Verführung in weißer Seide
Sophie sich dazu gratulieren, dass sie recht behalten hatte.
Während Sophie sich auf die Suche nach ihrem nächsten Opfer begab, ballte Tess die Fäuste und ging zum hinteren Garten. Noch mehr Ratschläge konnte sie nicht ertragen. Ihre Eltern und sie hatten sich darauf geeinigt, weiter bei der Version zu bleiben, dass Cole viel unterwegs sei. Dafür musste Tess allerdings die Rolle der einsamen Ehefrau spielen, und mittlerweile vermuteten viele Freunde dasselbe wie Tante Sophie. Dass Tess auf einen Charmeur hereingefallen war, der nur die Bedingungen im Testament seines Vaters erfüllen wollte.
“Versteck dich nicht hinter der Palme dort.” Lianna tauchte neben ihr auf und lächelte mitfühlend. Von einem Kellner ließ sie sich zwei Gläser Sekt geben und reichte eins Tess. “Trink das, dann sind dir die Fragen egal.”
Folgsam trank Tess, aber sofort fiel ihr wieder ihre Hochzeitsnacht ein. Cole hatte ihr Champagner serviert und dabei nichts außer seinem grünen Seidenmantel getragen. Und dann hatten sie …
Die Erinnerung schmerzte entsetzlich. Sie stellte das Glas ab. “Lieber nicht. Wer weiß, was für Unsinn ich sonst auf diese Fragen antworte.”
Vielleicht keinen Unsinn, sondern die Wahrheit. Dass Cole sie verlassen hatte und dass sie seit einem Monat nichts von ihm gehört hatte, obwohl sie täglich an ihn dachte.
“Tess, ich weiß, dass deine Eltern und du euch geeinigt habt, nichts über eure Abmachungen mit Cole zu erzählen. Du sagst auch, es macht dir nichts aus, dass er fort ist.” Besorgt sah Lianna sie an. “Auch mit der Scheidung im November bist du angeblich einverstanden, aber …”
“Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.” Tess wandte sich ab und versuchte ihre Tränen fortzublinzeln. Heute war es am schlimmsten. Natürlich freute sie sich für Kristen und Josh, und als Trauzeugin hatte sie neben ihrer Schwester vor dem Altar gestanden, als die beiden sich das Jawort gaben. Eine junge strahlende Braut und ihr verliebter junger Bräutigam.
Doch Tess hatte an ihre eigene Hochzeit vor einem Monat denken müssen. In einer leeren Kirche. Sie hatten ihren Treueschwur nicht ernst gemeint, aber Coles Kuss hatte sie erbeben lassen, und mit dem Ring verband sie Erinnerungen, bei denen sie immer noch zutiefst gerührt war.
Höflich wandte Lianna den Blick von Tess ab. “Oh, deine arme Cousine. Deine Tante Zoe schleppt sie wieder von einem jungen Mann zum nächsten, um einen Ehemann für sie zu finden. Jetzt kommen sie näher. Anscheinend haben sie einen gefunden. Na, einen schlechten Geschmack haben sie nicht. Das Gesicht kann ich zwar noch nicht erkennen, aber er sieht nicht schlecht aus mit seinem …” Lianna verstummte und riss die Augen auf. “Oh, das ist doch nicht möglich!”
Tess runzelte die Stirn. “Was ist denn? Stimmt etwas nicht, Lianna?”
“Du würdest nicht glauben, wen Zoe da an der Angel hat.”
Tess konnte nicht anders, sie blickte sich über die Schulter um. Und ihr Herz begann wild zu rasen. Es war Cole. Er stand da in seinem eleganten Smoking, dem cremefarbenen Hemd und der passenden Fliege und überblickte die Menge.
Was tat er hier?
Nein, dachte sie. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden. Ich brauche Zeit, um mich zu sammeln.
“Oje!”, stieß Lianna zwischen den Zähnen hervor. “Da kommt deine Mutter, und sie sieht nicht glücklich aus.”
“Was tut er hier, Liebes?” Natürlich meinte Margaret Cole, der sich im Moment mit Tante Zoe auseinandersetzen musste. “Woher weiß er von der Hochzeit? Ich habe ihm keine Einladung geschickt und Kristen bestimmt auch nicht.”
Daran zweifelte Tess nicht. “Ich habe ihn auch nicht eingeladen.”
“Hoffentlich gibt das keinen Ärger.” Ihre Mutter war voller Sorge. “Ich weiß, dass er dein Ehemann ist, und schließlich sollen alle denken, eure Ehe sei rechtsgültig, aber du weißt, wie die McCrarys über die Westcotts denken.”
Tess riss sich von Coles Anblick los und wandte sich wieder von der Menge ab. Wenigstens hatte er sie noch nicht entdeckt.
“Jemand muss ihn dazu bringen, dass er geht, bevor dein Vater von der Bar zurückkommt.”
“Geh und sprich mit ihm, Tess”, drängte Lianna. “Das willst du doch.”
Nein, das wollte sie nicht. Die plötzliche Trennung tat noch viel zu sehr weh, und sie konnte sich immer noch nicht erklären, wie sie sich in ihn hatte verlieben können, obwohl alles doch rein geschäftlich ablaufen sollte – ein bisschen Sex eingeschlossen.
“Zoe ist
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