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Verführung pur

Verführung pur

Titel: Verführung pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Rock
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das Wasser über den Pinsel und ihre Finger laufen. “Du läufst dann wahrscheinlich direkt zu den Großeltern und reibst ihnen brühwarm unter die Nase, dass du mehr über mich weißt als sie, oder?”
    Anstelle lautstarken Protests und beleidigter Empörung folgte allerdings nur Stille. Damit hatte Mia nicht gerechnet. Verwundert drehte sie das Wasser ab und wandte sich zu ihrer Mutter um.
    Noelle blickte sie nachdenklich an. “Das traust du mir zu?”
    “Würdest du das denn nicht tun?”
    “Ich weiß nicht”, sagte Noelle, auf deren Stirn tiefe Sorgenfalten standen.
    Mia seufzte. Nein, ihre Mutter tat normalerweise nie absichtlich etwas, womit sie Mia schaden könnte. Unabsichtlich jedoch schon. Aber das lag daran, dass Noelle meist nicht lange überlegte, ob sie durch ihr Handeln möglicherweise andere verletzte.
    “Seth kommt”, gab Mia zu und hoffte ihre Mutter mit diesem Geständnis wieder zu versöhnen.
    “Das hatte ich schon befürchtet”, meinte Noelle, die heute Abend anscheinend für manche Überraschung gut war. “Du magst ihn sehr, nicht wahr?”
    Mia wischte ihre Palette sauber. Sie wollte zwar eigentlich noch ein bisschen arbeiten, aber Seth konnte jede Minute eintreffen, und dann sollte es in ihrem Wohnzimmer-Atelier wenigstens halbwegs ordentlich aussehen.
    “Es ist nichts Ernstes. Trotzdem wundere ich mich, dass du nicht gleich vor Begeisterung platzt, wenn ich endlich mal wieder einen Mann kennenlerne.”
    “Aber das tue ich doch!” Noelle sprang auf und kam zu Mia, die vor ihrer Staffelei stand. “Und ich wünsche dir von Herzen alles Glück der Welt. Ich dachte nur, wenn du ihn
nicht
magst, springt er vielleicht noch heute zurück auf das Boot, und er und sein aufdringlicher Onkel wären wieder verschwunden.”
    “Seths Onkel?”
    “Brock Chandler, der Seemann, dessen Ego so groß ist, dass er dafür eine eigene Postleitzahl beantragen sollte.”
    Mia mischte einen neuen Rotton für das Rotkäppchen. Wenn sie verwirrt war, half Malen, und deshalb gab sie das Saubermachen fürs Erste wieder auf. “Erzähl mir nicht, dass du Probleme mit einem Mann hast, den du erst heute kennengelernt hast.”
    Seit einem Jahr schien es, als hätte Noelle sich endgültig gefangen. Sie ließ die Finger von Männergeschichten und kümmerte sich um ihre Familie, was mehr war, als Mia je von ihr erwartet hätte.
    “Was denkst du eigentlich von mir, Mia?” Nun klang sie ernstlich verletzt. Sie nahm sich ihren Helm und setzte ihn auf. “Die Zahl der Männer, die mir je Schwierigkeiten bereitet haben, liegt exakt bei zwei – der eine war dein Vater, und der andere ist Brock. Glaub mir, alle anderen Männer habe ich immer abblitzen lassen, weil ich Grandpa nicht verärgern und Grandma keinen Vorwand liefern wollte, mir den ohnehin spärlichen Kontakt zu dir zu verbieten.”
    So ernst und gefühlsbetont war Noelle noch nie gewesen.
    Mia überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte, um ihre Mutter davon abzuhalten, aus der Tür zu stürmen und für weitere fünf Jahre aus Twin Palms zu verschwinden. “Entschuldige.”
    Noelle verdrehte die Augen. “Entschuldige dich nicht für etwas, was dir gar nicht leidtut. Mir ist es tausend Mal sympathischer, wenn du offen zu mir bist, als dass du mir den lieben langen Tag die glückliche Verkäuferin vorspielst.”
    Dieser Sarkasmus war ebenfalls neu. Vielleicht hätte Mia Noelles Bemerkung über Seths Onkel besser ernst nehmen sollen.
    “Dieser Onkel, ist das der Mann, mit dem Seth heute hergekommen ist?”
    “Er hat mich geküsst!”, gestand Noelle verärgert und boxte in eines der Kissen auf Mias Art-déco-Sofa.
    “Und du bist wütend, weil du es zugelassen hast oder weil er dich jetzt nicht mehr küsst?”, fragte Mia verwundert. Normalerweise sprach sie mit ihrer Mutter nicht über solche Dinge. Ihre Großmutter hatte ihr zahlreiche Geschichten über Noelles Männerbekanntschaften erzählt, und wie es aussah, hatte sie dabei wohl mächtig übertrieben. Mit Noelle selbst hatte sie allerdings nie darüber gesprochen.
    “Ich bin wütend, weil er es getan hat und weil ich …”
    “Weil du es schön fandest”, beendete Mia den Satz für sie. Plötzlich wusste sie genau, was ihre Mutter meinte. “Das kenne ich. Ich habe mich auch furchtbar über mich selbst geärgert, weil ich es genieße, von Seth geküsst zu werden. Aber inzwischen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich die Dinge einfach laufen lassen werde und abwarte, was sich daraus

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