Verfuehrung in aller Unschuld
die Hände in die Hüften. „Würden Sie sich wohler fühlen, wenn ich einen Anzug anhätte?“ Wieder maß sie ihn mit diesem spöttischen Blick, der ihm das Gefühl gab, dass sie sich insgeheim über ihn lustig machte.
Da setzte etwas in ihm aus.
Er trat so dicht an sie heran, dass ihm ihr zarter Duft in die Nase stieg. Dicht genug, um ihre Taille zu umfassen und sie an sich zu pressen, wenn ihm danach war. Doch er beherrschte sich.
Lucy wich keinen Millimeter zurück, obwohl sie den Kopf heben musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. In seinen Zorn mischte sich unfreiwillige Bewunderung.
Er sah ihr fest in die Augen, zwei, drei Herzschläge lang, doch Lucy wandte den Blick nicht ab. Nur ihre Pupillen weiteten sich, und ihr Duft bekam eine warme, erotische Note.
Nein, die Frau, die ihn so herausfordernd anfunkelte, war kein zartes, schutzbedürftiges Wesen.
Aber auch nicht so abgeklärt, wie sie ihm weiszumachen versuchte.
Ihre Lider flatterten, sie atmete schneller. Er auch.
Ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden, griff Domenico nach dem Gürtel ihres Morgenmantels. Sie zuckte zusammen, ließ ihn aber gewähren. Er spürte ihren warmen Atem am Kinn, als er den Gürtel löste und den Morgenmantel auseinanderschob. Langsam neigte er den Kopf, beobachtete, wie sich ihre rosigen Lippen leicht öffneten.
„In einer Stunde in meinem Arbeitszimmer. Sie werden sich nicht so leicht ablenken lassen, wenn Sie richtig angezogen sind.“
Unvermittelt wandte er sich ab und ließ sie stehen.
Lucy atmete schneller, und ihr Herz raste.
Domenico Volpe schlenderte so lässig-elegant über die Wiese davon, dass sie ihm am liebsten etwas hinterhergeworfen hätte. Was gerade zwischen ihnen geschehen war, schien ihn völlig kaltzulassen.
Sie dagegen bebte vor Erregung, Hitzewellen durchfluteten ihren Schoß, und ihre Knospen hatten sich aufgerichtet. Und das nur, weil er sie auf eine ganz bestimmte Weise angesehen hatte. Nur angesehen !
Schockiert und beschämt schüttelte sie den Kopf. Ob er gespürt hatte, wie schwer es ihr fiel, ihm zu widerstehen?
Energisch raffte sie ihren Morgenmantel zusammen. Als würde das jetzt noch einen Unterschied machen! Ihr Gastgeber drehte sich nicht einmal nach ihr um.
Jetzt wusste er, wie verletzlich sie war. Und dass sie ihn anziehend fand.
Andererseits konnte sie wohl kaum noch in ihn verliebt sein, nachdem er sie damals so brutal fallen gelassen hatte. Na also! Es ging gar nicht um ihn, nur um das, was er verkörperte: puren Sex. Immerhin war er ein hinreißend attraktiver Mann.
Welche Frau war schon immun gegen so viel maskulinen Sex-Appeal?
Schon gar nicht, nachdem sie fünf Jahre im Gefängnis gesessen hatte.
Dass Chiaras Onkel Rocco nicht annähernd dieselben Empfindungen in ihr hervorrief, konnte ihre Theorie nicht weiter erschüttern. Vielleicht waren Misstrauen und Groll ja der Kick, der Domenico Volpe erst interessant machte?
Wie auch immer, sie würde ihm widerstehen. Das würde er schon noch merken.
Als Lucy das Arbeitszimmer betrat, thronte Domenico an seinem riesigen Schreibtisch, als wollte er von vornherein klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
Er ist genau wie alle anderen, dachte Lucy, während er sie eingehend von oben bis unten musterte. Sie trug einen kurzen Jeansrock und ihre beste Bluse, die hervorragend zu ihrer Augenfarbe passte, nur leider völlig aus der Mode war und inzwischen auch an den Brüsten etwas spannte.
Seiner grimmigen Miene nach zu urteilen, war Domenico Volpe nicht sonderlich beeindruckt von ihrem Erscheinungsbild. Oder er musste, genau wie sie, gerade daran denken, wie er ihren Morgenmantel geöffnet hatte …
„Sie wollen mir ein Geschäft vorschlagen?“ Lucy ging auf ihn zu, nahm auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz und schlug elegant die Beine übereinander, was ihn ziemlich aus dem Konzept zu bringen schien.
So viel zu seiner kühlen Überlegenheit!
„Ja, also …“ Er räusperte sich. „Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.“
„Hoffentlich kein unseriöses, Signor Volpe.“
Seine Augen funkelten. Mit seinem Zorn konnte sie umgehen. Besser als mit den anderen Gefühlen, die er in ihr hervorrief.
„Legen Sie los“, bat sie zuckersüß lächelnd. „Ich bin ganz Ohr.“ Fast musste sie lachen, als sie ihn finster die Stirn runzeln sah.
„Sie wollen Ihre Ruhe, und ich will Sie von der Öffentlichkeit fernhalten. Unsere Interessen überschneiden sich also.“
„Ja und?“
„Und das würde ich gern auf
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