Verführung in weißer Seide
zu erleben. Als sie sich der Küche näherten, hörten sie Leo darin bereits mit den Töpfen klappern.
“Kommt rein und setzt euch.”
Sobald Cole und Tess die Küche betraten, hörten sie Leos barsche, ungeduldige Stimme. Dampfende Töpfe und Pfannen standen auf dem Herd, und es duftete nach Knoblauch, Zwiebeln und Gewürzen.
Cole und Tess setzten sich auf die Hocker an der Kücheninsel in der Mitte des Raums.
“Mir ist ein Weg eingefallen, wie ich dir beweisen kann, dass meine Gerichte viel besser schmecken als die, die in deinen Restaurants serviert werden”, verkündete Leo und stellte drei kleine Schälchen mit Salat vor Cole. “Probier diese Salate und schreib auf, welcher dir am besten schmeckt.” Er reichte ihm Zettel und Bleistift. “Hier links, der ist A, dann kommen B und C. Ich schreibe den Buchstaben von dem Salat auf, den ich gemacht habe, damit alles fair verläuft.”
“Und was ist mit Tess? Wo sind ihre Schälchen, ihr Stift und ihr Zettel? Wenn wir beide unsere Auswahl vorher aufschreiben, wird meine Meinung durch sie nicht beeinflusst.”
Mürrisch holte Leo noch drei Schälchen mit Salat herbei und reichte Tess Stift und Papier. “Erst aufschreiben, bevor irgendeine Meinung geäußert wird”, ermahnte er sie.
“Versprochen.” Tess erwiderte seinen drohenden Blick.
Cole musste ein Lächeln unterdrücken und probierte den ersten Salat.
Tess ließ sich mit jedem Salat viel Zeit und schrieb anschließend ihren Tipp auf, drehte das Blatt um und legte die Hand darauf. Anscheinend wollte sie verhindern, dass Cole schummelte.
Cole musste zugeben, dass er nicht sagen konnte, welcher Salat aus einem seiner Restaurants stammte und welcher nicht. Pflichtbewusst notierte er den Buchstaben des Salats, der ihm am besten schmeckte.
“In Ordnung.” Leo wirkte nervös. “Mal sehen, welchen du gewählt hast, Cole.”
Cole drehte seinen Zettel um, und Leo lächelte zufrieden. Schwungvoll hielt er sein Blatt hoch, auf dem derselbe Buchstabe stand wie auf Coles. “Ich dachte mir schon, dass dir so ein Dressing schmeckt.” Er sah zu Tess und wirkte verunsichert. “Tja, und welchen haben Sie gewählt?”
Mit strahlendem Lächeln drehte Tess ihren Zettel um.
Vor Freude lief Leo rot an. “Siehst du?”, sagte er zu Cole. “Sogar ihr schmeckt es.” Selbstbewusst richtete Leo sich auf. “Machen wir mit der Krabbensuppe weiter.”
Cole verlor keine Zeit. Er probierte aus allen drei Schalen und schrieb seinen Buchstaben auf.
Als Tess beim letzten Schälchen ankam, wurde Leo so nervös, dass er auch gleich laut hätte sagen können, dass er diese Suppe gekocht hatte. Tess sah zu ihm und tauchte den Löffel in die cremige Suppe. Cole beobachtete sie gespannt.
Erstaunt riss sie die Augen auf. “Hm!” Sie aß einen zweiten Löffel von der Suppe und schloss genießerisch die Augen. “Hm!”
Cole hätte fast losgelacht. Hatte sie nicht versprochen, ihn nicht zu beeinflussen?
Leo sprang fast in die Luft, als er sah, wie gut es ihr schmeckte. Tess ließ den Löffel fallen, schnappte sich den Stift und schrieb den Buchstaben auf. Gönnerhaft verkündete Leo: “Ich finde, diesmal sollte die Lady zuerst zeigen, was sie gewählt hat.”
Tess drehte ihr Blatt um, Leo seines, und beide sahen sich voller Zufriedenheit an.
“Wenn Sie … ich meine … irgendetwas sagen wollen, dann können Sie es gern tun”, gab Leo nach.
“Oh, Leo! Das ist die beste Krabbensuppe, die ich je im Leben gegessen habe. Die anderen hier sind auch nicht schlecht, aber diese …”, mit beiden Händen deutete sie auf ihren Favoriten, “… die schmeckt einfach himmlisch. Woher kommt denn dieses intensive Aroma?”
Cole hatte Leo selten so glücklich erlebt.
“Es kommt darauf an, wie man die Sahne für die Soße behandelt …”
“Entschuldigung”, mischte Cole sich belustigt ein. “Interessiert sich hier irgendjemand auch für meine Wahl?”
Leo sah ihn an, als habe er ihn vollkommen vergessen. “Ach ja, natürlich.” Besorgt fuhr er fort: “Welche Suppe hast du gewählt?”
Cole zeigte ihm seinen Zettel, und Leo strahlte.
Während sie die übrigen Gerichte probierten, beobachtete Leo Tess sehr genau. Immer wählte sie das Gericht, was Leo gekocht hatte, doch auch Cole hatte Leos Essen immer als das beste empfunden. Dieser seltsame Kerl konnte wirklich ausgezeichnet kochen.
Als Leo das Dessert servierte, eine warme Trüffel-Mousse auf Biskuit, schloss Tess die Augen und seufzte so sinnlich, dass es
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