Verführung in weißer Seide
euch beiden Cole Westcott, meinen Ehemann, vorstellen.”
Dass sie ihn so bewusst als ihren Ehemann vorstellte, rührte Cole, und er brachte keinen Ton heraus. Auch ihre Eltern schwiegen weiter.
“Cole.” Tess’ Stimme klang ruhig und leicht gepresst. “Das sind meine Eltern, Ian und Margaret McCrary.”
“Mrs McCrary.” Cole nickte ihr zu. Selbst in ihrem Alter wirkte sie zierlich und schön wie eine Porzellanpuppe. Diese blauen Augen hatte sie Kristen vererbt. Tess wirkte im Vergleich zu ihr viel kraftvoller, feuriger und energischer. Als Margaret McCrary sich endlich wieder genug unter Kontrolle hatte, um wenigstens zu nicken, stellte Cole leise fest: “Jetzt begreife ich, wieso mein Vater sich niemals verziehen hat, dass er Sie an einen anderen Mann verloren hat.”
Bei der Erinnerung daran, dass sie mit seinem Vater verlobt gewesen war, als sie Tess’ Vater kennenlernte, errötete sie leicht. Dadurch war die Feindschaft zwischen den beiden Männern auf die Spitze getrieben worden.
Tess’ Vater verlor fast die Beherrschung.
Cole streckte ihm die Hand entgegen. “Mr McCrary.”
Ohne auf Coles Hand zu achten, sah Ian McCrary zu seiner Tochter. “Was willst du damit erreichen, Tess? Heißt das, dass sich zwischen euch beiden etwas entwickelt hat?”
“Wenn man zusammenlebt, lässt sich das schwer vermeiden.”
Ian McCrarys Zorn wuchs. “Wie weit geht es denn?” Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: “Sag jetzt nicht, dass du mit ihm schläfst!”
Es war ihr alles sehr peinlich, aber sie erwiderte ruhig den Blick ihres Vaters. “Ich denke, das geht außer meinen Mann und mich niemanden etwas an.”
Fast panisch schüttelte er den Kopf. “Was machst du bloß, Tessie? Du hast mir doch erzählt, es sei ein Geschäft.”
“Das ist es auch.”
“Seit wann erledigst du deine Geschäfte im Schlafzimmer?”
“So ist es nicht. Ich …” Sie verstummte und schluchzte. Was sollte sie noch erklären? Ihr ganzes Leben war auf den Kopf gestellt worden. Sie presste die Lippen aufeinander und schluckte.
Cole legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. “Auch wenn es Ihnen noch so sehr missfällt, Mr McCrary, Tess ist meine Ehefrau.”
Verächtlich blickte Tess’ Vater ihn an. “Mit Ihnen habe ich gar nicht gesprochen, Westcott. Ich spreche hier nur zu meiner Tochter.”
Mühsam beherrschte Cole sich, und zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, was richtig und was falsch war. Hatte er das Recht, diesen Mann davon abzuhalten, Tess weiterhin so aufzuregen? Sie war seine Ehefrau, doch sie hatten sich nur auf fünf gemeinsame Monate geeinigt, von denen eine Woche bereits vergangen war. Welchen Anspruch konnte er aus einer solchen Ehe ableiten? Dieser Mann, der ihn so wütend ansah, war ihr Vater, aber gab ihm das das Recht, sie so gemein anzugreifen? Geschäfte im Schlafzimmer! Von jedem anderen hätte Cole dafür eine Entschuldigung verlangt.
McCrary wandte sich an Tess, und die Feindseligkeit in seinem Blick verwandelte sich in Mitleid und Bedauern. “Ich wusste, dass das geschieht. Du warst zu lange allein und bist viel zu empfänglich für den Charme von irgendeinem Dahergelaufenen.”
Einem Dahergelaufenen! Wahrscheinlich stimmt es, dachte Cole. Sie muss sehr einsam gewesen ein, wenn sie sich die ganze Zeit über nach Phillip gesehnt hat. Hatte er, Cole, die Situation ausgenutzt, weil er sie begehrte?
“Lass dir von seinem Aussehen und den Komplimenten nicht den Kopf verdrehen”, flehte Tess’ Vater sie an. “Die Westcotts sind bekannt dafür, dass sie sich bei Frauen einschmeicheln. Und sie nehmen sie sich, wann immer sie nur können. Entweder in lustigen kleinen Grüppchen oder eine nach der anderen.”
Das ging zu weit. Cole ließ Tess los und ging auf das Bett zu. Er ballte die Fäuste und verharrte erst unmittelbar vor der Bettkante. Er konnte schlecht auf einen Mann einschlagen, der im Krankenhaus lag. Aber es juckte ihn gewaltig in den Fingern, es zu tun, nur damit Ian McCrary endlich zu reden aufhörte. Wenn Tess ihrem Vater glaubte, was dann?
Andererseits stimmte das, was ihr Vater gesagt hatte, ja auch bis zu einem gewissen Grad.
“Er nutzt dich aus, Tessie, und dann lässt er dich fallen.”
“Du kennst ihn doch gar nicht.” Tess stieß es so aufgebracht aus, dass ihr Vater verstummte. “Und mich kennst du auch nicht, wenn du glaubst, ich könnte meine Angelegenheiten nicht selbst klären. Ich bleibe bei meiner Abmachung mit Cole. Und er
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