Verfuehrung im Mondlicht
Scherze und Bonmots über eine Heirat amüsieren, aber das muss aufhören!«
»Ich versichere Euch, dass es mir mit diesem Thema absolut ernst ist.«
Concordia kniff die Augen zusammen, damit sie nicht in Tränen ausbrach. Als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte, schaute sie Ambrose offen an.
»Mir ist klar, dass Ihr mir aufgrund Eures Ehrgefühls die Möglichkeit zu einer Eheschließung bietet. Ich weiß das mehr zu schätzen, als ich sagen kann, aber es ist vollkommen überflüssig.«
»Sprecht bitte für Euch selbst!« Er sah sich in der Küche um. »Ob noch etwas von der Lachspastete übrig ist?«
Sie sah ihn rügend an. »Pass gefälligst auf, Ambrose!«
»Entschuldigung.« Er setzte sich an den Tisch, faltete seine Hände auf der Platte und sah Concordia an. Er wirkte wie ein gut erzogener Schuljunge. »Was sagtest du gerade?«
»Wir wissen beide, dass trotz deines Versuchs, dich über das Thema lustig zu machen, dein Ruf hier keineswegs in ernster Gefahr ist. Meiner übrigens genauso wenig.«
»Ach!« Er rieb sich das Kinn. »Bist du dir da so sicher?«
»Ja.« Sie richtete sich auf und lächelte tapfer. »Ich kann mit allen Problemen fertig werden, die sich aus dieser Angelegenheit ergeben. Vergiss nicht, dass ich schon seit langer Zeit gewohnt bin, meine Vergangenheit verbergen zu müssen. Ich kann eine neue Identität annehmen. Und früher oder später werde ich eine Stellung in einer anderen Mädchenschule bekommen.«
»Verstehe. Du brauchst mich also nicht, um deinen Ruf zu wahren, willst du das sagen?«
»Mein Ruf ist meine Angelegenheit, Ambrose, nicht deine. Es ist sehr freundlich von dir, eine so galante Haltung an den Tag zu legen, aber ich versichere dir, dass es nicht nötig ist.«
»Und die Mädchen? Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sie es genießen, hier zu leben. Ich weiß, dass Phoebe an ihre Tante geschrieben hat und sich sehr darauf freut, bald wieder mit ihr vereint zu sein. Aber du hast doch sicher nicht vor, die anderen zu ihren Verwandten zurückzuschicken, die sie nur allzu gern an Trimley und Larkin verschachert haben?«
»Selbstverständlich nicht!« Diese Vorstellung erschreckte Concordia. »Ich habe den Mädchen mein Wort gegeben, dass sie bei mir eine Heimat finden, solange sie es wünschen. Ich würde nicht einmal im Traum ein solches Versprechen brechen.«
»Nein«, sagte er. »Das würdest du niemals tun.«
»Sie mögen jetzt vielleicht wohlhabende Damen sein, aber sie brauchen noch Schutz und Stabilität, bis sie reif genug sind, um in die Welt hinauszugehen«, fuhr sie fort. »Außerdem müssen sie lernen, mit ihren Erbschaften umzugehen und sich vor Männern zu hüten, die versuchen werden, sie nur wegen ihres Geldes zu umgarnen.«
»Dem stimme ich vollkommen zu.«
»Aber die Mädchen unterliegen ebenfalls meiner Verantwortung, Ambrose, nicht deiner«, sagte Concordia ernst. »Da die Gefahr jetzt überstanden ist, brauchst du dich ihnen gegenüber nicht mehr weiter verpflichtet zu fühlen. Oder mir gegenüber.«
Er stand auf, beugte sich vor und legte beide Hände auf die Tischplatte. »Mit anderen Worten, es steht mir wieder frei, das Leben zu führen, das ich mir geschaffen habe? Willst du das damit sagen?«
»Eigentlich schon, ja. Ich glaube, das wollte ich damit sagen.«
»Und wenn mir dieses Leben nun nicht mehr reizvoll erscheint?«
»Wie bitte?«
»Wenn ich herausgefunden hätte, dass ich lieber wieder einen Partner hätte. Oder vielmehr, eine Partnerin?«
»Ambrose ...«
»Bevor dir noch mehr Ausreden einfallen, warum du in dem Versuch gescheitert bist, einen ehrenhaften Mann aus mir zu machen, würdest du mir eine Frage beantworten?«
Concordia konnte kaum atmen. »Welche?«, hauchte sie.
»Liebst du mich, Concordia?«
Die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, strömten jetzt aus ihren Augenwinkeln. Sie setzte die Brille ab und rieb hastig mit dem Ärmel über ihre Augen.
»Das musst du doch wissen«, flüsterte sie.
»Nein, das wusste ich nicht. Ich gebe zu, dass ich diesbezüglich gewisse Hoffnungen gehegt habe, aber ich war mir nicht sicher, und diese Unsicherheit war fast unerträglich! Concordia, sieh mich an!«
Sie blinzelte mehrmals und setzte dann die Brille wieder auf. »Was denn?«
»Ich liebe dich«, sagte er.
»Ach, Ambrose ...« Jetzt liefen ihr die Tränen unaufhaltsam über die Wangen. »Du musst doch begreifen, dass das unmöglich ist!«
»Warum?«
Sie breitete verzweifelt die Arme aus. »Du bist ein
Weitere Kostenlose Bücher