Verfuehrung im Walzertakt
zu sagen.“ „Ich habe jedes Recht dazu! Ich nehme mir einfach das Recht, nach dem, was wir miteinander geteilt haben.“
Sie streckte ihm die Hand hin. „Adieu, Brett. Ich denke, wir sollten uns nicht mehr wiedersehen. Es gibt Zeiten, da darf man seinen Sehnsüchten nicht nachgeben. Fünf Jahre habe ich gebraucht, um mir ein neues Leben aufzubauen. Und ich hege nicht die Absicht, dieses Leben nun wegen eines Augenblicks irregeleiteter Leidenschaft wegzuwerfen.“
„Es endet erst, wenn ich sage, dass es endet.“ Brett ballte die Hände an seiner Seite.
„Nein, es endet jetzt. Ich bin keine schamlose Kokotte, sondern eine Dame. Du hast mich auf schändliche Weise benutzt. Hast du dir je überlegt, was du mir damit antust?“
„Ich habe einzig daran gedacht, was du mir angetan hast, Diana. Ich … mochte dich mit jedem Augenblick mehr.“
„Du hast mich und unsere Freundschaft für deine Zwecke missbraucht. Das lasse ich nicht länger zu!“
„Das ist also dein letztes Wort. Kann ich irgendetwas tun, um die Dinge zwischen uns wieder zu richten?“ Brett versuchte seiner Stimme einen einschmeichelnden Ton zu verleihen, seine Lippen zu einem Lächeln zu bewegen, doch er hörte ganz deutlich die Qualen der Verzweiflung aus seinen Worten heraus.
„Ja.“ Sie deutete zur Tür, unnachgiebig, sich nicht von der Stelle rührend. „Jenkins wird Sie hinausbegleiten. Gehen Sie, Lord Coltonby, Ihre Anwesenheit ist hier nicht länger erwünscht.“
„Wie Sie wünschen.“ Brett stolzierte aus dem Raum und wagte es nicht, zurückzublicken.
Am darauffolgenden Morgen schlich Diana auf Zehenspitzen in Simons Zimmer, um ihrem Bruder eine Kanne Tee zu bringen.
„So heftig, wie du das Tablett absetzt, wirst du noch die Toten wecken.“ Simons Stimme ließ Diana zusammenschrecken.
„Ich dachte, du schläfst noch.“
„Seit Stunden schon liege ich wach.“ Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. „Ich vernahm, wie du unaufhörlich in deinem Schlafzimmer auf- und abgegangen bist. Das hat mich nicht gerade in den Schlaf gewiegt. Ich fürchtete schon, du würdest noch eine Furche in den Teppich laufen.“
„Lord Coltonby hat mich verärgert. Er …“ Diana hielt inne. Ihre Gefühle waren noch zu frisch und verwundbar. Einzig in der Absicht, sie zu demütigen, hatte Brett sie verführt, das war ihr schmerzlich bewusst. Ihrem Bruder allerdings konnte sie dies nicht anvertrauen. „Ach, es ist nicht mehr wichtig.“
„Lord Coltonby hat mir das Leben gerettet. Das ist mir mittlerweile klar geworden. Der Kessel stand bereits kurz vor der Explosion, als er mich von der Lokomotive zog. Ich habe den Mann falsch eingeschätzt. Er ist kein Geck, der sich nur um seine Kleider und seine Pferde schert. Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu retten. Mich, einen Mann, der einen Groll gegen ihn hegte.“ Er schaute sie durchdringend an. „Er ist ein ehrenwerter Mann. Wenn er etwas sagt, dann meint er es auch so. Ich habe vor, ihm das Stück Land zu verkaufen. Ich vertraue ihm.“
„Aber du sagtest doch …“ Diana blickte Simon erstaunt an. Seit Jahren hatte sie ihn nicht mehr so gelöst gesehen. Er schien fast wieder der Bruder zu sein, der er vor der Hochzeit mit Jayne gewesen war.
„Ich konnte nicht klar denken. Das Laudanum hat solche Auswirkungen.“ Er verzog den Mund zu einer halb lachenden, halb schmerzlichen Grimasse. „Das ist keine Entschuldigung, Diana, lediglich eine Erklärung. Die Spuren des gestrigen Tages werde ich mein Leben lang tragen, aber zum Glück haben alle meine Männer überlebt. Es wird einige Zeit vergehen, bis ich mich noch mal an die Konstruktion einer Lokomotive heranwage.“
„All die Dinge, die du sagtest …“ Diana legte die Hand an den Mund. „Entsprachen Sie etwa nicht der Wahrheit?“
„Es waren die Worte eines Mannes, der am Ende seiner Kraft war. Ich habe keinen Beweis dafür, dass Coltonby und Bolt sich miteinander verbündet haben. Auch kenne ich den Grund nicht, aus dem Coltonby gestern zur Zeche kam. Indes bin ich dankbar für sein Kommen.“
„Er wollte mit dir über das Land sprechen. Du hattest recht, Simon, ich habe mich in ihm getäuscht. Er hatte vor, mich für seine Zwecke zu benutzen. Er beabsichtigte, mich auf dem Ball zu kompromittieren.“
„Aber das hat er nicht getan.“
„Nein“, sagte Diana zögerlich. „Dennoch, allein aus diesem Grund hat er mir seine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich bin eine Närrin gewesen.“
„Diana.“ Simon
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