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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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verstrickt war, wie der feuchte Mantel andeutete, würde sie das Mädchen vielleicht sogar ermorden, um ihr Geheimnis zu wahren.
    Lieber Gott, war das Schlimmste vielleicht schon geschehen?
    Die Tür wurde heftig auf gerissen. Edith Pratt stürmte ins Büro. Ihr attraktives Gesicht war vor Ungeduld und Gereiztheit verzerrt.
    »Miss Shelton? Ich bin Miss Pratt. Was soll das heißen, dass Mrs. Hoxton Euch geschickt hat? Mir wurde niemand angekündigt.«
    »Natürlich wurdet Ihr nicht informiert!« Concordia nahm instinktiv zu ihrem autoritärsten Ton Zuflucht. »Ich bin die Gründerin und Leiterin der Gesellschaft zum Wohlergehen weiblicher Waisen. Es ist unser erklärter Auftrag, dafür zu sorgen, dass junge Mädchen in Waisenheimen und Armenschulen ordentlich aufgehoben sind. Vielleicht habt Ihr bereits von meiner Institution gehört?«
    »Nein«, erwiderte die Pratt steif.
    Concordia lächelte kühl. »Wie bedauerlich. Jedenfalls hat Mrs. Hoxton mich beauftragt, eine unangekündigte Inspektion in dieser Schule durchzuführen.«
    Edith Pratt verlor die Fassung. »Wovon redet Ihr da? Mrs. Hoxton hat es noch nie für nötig erachtet, diese Schule zu inspizieren!«
    »Eure freundliche Wohltäterin hat einen Artikel in den Zeitungen gelesen, der die bedauernswerten Zustände in einem Waisenheim anprangerte. Es scheint, dass die jungen Mädchen dort an Bordelle verschachert wurden. Ihr habt diesen Artikel gewiss bemerkt?«
    »Ja, sicher, ich habe diese skandalöse Geschichte in der Sensationspresse überflogen. Aber ich versichere Euch, dass Winslow eine ehrbare Anstalt ist, die nur Waisen mit tadellosem Hintergrund aufnimmt. Unsere Mädchen werden Gouvernanten und Erzieherinnen, keine Prostituierten!«
    »Das bezweifle ich keineswegs, Miss Pratt. Dennoch hat Mrs. Hoxton um ihres Seelenfriedens willen diese Inspektion erbeten. Sie ist ziemlich besorgt.«
    »Besorgt? Weswegen?« Edith Pratt lief vor Empörung rot an.
    »Sie möchte sicherstellen, dass es hier in dieser Schule auf keinen Fall zu einem Skandal kommt. Mrs. Hoxton bewegt sich in höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Ein reißerischer Skandal, der ihre Wohltätigkeitseinrichtung ins falsche Licht rückte, könnte für sie extrem peinlich werden.«
    Edith Pratt richtete sich zu voller Größe auf und straffte die Schultern. »Ich versichere Euch, dass hier nichts vorgeht, das Mrs. Hoxton Kummer bereiten könnte.«
    »Nichtsdestotrotz hat sie mir eindeutige Instruktionen gegeben, und ich habe vor, sie zu befolgen. Mrs. Hoxton hat darauf bestanden, dass ich die Schule von oben bis unten inspiziere.«
    »Aber...«
    »Von oben bis unten, Miss Pratt.« Concordia zog einen Bleistift heraus und klappte ihr Notizbuch auf. »Sie hat mir weiterhin mitgeteilt, dass sofort eine neue Schulleiterin bestimmt werden soll, falls Ihr mir Eure Unterstützung verweigert.«
    Der Schreck war Edith Pratt deutlich anzusehen. »Das ist ungeheuerlich! Ich leite Winslow seit über einem Jahr sehr erfolgreich. Es gab nicht einmal den Hauch eines Skandals!«
    »Falls Ihr Eure Stellung weiter behalten wollt, schlage ich vor, dass Ihr den Wünschen Eurer Wohltäterin nachkommt.« Concordia schritt an ihr vorbei in den Flur. »Kommt, Miss Pratt. Je eher wir anfangen, desto schneller sind wir fertig. Ich möchte mit der Küche und dem Keller beginnen.«
    »Moment mal!« Edith Pratt hastete hinter ihr her. »Wenn Ihr mir ein paar Minuten Zeit geben würdet, meine Angestellten zu informieren und angemessene Vorbereitungen zu treffen, können wir die Angelegenheit gewiss auf eine zufriedenstellende Art und Weise regeln.«
    Concordia war ihr bereits mehrere Schritte voraus. »Bitte versammelt alle Mädchen im Speisesaal. Ich möchte mich davon überzeugen, dass sie alle gut ernährt und gesund sind. Und ruft auch Eure Angestellten zusammen. Ich möchte sie ebenfalls inspizieren.«
    Edith blieb im Flur stehen. »Miss Burke, ruft die Mädchen und die Angestellten sofort in den Speisesaal!«
    »Jawohl, Miss Pratt.« Miss Burke begab sich eilig in die Eingangshalle des Anwesens.
    Das widerliche Aroma von verdorbenen Lebensmitteln, saurer Milch und ranzigem Fett führte Concordia zur Küche. Sie trat zügig durch die Tür ...
    ... Und wäre fast auf ihre dezente Gesäßschleife gefallen, als der Absatz ihres Schuhs auf den alten Fettresten ausglitt, die sich auf dem Linoleum abgelagert hatten.
    »Meine Güte!« Sie hielt sich an einem grob gezimmerten Tisch fest, der die Mitte der Küche dominierte.

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