Verfuehrung im Harem
fragte er geradeheraus und verschränkte die Arme. „Mache ich dich nervös?“
Ja, das macht er, gestand sie sich insgeheim ein. Doch niemals würde sie es ihm gegenüber zugeben. „Nein, keineswegs. Ich bin nur der Meinung, du hast als Finanzminister andere Termine wahrzunehmen, während ich aus privaten Gründen hier bin. Ich möchte dir nicht zur Last fallen.“
„Du kannst mich gern korrigieren, wenn ich mich irre, aber je eher du hier fertig bist, desto rascher kannst du nach Hause zurückfliegen und dich wieder um die Kinder kümmern, die du betreust. Das sehe ich richtig, oder?“
Die meisten Menschen hätten jetzt behauptet, sie würde niemandem zur Last fallen, egal, ob es stimmte oder nicht. Kardahl hatte jedoch auf jede Höflichkeitsfloskel verzichtet, und plötzlich wollte sie, romantisch wie sie war, unbedingt wissen, ob sie ihm lästig war.
„Ja, du hast recht, ich möchte so schnell wie möglich nach Hause zurückfliegen“, erwiderte sie. Wenn ich wieder auf der anderen Seite des Globus bin, kann er mich nicht mehr aus dem seelischen Gleichgewicht bringen, überlegte sie.
„Okay, dann stehe ich dir zur Verfügung. Ich fliege dich nach Akaba, und ich verspreche dir, ich bringe dich wohlbehalten zurück.“
Ihr blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben und sein Angebot anzunehmen. „Gut, vielen Dank.“
Nach diesem Besuch bei ihrer Tante brauchte sie nur noch ihre Großeltern zu treffen, danach konnte sie Bha’Khar wieder verlassen. Eigentlich hätte sie sich über die Aussicht freuen müssen, aber sie konnte es nicht. Das Herz wurde ihr schwer, denn Kardahl war ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war unwerfend attraktiv, nett, freundlich, rücksichtsvoll, und, als wäre das noch nicht genug, er konnte die Privatjets der königlichen Familie fliegen.
Gab es überhaupt etwas, was er nicht konnte?
Oh ja, er konnte nichts für sie empfinden, und das wurde immer wichtiger für sie, je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte.
Nach der Landung ließ Kardahl das Flugzeug ausrollen und stellte dann die Motoren ab. Wie nach jedem Flug war er froh und dankbar, dass es keine Zwischenfälle gegeben hatte. Dennoch hatte er das Gefühl, der Flug sei ereignisreich gewesen, was nur etwas mit Jessicas Anwesenheit zu tun haben konnte. Wenn er allein gewesen wäre, hätten ihn weder ihre angenehme Stimme noch ihr verführerischer Duft noch ihr herrlicher Körper mit den verführerischen Rundungen ablenken und irritieren können.
Es wäre kein Problem gewesen, einen seiner Mitarbeiter zu ihrer Begleitung abzustellen und einen anderen Piloten die Maschine fliegen lassen zu können, wie sie es selbst vorgeschlagen hatte. Doch sie war seine Frau, jedenfalls im Moment. Das erklärte aber noch nicht, warum er sie unbedingt selbst begleiten wollte. Er wollte sie vor den Paparazzi beschützen, das war ihm natürlich wichtig. Warum er sich dabei aber gefühlsmäßig engagiert hatte, war ihm rätselhaft.
Nachdem sie die Sicherheitsgurte gelöst hatten, verließ er das Cockpit und drückte auf den roten Knopf, der die Tür öffnete, und betätigte den Hebel, um die Stufen auszurollen. Schließlich stiegen sie aus, und er führte Jessica über das Rollfeld zu der bereitstehenden Limousine. Jessica ließ sich auf den Rücksitz sinken, faltete die Hände im Schoß und spielte nervös mit den Daumen.
Kardahl nahm neben ihr Platz. „Du brauchst nicht nervös zu sein“, versuchte er sie zu beruhigen und legte die Hand auf ihre Hände.
Jessica zuckte zusammen, als wäre sie mit den Gedanken ganz woanders gewesen. Doch dann sah sie ihn kampflustig an. „Du hast gut reden.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Er lächelte, als er ihrem überraschten Blick begegnete. „Ich wollte dich eigentlich nur aufmuntern.“
„Du könntest im Kreis herumhüpfen und wie ein Hahn krähen, es würde …“
„Nein, das könnte ich nicht“, unterbrach er sie belustigt.
„Ach, du nimmst mich nicht ernst“, sagte sie lachend.
Er war froh, dass er sie aufgeheitert hatte, obwohl ihr Lächeln so verführerisch war, dass er am liebsten ihre Lippen berührt und sie geküsst hätte. Seine wachsende Zuneigung zu ihr war ihm nach wie vor rätselhaft. Sie war nicht die erste schöne Frau, die er kennengelernt hatte, sie machte ihm keine Komplimente, und sie wollte nicht mit ihm schlafen. Vielleicht empfand er es als Herausforderung, die Mauern zu durchbrechen, die sie um sich her errichtet hatte, und ihre leidenschaftlichen
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