Verführung in weißer Seide
seitlich vom Kopf auf das Bett. “Tu das nicht, Tess”, bat er rau und sah sie eindringlich an, um zu verstehen, was in ihr vorging.
Dann bewegte er sich ganz leicht, und Tess spannte sich an. Keine Sekunde lang wandte sie jetzt den Blick von seinen Augen ab. Es fiel ihm unendlich schwer, sich noch länger zu beherrschen, doch er hielt sich zurück, bis er spürte, dass die abgerissene seelische Verbindung zwischen ihnen wiederhergestellt war.
Erleichtert ließ er ihre Hände los und strich ihr über die Wangen. “Küss mich, Tess”, bat er und fuhr ihr mit dem Daumen über die Mundwinkel. “Das ist auch notwendig.”
Tess sah aus, als würde ein Kampf in ihr toben, und Cole fürchtete schon, sie würde wieder versuchen, innerlich auf Distanz zu gehen. Doch ihr Blick wurde ganz sanft und weich, jede Spur von Widerstand war verschwunden. Langsam legte sie ihm die Arme um den Rücken, und sie küsste ihn mit einer Glut, wie er es bei ihr noch nie zuvor erlebt hatte.
Jeder Gedanke an Notwendigkeit und Zwang war verschwunden, nichts stand mehr zwischen ihnen. Sie waren nur noch ein Mann und eine Frau, die in tiefer Leidenschaft zueinanderfanden und das höchste Glück erlebten.
Tess fühlte sich, als sei sie ein völlig neuer Mensch. Und als sie allmählich aus ihrer seligen Benommenheit in die Wirklichkeit zurückglitt, erkannte sie, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Cole hatte mehr von ihr genommen, als sie ihm jemals hatte geben wollen.
7. KAPITEL
Tess wachte allein im Bett auf, und erschrocken erkannte sie, dass sie verschlafen hatte. Vor einer Stunde hätte sie bereits das Geschäft aufschließen müssen. In Windeseile duschte sie sich und zog sich hastig an, bevor sie die elegante Außentreppe von Westcott Hall hinabhetzte. Zum Glück stand ihr alter Wagen vor dem Haus. In der riesigen Auffahrt sah er wie ein fahrbarer Witz aus.
Auch Tess kam sich fehl am Platze vor. Was tat sie hier überhaupt als eine McCrary? Sie umklammerte das Lenkrad. Cole war aufgestanden, ohne sie zu wecken. Kein zärtlicher Kuss, keine liebevolle Umarmung, nichts.
Dafür solltest du dankbar sein, dachte sie. Sehr dankbar.
Als sie das Geschäft erreichte, traute sie ihren Augen kaum. Die Kunden traten sich gegenseitig auf die Füße. Tess’ Mutter und Kristen hatten alle Hände voll zu tun.
“Seht nur, da ist sie”, stellte eine Kundin fest, und alle blickten zu Tess, die gerade das Geschäft betrat. Sofort fingen die Frauen zu tuscheln an.
“Oh, Tess, ein Glück, dass du kommst.” Ihre Mutter kam auf sie zu. “Alles in Ordnung?” Besorgt sah sie ihre Tochter an. “Wir unterhalten uns später. Kannst du diesen Damen dort bei der Auswahl helfen, während ich Mrs Capelli berate? Sie sucht ein Kleid für ihre Tochter.”
“Entschuldigen Sie bitte.” Eine muntere Rothaarige drängte sich an Margaret vorbei und wandte sich mit strahlendem Lächeln an Tess: “Haben Sie noch so ein Kleid wie das, welches Sie gestern getragen haben? Als ich Sie in den Nachrichten sah, wusste ich sofort, dass ich genauso ein Kleid haben muss. Es sah fantastisch aus!”
Die anderen Frauen stimmten lebhaft zu. Tess zwang sich zu einem Lächeln und bedankte sich für die Komplimente. Sie verkauften eine erstaunliche Anzahl an Kleidern. Sobald der größte Ansturm vorbei war, kamen Margaret und Kristen zu Tess.
“Ich habe mich heute früh entschlossen, das Geschäft zu öffnen”, sagte ihre Mutter. “Kurz nachdem ich aufgeschlossen hatte, wurde ich förmlich überrannt. Dann kam Kristen vorbei, um mir die Neuigkeiten von Josh zu erzählen, und als sie sah, was hier los war, ist sie gleich geblieben.”
“Was für Neuigkeiten?” Überrascht wandte Tess sich an Kristen. “Von Josh?”
Kristens hellblaue Augen funkelten. “Gestern hat Josh spätnachts zum ersten Mal ein Kribbeln im Bein gespürt, und der Arzt sagt, wahrscheinlich würde sein Bein wieder ganz gesund werden.”
“Kristen, das ist wunderbar.” Tess drückte ihr die Hand.
“Hoffentlich wird auch die Anklage gegen ihn fallen gelassen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er ins Gefängnis geschickt wird.” Sie biss sich auf die Lippe.
Mitfühlend strich Tess ihr über den Arm. “Es war doch nur ein Missverständnis, Kristen. Das wird das Gericht bestimmt auch so sehen.”
“Da fällt mir etwas ein”, mischte Margaret sich ein. “Ein Anwalt aus New York hat euren angerufen. Er hat ihm angeboten, ihn und Josh ohne Honorar zu vertreten. Es scheint so, als
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