Verfuehrung in aller Unschuld
glauben müssen.
Nicht erst, als ihm nach dem fantastischsten Sex seines Lebens plötzlich klar geworden war, was er immer schon gewusst hatte.
Beim Anblick der warmen, weichen Frau in seinen Armen hatte sich alles, was er gespürt, geahnt und erraten hatte, wie Puzzleteile zu einem Bild zusammengefügt.
Seit sie sich zu ihm in den Wagen gebeugt und bei seinem Anblick vor Furcht erstarrt war, hatte er Lucy mit Argusaugen beobachtet. Doch die Angst, Sandro zu verraten, hatte seinen Blick getrübt.
Ihm brannten die Wangen vor Scham.
Mit einer unbestimmten Handbewegung wies Domenico in die Zimmerecke, wo er ihr in der Hitze der Leidenschaft die Sachen heruntergerissen hatte. „Ich habe keine Sekunde lang an deine Aussage gedacht. Ich war einfach nur verrückt nach dir“, bekannte er. „Ich konnte es nicht erwarten, dich zu erobern, dich zu lieben, zu hören, wie du meinen Namen schreist, wenn du kommst …“ Er atmete tief durch. „Weißt du nicht, wie sehr ich mich nach dir verzehrt habe?“
Lucy wirkte überrascht, fast erschrocken über seine Offenheit. Es reizte ihn, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Wie unschuldig sie in manchen Dingen war und wie cool und abgehärtet in anderen!
„Ich hatte nicht geplant, dich zu verführen.“ Er hoffte, sie irgendwie von seiner Aufrichtigkeit überzeugen zu können. „Vielmehr hast du mich verführt.“
„Was redest du da!“, warf sie zornig ein. „Das klingt, als hätte ich …“
„Nicht indem du etwas getan hättest, sondern weil du einfach du selbst bist.“ Ihre Persönlichkeit war es, die ihn von Anfang an fasziniert hatte. Ihre Stärke, ihre Unabhängigkeit, ihre Wärme. Ihr bewundernswerter Mut, ihre Freude an einfachen Dingen – und ihre kompromisslose Ehrlichkeit, die jetzt die größte Herausforderung für ihn darstellte. Wie hatte er Lucy jemals für verlogen halten können?
Weil er einen Sündenbock für Sandros Tod gesucht hatte. Weil er in seiner Trauer und seiner Wut alles hatte glauben wollen, was man ihm über sie erzählte.
Weil er eifersüchtig auf seinen Bruder gewesen war.
„Du bist genau wie diese Anwälte, die mir …“
Stürmisch zog Domenico sie an sich. Ihren nackten Körper zu spüren machte ihn verrückt vor Verlangen, doch Lucy schien seine Nähe völlig kaltzulassen. Sie bewahrte Haltung wie eine Prinzessin.
„Was zwischen uns geschehen ist, hat nichts mit dem Prozess zu tun, das musst du mir glauben“, bat er, bemüht, sich nicht ablenken zu lassen.
„Ich muss gar nichts.“
Das war ja das Problem.
Er hatte kein Recht, etwas von ihr zu verlangen. Nicht nach allem, was man ihr im Namen der Gerechtigkeit angetan hatte. Aber er wollte sie. Immer noch, immer wieder, immer mehr.
Jeden Moment konnte sie ihn aus ihrem Leben streichen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Wer sollte es ihr verdenken?
Er hielt sie fest, eine Hand an ihrem Rücken, und zwang sich heldenhaft, ihre einladende Nacktheit zu ignorieren.
„Ich weiß, dass du Sandro nicht getötet hast.“
Bei seinen Worten erschauerte Lucy. Sie hob den Kopf und sah ihn ungläubig an.
„Das kannst du nicht wissen. Du hast keinen Beweis für meine Unschuld …“
„Rein technisch gesehen, nein.“ Trotzdem wusste er es, rein gefühlsmäßig. Zärtlich schob er die Finger in ihr seidiges Haar. „Ich hoffe, du verzeihst mir irgendwann, dass ich dir so lange misstraut habe. Aber es tut mir unendlich leid, mehr, als ich sagen kann.“
Reumütig erinnerte er sich daran, wie erwartungsvoll sie ihn damals im Gerichtssaal angeblickt hatte. Und er, blind vor Vorurteilen und gekränkter männlicher Eitelkeit, hatte ihr die kalte Schulter gezeigt.
„Ich werde deine Unschuld beweisen“, fügte er entschlossen hinzu. Auch wenn er die letzten fünf Jahre nicht ungeschehen machen konnte, das war er ihr schuldig.
Ein Anflug von Verwunderung, vielleicht sogar Hoffnung zeigte sich in ihren feinen Zügen. Ihre Lippen bebten.
Wie allein sie sich gefühlt haben musste! Sie hatte wirklich Besseres verdient.
Dann blinzelte sie, und schon verwandelte sich ihr Gesicht wieder in die Maske kühler Gleichgültigkeit, mit der sie die Welt – und ihn – auf Abstand hielt. Sie löste sich von ihm, schnappte sich das Laken und wickelte sich darin ein.
Ihre vollen Brüste mit den aufgerichteten Spitzen zeichneten sich so unverschämt sexy unter dem feinen Stoff ab, dass sie fast noch aufreizender aussah als vorher.
„Warum?“, fragte sie misstrauisch.
„Weil dir
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