlproportionierten Busen, der durch die Schwangerschaft ein wenig größer geworden war. Ihre Figur war fast wieder dieselbe wie vorher, vielleicht noch ein kleines Bisschen draller. Gegen Mariella jedoch kam sie sich in ihrem geblümten, leichten Sommerkleid wie ein unreifes Mädchen vor. Ihre neue Schwägerin hatte eben ganz und gar die Ausstrahlung einer Frau, einer gut situierten Dame. Ihr Outfit, ihre verhaltenen kontrollierten Bewegungen, das kühle Lächeln, das perfekte MakeUp – alles wirkte ein wenig unnahbar, aber nicht unfreundlich. Vielleicht verbarg sich dahinter aber auch nur die Unsicherheit, da ihr noch die Erfahrung fehlte, wie sehr sie von allen akzeptiert werden würde. Giulia jedenfalls hatte vor, ihr Bestes zu geben. Schließlich war es ja nicht Mariellas Schuld, was vor Monaten geschehen war, und nur weil sie mit einem Scheusal verheiratet war, musste sie nicht genauso sein.
Was würde Mariella wohl denken, wenn sie wüsste, was für Spiele die Brüder mit Giulia getrieben hatten? Würde ihre Schwägerin sie verachten? Giulia fühlte eine Hitzewallung, als ihr durch den Kopf schoss, ob Federico seine sexuellen Vorlieben wohl auch mit Mariella auslebte. Man sah es niemandem an, welche Leidenschaften ihn antrieben. Womöglich teilte Mariella diese sogar?
»Sieh nur, Mariella«, lenkte Federico die Aufmerksamkeit seiner Frau auf das schlummernde Kind. »Möchtest du es nicht mal auf den Arm nehmen? Giulia hat bestimmt
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