Verführung in Manhattan
jetzt muss ich Schluss machen. Ciao.“
Sie legte den Hörer auf und verwünschte sich selbst. Weshalb hatte sie Channing nicht gesagt, dass sie einen anderen Mann kennen gelernt hatte?
Die Antwort war einfach. Channing würde sofort zu Margerite laufen. Doch ihre Beziehung zu Mikhail ging nur sie etwas an, und das sollte möglichst noch eine Weile so bleiben.
Mikhail liebte sie …
Sydney schloss die Augen, und ein Schauer aus Freude und Panik durchrieselte sie. Vielleicht würde sie ihn mit der Zeit ebenfalls uneingeschränkt und bedingungslos lieben können, auch wenn sie es sich bisher nicht hatte vorstellen können. Gefühlskalt war sie nicht, das wusste sie jetzt. Aber das war nur der erste Schritt. Sie brauchte unbedingt Zeit, um ihre Gefühle zu ordnen. Anschließend … nun, anschließend würde man sehen.
Das Klopfen an der Tür brachte sie in die Wirklichkeit zurück. „Ja?“
„Entschuldigen Sie, Ma’am.“ Janine kam herein und hielt einen Brief in der Hand. „Dies wurde gerade aus Mr. Binghams Büro für Sie abgegeben. Ich glaube, Sie sollten es sofort sehen.“
„Ja, danke.“ Sydney überflog den Brief. Es war Lloyds geschickt formulierte fristlose Kündigung. Doch selbst bei oberflächlicher Lektüre wurde deutlich, dass der Kampf noch nicht vorüber war.
„Wir sollten die Stelle möglichst wieder durch jemanden aus dem Haus besetzen“, sagte Sydney. „Bringen Sie mir bitte die entsprechenden Personalakten.“
„Ja, Ma’am“, antwortete Janine. An der Tür blieb sie stehen. „Darf ich Ihnen als Ihre Assistentin einen Rat geben?“
„Natürlich, Janine.“
„Passen Sie bloß auf. Mr. Bingham möchte Ihnen furchtbar gern ein Messer in den Rücken rammen.“
„Ich weiß“, antwortete Sydney. „Aber ich werde ihm keine Gelegenheit dazu geben.“ Sie rieb sich den Nacken, um die Anspannung zu vertreiben. „Wie wäre es mit einem Kaffee für uns beide, bevor wir uns mit den Personalakten befassen?“
„Ich bringe sofort welchen.“ Janine drehte sich um und wäre beinahe mit Mikhail zusammengestoßen. Er war klatschnass, und sein schlichtes weißes T-Shirt klebte ihm am Körper. „Tut mir Leid, Miss Hayward hat …“, stotterte sie.
„Schon gut, Janine. Lassen Sie Mr. Stanislaski hereinkommen.“
Janine bemerkte den Blick in den Augen ihrer Chefinund beneidete sie einen Moment. „Soll ich alle Telefongespräche von Ihnen fern halten?“
„Wie?“
Mikhail lächelte freundlich. „Ja, bitte. Sind Sie Jani ne, die gerade befördert worden ist?“
„Ja, weshalb?“
„Sydney hat mir erzählt, dass Sie ausgezeichnete Ar beit leisten.“
„Danke. Möchten Sie auch einen Kaffee?“
„Nein, danke.“
„Dann trinke ich im Moment auch keinen, Janine. Machen Sie jedenfalls eine Pause.“
„Ja, Ma’am.“ Seufzend schloss Janine die Tür.
„Besitzt du keinen Regenschirm?“ fragte Sydney und beugte sich vor, damit Mikhail sie küssen konnte. Doch er rührte sie nicht an.
„Ich darf dich nicht anfassen, sonst würde dein Kostüm ganz nass. Hast du vielleicht ein Handtuch für mich?“
„Warte einen Moment.“ Sydney ging in das angrenzende Bad. „Was führt dich um diese Uhrzeit hierher?“
„Bei diesem Regen konnten wir nicht weiterarbeiten. Deshalb habe ich einige schriftliche Dinge erledigt und um vier Uhr Schluss gemacht.“ Er nahm das Handtuch und trocknete sich das Haar.
„Ist es schon so spät?“ Sie sah auf die Uhr und merkte, dass es beinahe fünf war.
„Du hast noch zu tun?“
Sie dachte an die Kündigung auf ihrem Schreibtisch und die Personalakten, die sie durchsehen musste. „Ja, noch ein bisschen.“
„Wenn es nicht zu lange dauert, könnten wir vielleicht anschließend ins Kino gehen.“
„Ja, gern.“ Sie nahm Mikhail das Handtuch wieder ab. „Gib mir noch eine Stunde Zeit.“
„Ich komme zurück.“ Er streckte die Hand aus und spielte mit der Perlenkette an ihrem Hals. „Da ist noch etwas.“
„Was denn?“
„Meine Familie und ich möchten am Wochenende meine Schwester Natasha besuchen und ein Barbecue bei ihr veranstalten. Kommst du mit?“
„Ein Barbecue? Das wäre nicht schlecht. Wann findet es statt?“
„Die anderen werden am Freitag nach der Arbeit losfahren.“ Er musste Sydney unbedingt mit diesen Perlen darstellen. Nur mit diesen Perlen. Normalerweise arbeitete er ausschließlich mit Holz, aber er konnte sie auch in Alabaster meißeln. „Wir können nachfahren, sobald du fertig bist.“
„Ich müsste
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