Verführung Der Unschuld
Gefühl, man könnte sich verlaufen. Aber wenn
man das System der Anlage verstanden hatte, war es ganz einfach. Es gab vier zentrale
Punkte, drei von einem Brunnen dominiert, einer mit einem romantischen Sitzplatz. Alle vier
lagen im gleichen Abstand zueinander. Zu diesen hin und von diesen fort führten alle Wege.
Giulia fühlte sich sofort wohl. Viele der angepflanzten Blumen und Büsche gehörten zu
ihren Lieblingssorten, vor allem die vielen verschiedenen Rosen. Das wäre ein Garten ganz
nach Wunsch ihrer Mutter!
Sie ließ sich Zeit, sah sich noch einmal alleine in Ruhe die Zimmer an und die vorgesehenen
Plätze für die Blumengebinde. Dann machte sie sich weitere Notizen, welche Blumen aus
dem Garten jeweils passend wären, und ging an die Arbeit. Sie war so versunken in das
Schneiden und Binden, Arrangieren der Blüten, zupfte und träumte vor sich hin, fühlte dabei
ein stilles ausfüllendes Glücklichsein, so dass sie gar nicht hörte, als Maria sie zum Essen rief.
»Wow, das sieht aber toll aus!«
Giulia erschrak, als Maria unvermittelt hinter ihr stand. »Findest du? Danke!«
»Komm mit, du musst doch schon völlig ausgehungert sein!«
Maria und Giulia waren sich sofort sympathisch. Sie tauschten während des Mittagessens
ihre persönlichen Erfahrungen über ihre Aufgaben und das Arbeitsklima aus, wobei Giulia
darauf achtete, nicht zu viel von sich und ihrer persönlichen Beziehung zu ihren Arbeitgebern
zu verraten.
Zufrieden betrachtete sie ihre Werke. Sie hatte darauf geachtet, fünf wirklich
unterschiedliche, zum jeweiligen Zimmer passende Blumenarrangements zu gestalten. Sie
platzierte jedes dort, wo es hingehörte, suchte dann Maria in der Küche auf und bat sie, der
Patrona Bescheid zu geben.
Signora Moreno prüfte die Ergebnisse sehr aufmerksam. »Sie haben wirklich ein glückliches
Händchen, Giulia. Ich glaube, Antonio hätte es nicht besser hinbekommen.« Sie reichte Giulia
einen Geldschein. »Hier, ein kleines Taschengeld.«
»Danke!«
Giulia knickste. Ihr erstes Trinkgeld! Aber auch ohne dieses wäre sie alleine schon über das
Lob überglücklich gewesen. Eine Stunde später war sie mit dem Überlandbus zurück und
meldete sich bei Mamsell Concetta, um ihr zu berichten.
***
Es war für Giulia alles andere als einfach, sich abends unbeobachtet zum Pavillon zu begeben.
Denn bei schönem Wetter saß das Dienstpersonal noch gerne nach Feierabend draußen vor
dem Gesindehaus und plauderte. Zum Glück wusste Giulia, dass niemand von ihnen gerne
spazieren ging. Alle waren faul und froh, nach einem langen Arbeitstag endlich sitzen zu
dürfen. Mit dem Vorwand, einen späten Spaziergang bei der herrlichen, noch warmen
Abendluft durch den Park zu machen, entfernte sie sich zur vorgegebenen Zeit.
Federico kam zu spät. Ein unerwarteter Besucher hatte ihn aufgehalten. Giulia hatte
zunächst brav nach seinen Anweisungen gehandelt. Sie hatte sich entkleidet, Kerzen
angezündet und sich dann auf den Teppich vor der Chaiselongue gekniet und mit
geschlossenen Augen auf ihn gewartet. Nach einer Weile wurde ihr jedoch langweilig, und sie
begann unruhig im Pavillon auf und ab zu gehen. Sie entzündete weitere Kerzen, nahm eines
der Bücher in die Hand, die auf der Kommode standen, lümmelte sich in einen Sessel und
begann zu lesen.
»Endlich!« Beinahe hätte sie sein Eintreten nicht bemerkt. Sie klappte das Buch zu, sprang
auf und lief auf ihn zu, um ihn stürmisch zu umarmen. Sie hatte den Abend herbeigesehnt,
seine heißen Küsse und die gegenseitigen zärtlichen Berührungen.
Federico fing ihren Schwung ab, beugte sie nach unten, umarmte ihre Hüfte, presste sie
seitlich an sich. Giulia war viel zu überrascht, dass er ihrer Umarmung und ihrem Kuss
auswich, um gleich zu verstehen, was das zu bedeuten hatte. Plötzlich hing ihr Kopf und ihre
Arme nach unten, ihre Fußspitzen erreichten gerade noch den Boden und sie hielt sich
spontan mit einer Hand an seinem Unterschenkel fest, weil sie das Gefühl hatte, zu fallen.
Ohne erklärende Worte begann er ihr in gleichmäßigem Rhythmus auf ihren Allerwertesten
zu klatschen, nicht besonders fest, aber immer zwei Schläge auf dieselbe Stelle, die nächsten
zwei versetzt. Giulia schnappte ächzend nach Luft. Warum machte er das? War er denn nicht
froh, sie zu sehen? Seine klatschende Handschrift war nur sanft züchtigend, genügte aber, um
ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, obwohl sie immer noch nicht wusste, weswegen.
»Nein, nein, bitte nicht!«,
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