Verführung pur
Bank gehörte, und er verschwieg es absichtlich,
obwohl
es der Wahrheit entsprach? Auf der anderen Seite hätten die meisten Männer sich auch nicht zwei Mal bitten lassen, mit ihr ins Bett zu steigen, wohingegen er abgelehnt hatte.
“Die Bank gehört nicht mir, sondern meinem Unternehmen.” Er wollte ihr den Arm um die Schulter legen, doch sie schüttelte ihn ab. “Lass mich dir erklären …”
“Spar dir deine Erklärungen!”, fuhr sie ihm ins Wort. Bildete er sich etwa ein, dass sie mit einem Mann, der sie vom ersten Augenblick an belogen hatte, auch nur
irgendwohin
gehen würde? Ihr war egal, wie verführerisch er duftete, wie umwerfend er aussah und wie heiß ihr in seiner Gegenwart wurde. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, Menschen aus dem Weg zu gehen, die ihr etwas vormachten. “Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich habe einen wichtigen Termin.”
Ihr frostiger Ton ließ ihn sichtlich zusammenfahren, aber so schnell gab er nicht auf. “Kann ich dich wenigstens hinterher kurz sprechen? Bitte! Du darfst nicht glauben, dass ich geplant hätte, dich anzulügen. Es ergab sich einfach so, als du mich fragtest, ob ich für die Bank arbeite.”
Sie trat noch einen Schritt zurück, weil sie dringend mehr Abstand zwischen sich und dem Mann brauchte, der sie so magisch anzog. Hatte er sich insgeheim königlich über ihre Verführungsversuche amüsiert?
“Natürlich. Ich habe dir die Worte praktisch in den Mund gelegt, und du hattest gar keine andere Wahl”, sagte sie gereizt und fiel beinahe hintenüber, als sie mit dem Sessel kollidierte, in dem sie zuvor auf ihren Termin gewartet hatte. Mit zitternden Händen griff sie nach ihrer Handtasche, die dort lag, und umklammerte sie, als wollte sie sich damit schützen. “Deshalb musstest du zwangsläufig den ganzen Tag so tun, als wärst du nur ein unbedeutender Mitarbeiter. Ich muss jetzt gehen.”
“Mia, versteh mich doch! Ich bin noch nie einer Frau begegnet, die nicht genau wusste, wer ich war”, flehte Seth und eilte hinter ihr her. Merkte er denn nicht, dass sämtliche Kunden und Angestellte sie beobachteten? “Als ich endlich begriff, dass du mich nicht erkannt hast …”
Wieder ließ sie ihn nicht aussprechen. “Warum sollte ich dich erkennen? Warst du vielleicht schon auf dem Titel vom
People-Magazin
als Sexiest Man of the Year und ich habe es verpasst?”
“Ich kann ja verstehen, dass du ärgerlich bist.” Er versuchte erneut, den Arm um sie zu legen, doch Mia wich ein weiteres Mal zurück. “Warum sagst du mir nicht, worum es bei deinem Termin mit der Bank geht, und ich kümmre mich um die Angelegenheit? Ich bin sicher, dass ich dir helfen kann. Gib mir bitte die Chance, wiedergutzumachen, was ich angerichtet habe.”
Wie oft hatten die Freunde ihrer Mutter hoch und heilig versprochen, sich um Noelles “Angelegenheiten zu kümmern”, und sie war jedes Mal darauf hereingefallen. Nein, Mia war klug genug, nicht in dieselbe Falle zu tappen. Sie wollte sich von keinem Mann abhängig machen.
“Danke, ich bespreche meine geschäftlichen Belange nicht mit jemandem, dem ich nicht vertrauen kann”, erwiderte sie spitz.
Wie wollte sie eine unabhängige Geschäftsfrau sein, wenn sie Seth erlaubte, ihre finanziellen Probleme mit einer lässigen Ich-bin-der-Boss-Geste aus der Welt zu schaffen?
Er sah aus, als hätte sie ihn mit ihren Worten verletzt, und den Getroffenen zu spielen hatte er ja wohl kaum einen Grund, oder?
“Hör mal, ich bin nicht wütend auf dich, obwohl ich es eigentlich sein sollte. Aber ich brauche keine Hilfe. Ich werde jetzt in meine Besprechung gehen und meine Angelegenheiten allein regeln.” Mia atmete ein paar Mal tief durch. Ihrer gestörten Familie hatte sie zumindest zu verdanken, dass sie in Einlenkmanövern unschlagbare Spitze war. “Vielen Dank für dein Angebot, doch es gibt nichts, was du wiedergutzumachen hättest. Nach dem Termin werde ich die Stadt verlassen, und wir sehen uns nie wieder.”
Seth sah sie fassungslos an, und wenngleich ihr Verstand ihr sagte, dass dieser Mann ihr ernsthaft gefährlich werden konnte, regte sich eine andere Stimme in ihr, die sie daran erinnerte, wie wundervoll die Stunden mit ihm, seine Küsse, seine Berührungen, seine Nähe gewesen waren.
“Wohin fährst du?”, fragte er, und Mia hatte das ungute Gefühl, dass er es unbedingt wissen wollte. Redete sie sich nur etwas ein, oder war Seth Chandler tatsächlich interessiert daran, sie noch einmal zu sehen? Immerhin
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