Verführung erster Klasse 2 - Die Wandlung
gefangenzunehmen, aber niemand von ihren Leuten konnte in
den Wald vordringen. Mehrere Wesen, allem voran Wölfe und
Waldgeister, hatten sie abgewehrt. Anscheinend hatte Zephir
eine größere Kontrolle über seine Schützlinge, als ihm Ardat
zugesprochen hatte.
Normalerweise wäre er wütend auf Zephir, dass er sich dem
Rat immer noch widersetzte, den Mensch vorzog und so die
Familienehre gefährdete, aber da nun bekannt geworden war,
dass sein Vater über Jahre eine Hexe versteckt hatte ...
Die Affäre mit Ted würde kaum noch einen schlechteren
Eindruck machen können.
Ardat schüttelte den Kopf. Sein Vater würde bald
zurücktreten müssen. Aber wer konnte seine Nachfolge
antreten? Hatte er selbst womöglich doch eine Chance?
»Suchst du was bestimmtes, Sirenenhalbling?«, unterbrach
eine Stimme seine Gedanken.
Ardat blickte auf. Harkan hatte sich ihm in den Weg
gestellt und schenkte ihm ein breites Lächeln, das sämtliche
Fänge zeigte.
»Was geht dich das an, Wolf?«, sagte Ardat bissig und
wollte an ihm vorbeigehen, doch ein massiger Arm streckte
sich vor ihm aus.
»Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Du sprichst
hier mit einem Ratsmitglied.«
Ardats Augen verengten sich. Zephir zufolge war es
vermutlich Harkin, der mit Anja zusammengearbeitet hatte.
Wollte er ihn ausspionieren?
»Und was machst
du
hier? Heute gibt es keine Sitzungen.«
Harkin zuckte mit den Achseln. »Eine persönliche
Angelegenheit, die jemanden von meinem Rudel betrifft.« Er
lehnte sich vor und sah nun direkt in Ardats Augen. »Du hast
meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich werde sie auch nicht beantworten!«, gab Ardat zurück
und hielt seinem Blick stand. »Warum gehst du mir nicht
endlich aus dem Weg und zurück zu deinen Hunden?«
»Oh!« Harkin richtete sich wieder auf. Sein Lächeln wurde
breiter und er verschränkte die Arme. »Du hast sogar noch
mehr Feuer als dein Bruder und bist mindestens genauso schön
... hab ich mir etwa den falschen von euch ausgesucht?«
Ein Knurren brach aus Ardats Mund und er stieß Harkin zur
Seite. Dieser sah fast amüsiert aus und ließ ihn machen.
»Lass mich in Ruhe. Deine Vorlieben interessieren mich
nicht.«
Harkin lachte. Ardat zog eine Grimasse und trat an ihm
vorbei. Er hatte diesen Blick schon zur Genüge gesehen, als
der Wolf seinen Bruder angesehen hatte. Aus welchem Grund
auch immer hatte Harkin es sich in den Kopf gesetzt, die
Verbindung mit Zephir einzugehen. Sein Bruder wollte
natürlich nichts davon wissen, aber der Wolf war stur und
hielt an dem Glauben fest, ihn irgendwann für sich gewinnen
zu können. Was für ein Narr!
Ardat war bereits einige Schritte weiter gegangen, als
Harkin erneut sprach: »Bist du etwa auch der Meinung, dass
wir so weiterleben sollen?«
Ohne sich umzudrehen, ging Ardat weiter. »Ich habe keine
Ahnung, was du meinst.«
»Oh, ich glaube, du weißt sogar sehr gut, was ich meine.
Du hasst doch diesen Menschen, oder?«
Nun blieb er doch stehen und drehte sich um. Natürlich
konnte er Ted immer noch nicht leiden, doch seitdem er Anja
so leichtfertig besiegt hatte, musste Ardat zugeben, dass er
wenigstens etwas mehr Respekt gegenüber dem Menschen
entwickelt hatte.
»Ich glaube nicht, dass es dich interessieren muss, was
ich von ihm halte«, sagte er schließlich knapp.
»Und wenn ich dir so etwas wie einen Bund vorschlagen
würde?«
Ardat hob eine Augenbraue an. »Bund? Ich dachte, du
willst meinen Bruder.«
»Nicht so einen Bund. Ich meine eher, dass wir uns
zusammen um dieses Hindernis kümmern könnten. Obwohl ich
einer tieferen Zusammenarbeit durchaus nicht abgeneigt wäre
...«
Ardat ignorierte den letzten Kommentar. »Willst du ihn
etwa umbringen?«
»Dafür ist er doch viel zu kostbar, wenn man den
Gerüchten Glauben schenkt«, sagte Harkin mit einem Lachen.
»Man erzählt sich, dass der Mensch diese Hexe Anja
eigenhändig zur Strecke gebracht hat. Du warst doch dabei,
oder? Kannst du mir sagen, was wirklich geschehen ist?«
»Warum interessiert dich das?« Ardats Augen verengten
sich. »Was hast du eigentlich vor?«
»Ist das nicht klar? Von Anfang an war das Einzige, das
ich wollte, dass mein Volk seinen rechtmäßigen Platz
einnimmt. Wir wollen nicht mehr in diesen kleinen Wäldern
zusammengepfercht sein. Oder findest du es etwa gut, dass
wir uns den Menschen so unterordnen müssen? Wir sind stärker
als sie! Wir könnten sie vernichten, wenn wir wollten!«
Da
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