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Verfuehrung in aller Unschuld

Verfuehrung in aller Unschuld

Titel: Verfuehrung in aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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nicht gelehrt, dass es zwecklos war, an Wunder zu glauben?
    Und es wäre ganz sicher ein Wunder, wenn Domenico Volpe sie mögen und ihr auch nur ansatzweise vertrauen würde. Dennoch hatte sie sich eingebildet, sein Interesse an ihr wäre echt.
    Sie hätte sogar fast mit ihm geschlafen!
    Seltsamerweise war es nicht einmal die prickelnde Leidenschaft oder die starke Schulter zum Anlehnen, um die es ihr am meisten leidtat, sondern die freundschaftliche Vertrautheit, als sie zusammen geschnorchelt und sich später beim Sonnenuntergang unterhalten hatten. Über die Menschen, die sie geliebt und verloren hatten.
    Sie hatte geglaubt, einen Hauch echter Zuneigung bei Domenico zu spüren.
    Wie naiv sie gewesen war! Er hatte sie nur mürbe gemacht, damit sie den Vertrag unterschrieb.
    „Ich sagte, es sieht aus …“
    „Ich habe gehört, was du gesagt hast.“ Lucy sah erst ihn an, dann den Brief in ihren Händen. Die Presseleute machten wenigstens kein Hehl aus ihren Absichten, während Domenico sie mit seiner falschen Freundlichkeit in die Irre geführt hatte.
    Nun, was zählte schon ein Verrat mehr in einer Welt voller Enttäuschungen? Nur dass er die alte Wunde in ihrem Herzen wieder aufriss.
    „Es ist ein sehr attraktives Angebot“, erwiderte sie. Als bekäme sie keine Gänsehaut bei der Vorstellung, ihre Story an dieses Skandalblatt zu verkaufen! An Leute, die nicht nur ihren Ruf ruiniert, sondern auch ihren sterbenden Vater belästigt hatten. „Ich werde es sorgfältig prüfen.“
    Alles in ihr sträubte sich dagegen, aber sie wusste nicht, ob sie sich den Luxus einer Absage leisten konnte. Immerhin würde es ihr genug Geld einbringen, um von vorn anfangen zu können. Hatte sie sich das nach allem, was sie erlitten hatte, nicht verdient?
    Wenn sie jetzt mit der Presse zusammenarbeitete, würde man sie danach vielleicht in Ruhe lassen.
    Träum weiter.
    Sie sah sie schon vor sich, die schockierten Mienen ihrer zukünftigen Nachbarn, wenn diese erfuhren, dass eine verurteilte Mörderin mitten unter ihnen lebte.
    Es würde nie aufhören.
    Aller Hoffnung beraubt, blickte Lucy in Domenicos kühles, abweisendes Gesicht. Sie hätte ihm so gern vertraut.
    „Vielleicht sollte ich noch andere Angebote einholen“, sagte sie trotzig. Sollte er doch vor Wut kochen.
    „Ich wette, das hast du bereits getan. Deshalb hast du doch stundenlang am Computer gesessen, oder?“
    „Du irrst dich, aber was soll’s. Du glaubst mir ja sowieso nicht.“
    Er beugte sich vor und betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. „Wenn du dich nicht mit denen in Verbindung gesetzt hast, woher wissen sie dann, dass du hier bist?“
    Lucy schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
    „Vielleicht haben sie einfach eins und eins zusammengezählt“, erwiderte sie honigsüß. „Nachdem man uns zusammen in Rom gesehen hat, lag es wohl nahe, mich auf einem deiner Anwesen zu vermuten. Vielleicht probieren sie es ja überall, wer weiß? Und vielleicht“, fuhr sie mit aufreizendem Lächeln fort, „ist dies nur das erste von einer Flut lukrativer Angebote. Ein Wettbieten der Verlage, wäre das nicht komisch?“
    Domenico sah aus, als wollte er sie mit bloßen Händen erwürgen. Mit den kräftigen, gebräunten Händen, mit denen er sie so zärtlich berührt und gestreichelt hatte, als wäre sie etwas ganz Besonderes für ihn.
    Kostbar. Einzigartig. Begehrenswert.
    Mühsam kämpfte sie gegen die Traurigkeit an, die sie zu überwältigen drohte.
    „Da, bitte.“ Im Hinausgehen warf sie ihm den Brief hin. „Überzeug dich selbst, wie viel sie mir bieten. Vielleicht willst du dein Angebot ja erhöhen.“
    „Verzeihung, Boss, haben Sie Chiara gesehen?“
    Domenico blickte von seinen E-Mails auf und sah Rocco mit besorgter Miene in der Tür stehen.
    „Ist sie nicht bei Lucy?“
    „Nein, Signorina Knight fühlte sich heute Morgen offenbar nicht ganz wohl.“
    Schuldbewusst dachte Domenico daran, wie verletzt Lucy beim Frühstück auf seinen Vorwurf reagiert hatte. Ihr schockierter Blick ging ihm nicht aus dem Sinn, erst recht nicht, nachdem sie einander gestern so nahegekommen waren.
    Er kam sich vor wie ein Verbrecher. Na schön, er hatte seine Familie schützen wollen, aber er hatte Lucy unrecht getan. Wenn er ganz ehrlich war, hatte er sogar weniger an seine Familie als an sich gedacht. Ihre vermeintliche Kontaktaufnahme mit der Presse hatte seine Illusionen über Lucy brutal zerstört.
    Sie fesselte ihn wie keine andere Frau vor ihr. Er hatte blind um

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