Verführung in weißer Seide
auf dem besten Weg war, sich in ihn zu verlieben.
Entschlossen packte sie das Foto von Phillip mit in den Koffer. Sie würde es nicht in Coles Haus aufstellen, aber es konnte nicht schaden, wenn sie es bei sich hatte, um hin und wieder einen Blick darauf zu werfen.
Sie holte auch die alte Familienbibel aus der Schublade und kopierte sich mit ihrem alten Scanner die Seite mit dem Fluch heraus. Wenn die Übersetzung aus Coles Bibel nicht korrekt war, dann stimmte die Übersetzung ihrer Version vielleicht auch nicht. Nur um ganz sicher zu gehen, würde sie die ursprüngliche Version einem Übersetzer vorlegen.
Als sie in Westcott Hall ankam und außer Mrs Johannsen niemanden antraf, war sie ein bisschen enttäuscht. Sie verstaute die mitgebrachten Sachen in den Schränken und Schubladen, die Mrs Johannsen ihr zeigte.
“Mr Westcott lässt Ihnen ausrichten, dass er sich verspätet”, erklärte Mrs Johannsen. “Er sagte etwas davon, dass er mit dem Gouverneur vor dem Gala-Dinner noch einen Drink nimmt.”
Tess bedankte sich und hoffte insgeheim, Cole möge nicht zu spät kommen. Als sie mit dem Auspacken fertig war, aß sie von dem Hähnchen, dem Salat und dem frischen Brot, das Mrs Johannsen ihr gebracht hatte, bevor sie nach Hause fuhr.
Dann ging sie in die Bibliothek, rief Coles Anwalt Henry an und fragte ihn, wen er mit der Übersetzung des Fluchs beauftragt hatte.
Nach kurzem Zögern seufzte er. “Wahrscheinlich kennen Sie die Übersetzerin sogar. Sie unterrichtet an der Universität, an der Sie gearbeitet haben.” Widerwillig gab er Tess den Namen.
Tess konnte gar nicht glauben, dass sie nicht selbst an Professor Kathleen O’Brian gedacht hatte. Sie wusste, wie gut Kathleen sich in vielen Sprachen auskannte. Sofort rief sie Kathleen an und faxte ihr den gälischen Text. Kathleen versprach, ihr noch am selben Abend die Übersetzung zu liefern.
Gerade als Tess das Fax abgeschickt hatte, öffnete sich die Tür zur Bibliothek. Ein großer bulliger Mann kam herein und sah Tess überrascht an. “Tut mir leid, Madam. Ich hörte ein Geräusch und dachte, Cole sei hier drin.”
“Er ist, glaube ich, noch nicht wieder zu Hause.”
Er zog die dichten Augenbrauen zusammen. “Moment mal, sind Sie nicht Tess McCrary?”
Der feindselige Tonfall seiner Frage regte Tess auf, und jetzt erkannte sie das Gesicht auch aus den Nachrichten. Sie kam um den Schreibtisch herum. “Oh, und ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Coles Cousin Leo, der meinen Vater zusammengeschlagen hat.”
Leo lief rot an. “Ich habe ihn nicht zusammengeschlagen. Der alte Mann hat mich angegriffen, und sein Komplize ging mit dem Gewehr auf mich los.”
Wütend verdrehte sie die Augen.
“Und jetzt verraten Sie mir mal, warum Sie in Coles privater Bibliothek herumstöbern.” Leo straffte die breiten Schultern. “Weiß er, dass Sie hier sind?”
Zornig biss sie die Zähne aufeinander. Natürlich wusste Cole nichts davon. Sie hatte ihm noch nicht sagen können, was sie vorhatte. “Das geht Sie nichts an, Officer Westcott.”
“Nichts von dem, was Cole hier aufbewahrt, geht Sie etwas an, Miss McCrary.”
“Ihr Name”, ertönte es von der Tür aus, “ist Mrs Westcott.”
Verblüfft drehten Tess und Leo sich zu Cole um. Bei seinem Anblick fing Tess’ Herz zu rasen an, doch am aufregendsten fand sie, was er gesagt hatte: Mrs Westcott.
Cole kam herein und legte Tess einen Arm um die Taille. “Meine Frau”, sagte er leise, den Mund ganz dicht an ihrer Wange.
Leo wirkte verlegen. “Reg dich doch nicht auf. Woher sollte ich wissen, ob sie hier in der Bibliothek sein darf?”
Cole warf ihm einen finsteren Blick zu, und unwillkürlich trat Leo einen Schritt zurück. “Eines musst du verstehen, Leo. Dies hier ist auch Tess’ Haus. Wenn sie dich entlassen will, kannst du gehen.” Er sah zu Tess. “Möchtest du, dass er geht?”
Die Versuchung, ihn hinauszuwerfen, war groß, doch Tess schüttelte den Kopf.
“Du hast das Recht dazu, Tess, und ich werde voll und ganz hinter dir stehen.”
Tess musste schlucken, und sie wandte sich an Leo, der verlegen dastand. “Ich bin vielleicht mit schuld daran, dass Leo sich so aufgeführt hat”, räumte sie ein, und sofort sah sie Überraschung in Leos Blick. “Es kann sein, dass ich ihn provoziert habe.”
Fragend sah Cole zu Leo.
“Sie sagte, ich hätte ihren alten Herrn zusammengeschlagen. Im Grunde habe ich ihn daran gehindert, sich selbst oder jemand anderen zu verletzen.”
“Das
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