Verfuehrung in aller Unschuld
Unrecht geschehen ist.“
„Das ist nicht dein Problem.“
War sie zu stolz, um seine Hilfe anzunehmen? Egal, sie würde sie bekommen.
„Ich hätte viel eher nachhaken müssen, bevor dieses Fehlurteil erging. Es wäre eine Schande für mich und meine Familie, wenn ich nichts dagegen unternehmen würde. Das bin ich dir schuldig.“
Lucy betrachtete Domenicos stolze Erscheinung, geprägt von der lässigen Selbstsicherheit, die mit Erfolg, Reichtum und angeborenen Privilegien einherging.
Trotz der heißen Nacht, die sie miteinander verbracht hatten – oder gerade deshalb, denn schließlich war er angezogen und sie nackt –, wurde ihr die riesige Kluft zwischen ihnen mehr denn je bewusst.
War die Ehre seiner Familie alles, was für ihn zählte?
Einen Moment lang hatte sie gehofft, seine Besorgnis würde ihr persönlich gelten, doch offenbar ging es ihm nur darum, den guten Namen der Volpes zu retten. Dafür hatte er sich so gewaltig ins Zeug gelegt, dass er sie sogar vom Gefängnis abgeholt und in seine Villa gebracht hatte.
Er hatte es für seine Familie getan, nicht für sie.
Und er hatte sie nicht geliebt, sondern nur Sex mit ihr gehabt.
„Der gute Ruf deiner Familie interessiert mich nicht.“
„Ich will deinen Ruf reinwaschen. Dich vor der ganzen Welt rehabilitieren.“
„Das schaffst nicht mal du.“
Siegessicher verschränkte er die Arme vor der breiten Brust. „Wart’s ab.“
Domenico hatte einen Weltkonzern aufgebaut und gigantische Erfolge mit Projekten erzielt, an denen andere kläglich gescheitert waren. Er war der geborene Gewinner.
Doch auch er würde lernen müssen, dass es Dinge gab, die nicht in seiner Macht standen. Genau wie sie.
„Viel Glück, Domenico. Aber ich sehe mir nicht an, wie du scheiterst.“
Sein funkelnder Blick verriet wilde Entschlossenheit.
„Wie auch immer wir es anstellen, wir werden dir deinen Platz in der Gesellschaft zurückerobern. Es wird keine üblen Hetzkampagnen mehr geben. Ich werde alles Menschenmögliche tun, um das Verfahren noch einmal aufrollen zu lassen.“
Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Domenico möge es ernst meinen, und der Angst vor einem neuen quälenden Prozess, schlang Lucy die Arme um sich. Sie hatte keine Kraft mehr, das Ganze noch einmal durchzustehen.
„So lange bleibst du hier“, entschied er.
Das war seine Spezialität. Entscheidungen treffen, Hürden aus dem Weg räumen. Er würde tun, was er für nötig hielt, um die Sache ins Reine zu bringen, weil seine Familienehre es verlangte. Und dann?
Würde er sich umdrehen und gehen.
Es war besser, wenn sie die Trennung jetzt vollzog, solange sie noch dazu in der Lage war. Denn sosehr sie es auch sich selbst gegenüber zu leugnen versuchte, sie war schon viel zu tief in ihre Gefühle für Domenico verstrickt.
„Du hast die Konsequenzen nicht bedacht.“ Lucy schlang das Laken fest um sich und bückte sich nach ihrem Koffer, um ihn wieder aufs Bett zu stellen. „Jeder Versuch, mich zu rehabilitieren, wird ein riesiges Presseecho nach sich ziehen, und dann ist es vorbei mit deinem Familienfrieden.“
Das sollte genügen, um ihn von seinem Plan abzubringen. Wenn er sich zwischen seiner kostbaren Familie und ihr, die er vorübergehend ganz reizvoll fand, entscheiden musste, würde sie jedes Mal den Kürzeren ziehen.
Mit zitternden Fingern griff sie nach einem T-Shirt, doch Domenico, der plötzlich dicht hinter ihr stand, nahm es ihr aus der Hand.
„Das ist mir egal.“ Der raue Klang seiner Stimme ließ sie erschauern. „Ich muss das tun, verstehst du? Jetzt ist alles anders.“
Wenn es doch so wäre, dachte sie sehnsüchtig.
Wieder ergriff Domenico ihre Hand, diesmal ganz sanft, und zog sie zu sich herum. Seinen Forderungen konnte sie widerstehen, seine Sanftheit aber machte sie wehrlos.
„Cara.“ Die zärtliche Anrede raubte Lucy den Atem. Oder war es die Art, wie er sie ansah? Als ginge es ihm einzig und allein um sie. „Vertrau mir.“
„Aber ich …“ Zärtlich strich er mit dem Daumen über ihre Lippe, während er ihr Kinn umfasste. Seine warme, starke Hand vermittelte ihr ein Gefühl von Geborgenheit und ließ sie vergessen, dass sie verlernt hatte, anderen zu vertrauen.
„Lass mich dir helfen, Lucy. Ich will versuchen, es wiedergutzumachen.“ Er neigte den Kopf, bis sein Mund fast ihre Wange berührte. „Bitte.“
Seine tiefe, gefühlvolle Stimme ging ihr so unter die Haut, dass Lucy ganz schwindelig wurde. Als Domenico in einer
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