Verführung in weißer Seide
hätte unsere Familie endlich auch mal etwas Glück.”
Die McCrarys hatten Glück? Tess fasste es nicht. Hing das damit zusammen, dass Cole und sie geheiratet hatten? Waren sie vom Fluch erlöst?
“Und was ist mit dir, Liebes?” Voller Sorge sah Margaret sie an. “Ist gestern alles gut gelaufen? Du klangst am Telefon beunruhigt.”
“Beunruhigt?” Natürlich, in dem Moment hatte sie ja auch auf Cole gewartet, der zu ihr ins Schlafzimmer kommen wollte. “Wahrscheinlich war ich nur erschöpft.”
Zum Glück klingelte das Telefon, und Kristen ging dran. “Ach, hallo, Mr Westcott.”
Tess stand Kristen direkt gegenüber und erstarrte.
“Da hast du wahrscheinlich recht”, sagte Kristen nach kurzem Zuhören. “Also dann: Cole.” Höflich hörte sie wieder zu, und schließlich hob sie erstaunt die Augenbrauen. “Vielen Dank. Das ist sehr nett. Ja, ich hole sie.”
Sie bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und gab Tess den Hörer. “Es ist Cole Westcott.” Leise fügte sie hinzu: “Er sagt, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um Josh und Daddy zu helfen.”
Tess freute sich. “Ich nehme den Anruf im Büro an.” Mit hochrotem Kopf ging sie in den hinteren Teil der Boutique und tat so, als bemerke sie die vielsagenden Blicke der Kundinnen nicht.
“Wieso bist du denn heute früh ohne ein Wort verschwunden?”, fragte sie, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
“Ich bekam heute ganz früh einen Anruf, dass es in einem meiner Restaurants ein Wasserrohrbruch gegeben hat. Der Manager hat gekündigt, und der Chefkoch hat mit Selbstmord gedroht, weil der Gouverneur dort heute Abend ein großes Gala-Dinner bestellt hat.” Er senkte die Stimme zu einem erotischen Murmeln. “Sonst wären wir beide jetzt immer noch im Bett dabei, allerlei notwendige Dinge zu tun.”
Kraftlos lehnte sie sich an den Schreibtisch und wusste nicht, ob sie lächeln oder sich ärgern sollte. Also hatte er sie heute früh doch begehrt. “Ich glaube, das ist ziemlich unwahrscheinlich.”
“Wir sollten eine Hochzeitsreise machen.”
Tess schluckte.
“Was hältst du davon, ein paar Wochen lang nur zu zweit sein?”
Tess biss sich auf die Lippe. Jetzt fing sie schon das Träumen an, sobald er nur mit ihr sprach. “Cole, was zwischen uns letzte Nacht geschehen ist …”
“Es war unsere Hochzeitsnacht.”
Fast hätte sie aufgestöhnt.
“Such dir irgendein Reiseziel aus”, drängte Cole. “Mir ist alles recht. Und dort vergessen wir die Welt.”
Das konnte Tess sich gut vorstellen. Es würde ihr unglaublich leicht fallen, mit Cole zusammen der Realität zu entfliehen. Sie räusperte sich. “Dir ist doch bewusst, dass du die Erfüllung gefunden hast. Es besteht kein Grund, das Ganze zu wiederholen. Hör mal, ich muss wieder an die Arbeit gehen.”
“Es gibt einen Grund, Tess. Das haben wir in der vergangenen Nacht bewiesen.”
“Ich habe jetzt keine Zeit mehr zum Reden. Wir sehen uns dann …”
“Zu Hause”, beendete er den Satz für sie. “Zum Dinner. Und bring auch deine übrige Kleidung mit und alles, was du brauchst, um dich in Westcott Hall heimisch zu fühlen.”
In diese Richtung wollte sie lieber nicht weiterdenken. “Vielen Dank.” Sie legte auf, bevor er noch etwas erwidern konnte. Er brauchte nur etwas Nettes zu sagen, und schon war sie zutiefst gerührt.
Den Rest des Nachmittags erlebte sie wie im Rausch. Ständig ging ihr Cole durch den Kopf, und immer wieder sah sie auf die Uhr, weil sie es nicht erwarten konnte, ihn wiederzusehen. Mühsam kämpfte sie gegen diese Sehnsucht an und fuhr nach der Arbeit in ihr Apartment, um einen zweiten Koffer zu packen. Als sie die letzten Hosen und Blusen in den Koffer legte, fiel ihr Blick auf Phillips Foto auf dem Nachttisch.
Sofort fühlte sie sich schuldig. Wie kam es, dass Sex mit Cole sie so mitriss, während sie bei Phillip nicht annähernd so viel empfunden hatte? Ja, wahre Leidenschaft hatte Tess mit Phillip nicht erlebt.
Er war ein verlässlicher fleißiger Mann, den man sich gut als Partner fürs Leben vorstellen konnte. Was machte es da schon aus, wenn er nicht gerade der feurigste Liebhaber war?
Cole dagegen war wie ein Fleisch gewordener Traum. Unglaublich gut aussehend mit durchtrainiertem Körper und messerscharfem Verstand. Noch dazu konzentrierte er sich so ausschließlich auf eine Frau, dass sie nicht anders konnte, als sich begehrenswert zu fühlen. Und wenn sie an seine Küsse dachte, fürchtete Tess, dass sie
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